Ohne Titel Teil3

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Wenn ich nicht wirklich aufgepasst hätte, wäre ich direkt in den ersten Menschen reingelaufen, der mir hätte begegnen können. Das Mädchen hatte langes wasserstoffblondgefärbtes Haar und trug diese zu einem langen geflochtenen Zopf, aus dem mehrere Strähnen hingen. Noch bevor sie mich ansah, wusste ich, dass sie hellblaue Augen hatte. Ganz ähnlich von der Farbgebung, wie ich meine gestaltet hatte, nur ein ticken farbloser. Als sie zu mir sah, bekam ich auch schon die Bestätigung für meine Vorahnung. Ihre Augen waren von einem hellen, etwas wässrigen blau, dass jedoch sehr gut mit ihrer hellen Haut und den weißen Haaren harmonierte. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit gefärbt blondem Haar so hübsch sein konnte, und ich selbst hätte sicher fürchterlich ausgesehen, aber sie war wunderschön. Alles schien irgendwie zu passen, was fast schon gruselig war, und auch wenn es hätte fürchterlich künstlich aussehen müssen, sah es auf irgendeine Art und Weise natürlich aus. Der Blick mit dem sie mich musterte, war allerdings nicht wirklich schön. „Pass doch auf! Du wärst fast in mich hineingelaufen!" zischte sie mich an, warf den Zopf zur Seite und eilte dann an mir vorbei. OK, dass war absolut bescheuert! Ich verdrehte die Augen und lief weiter den langen Gang entlang, auf der Suche nach dem Sekretariat. „Suchst du irgendwas Bestimmtes? Einen Friseur vielleicht?" sagte eine piepsige Stimme rechts über mir und ließ mich den Kopf drehen. Dort an der Wand lehnte, fast zwei Meter über dem Boden schwebend, ein kleiner Dunkelelf mit spitzen Ohren und sah mich neugierig an. Ich blickte neugierig zurück. Klar ich hatte schon etliche Elfen gesehen, doch Dunkelelfen kannte ich nur aus den Büchern, die bei uns Zuhause überall standen. Seine langen, dünnen Gliedmaßen waren ganz in schwarz gehüllt und betonten damit den düsteren Blick, des vielleicht zwanzig Zentimeter großen Wesens. Seine spitzen Ohren wurden halb von seinem dunkelbrauen Haar verdeckt und seine schwarzen Augen funkelten scheinbar gefährlich. Zwar meinten die Menschen, dass Dunkelelfen gefährlich waren, doch sie selbst waren eigentlich eher harmlose, scheue Geschöpfe, die ruhigere, abgeschiedene Orte bevorzugten. Orte, an denen es wenig Menschen gab. Das war der Grund, warum ich mich wunderte das kleine Wesen hier anzutreffen. Der Grund, der jedoch dafür sorgte, dass mir ein Schauer über den Rücken jagte, war ein ganz anderer. Dunkelelfen konnten, insbesondere an Orten, mit großen Menschenanhäufungen, nicht alleine überleben. Sie suchten sich Wesen, die über eine höhere Macht verfügten, als sie selbst, um von den abgehenden Magieresten zu leben. Das taten alle Elfen, und das gab ihnen ihren Namen. Die Lichtelfen, suchten die nähe von Feen, Waldelfen, die von Waldhexen, weshalb wir stets ein paar Waldelfen zuhause hatten, und Dunkelelfen ernährten sich von den Magieresten der Gestalten der Dunkelheit. Das war auch der Grund, warum diese Elfen am mächtigsten waren. Gestalten der Dunkelheit waren die stärksten Magier, und strahlten demnach auch am meisten Magie nach außen ab. Wenn sich hier also ein Dunkelelf aufhielt, konnte ein Geschöpf der Nacht nicht weit sein... Ich zitterte. „Hallo? Ich habe dich etwas gefragt! Suchst du was Bestimmtes?" Ich schluckte. Ich hatte eigentlich nur zwei Möglichkeiten, ihn ignorieren, oder