Larry Stylinson OS

Sunrise

💚💚Harry💚💚

* 5049 Wörter *

„Komm schon, Harry. Wie lang brauchst du denn noch? Bis du fertig bist, ist das Wochenende vorbei und ich kann meinen Campingtrip vergessen. Warum wolltest du nochmal mitkommen? Du meintest doch, du hast alles gepackt, wenn ich dich abhole. Davon merke ich absolut nichts. Liegt es an deinen Haaren? Es sind doch immer deine Haare..." hörte ich Niall durch die Tür und sein blödes Geplapper lenkte mich ab und ich kam noch schlechter voran. Es hinderte mich am Denken. Durch sein Gedrängel hatte ich bestimmt die Hälfte vergessen. Klamotten, Schlafsack, etwas zu Essen, Wasser...
„...und dann findest du bestimmt nichts zum Anziehen. Ich bekomme schon Falten vom