mich auf ein Gespräch einlassen, das durchaus böse enden konnte. Ich entschied mich erst mal dafür, dem Konflikt aus dem Weg zu gehen und lief den Gang weiter entlang. Der kleine Elf folgte mir, mich beschimpfend. „Du hohle Nuss! Ich weiß, dass du mich hören und sehen kannst. Von dir geht so viel Macht aus!" Ich ignorierte ihn. Darin war ich wirklich gut, dass musste man mir lassen, auch wenn ich in nichts anderem wirklich gut war. Ich schaffte es sogar tatsächlich ins Sekretariat, indem mich eine etwas mürrisch dreinblickende Frau begrüßte. „Was kann ich für dich tun?" fragte sie dann jedoch mit einem freundlichen Lächeln und blickte von ihrem Computer auf. Ich lächelte vorsichtig zurück. Der Dunkelelf hatte es mittlerweile sogar gewagt sich mir auf zwanzig Zentimeter zu nähern und flog über meiner linken Schulter rum. Das war mir dann langsam doch ein wenig zu schräg und ich warf die Haare zurück, die ihn trafen und aus der Luft rissen. Mit einem leisen „Plop" landete er auf dem Boden. „Ich bin eine neue Schülerin, mein Name ist Lilith, und ich bräuchte glaube ich einen Stundenplan und ähnliches..." sagte ich leise und lächelte ihr wieder zu. Sie nickte bedächtig, schien dann kurz zu überlegen und kramte aus dem großen Stapel am Tischende eine Mappe mit Papieren. Zufrieden mit ihrem Werk reichte sie mir diese. „Das erste ist dein Stundenplan und darauf folgen Schulordnung, Schulvertrag, Computerpasswort und ähnliche Informationen. Das letze ist ein Plan der Schule, doch ich bin mir sicher du wirst dich schnell zu Recht finden. Nun dann Lilith... einen Moment noch bitte!" sagte sie und begann etwas in ihren PC einzutippen. Das andauernde Klackern der Tasten machte mich nervös. „Ah, hier haben wir es ja. Du bist Lilith Green, 16 Jahre alt und bisher wohnhaft in York, England gewesen. Ist das richtig?" Ich nickte nur und sie belohnte mich mit einem Lächeln dafür. „Dann wäre ja alles geklärt, Liebes. Ich wünsche dir einen problemlosen ersten Schultag. Frag ruhig die anderen Schüler, wenn du etwas nicht verstehst. Ich bin sicher sie werden dir helfen." Sagte sie und entließ mich damit aus dem Raum. So sicher, wie sie sich war, war ich lange nicht. Ich kannte neue Schulen und erste Schultage zur genüge, und auch wenn die Erwachsenen zumeist sehr freundlich und verständnisvoll waren, so waren die Schüler meist voreingenommen und neugierig, aber nicht hilfsbereit. Ich seufzte und drehte mich zur großen Uhr um, die an der Wand hinter mir hing. Es war sieben Uhr und zweiundzwanzig. In genau acht Minuten würde der Unterricht beginnen und ich hatte noch die schwere Aufgabe, mein Klassenraum zu finden. Gerade suchte ich den Stundenplan nach der Raumnummer ab, als ich wieder die hohe, langsam nervende Stimme vernahm. „Was sollte das? Findest du es witzig anderen Weh zu tun? Ich werde das meinem Herrn melden... Und auch deinen Namen... Lilith, interessant!" sagte der Dunkelelf und war damit verschwunden. Verwundert blieb ich einen Moment stehen. Herrn? Er selbst bezeichnete ein anderes Wesen als Herrn? Das war absolut untypisch für Elfen. Sie sahen Wesen, die im selben Gebiet lebten wie sie selbst viel eher als Partner an, als als etwas höherstehendes... Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken loszuwerden und machte mich auf die Suche nach meinem Raum.


Nightmare - Wer ist sie wirklichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt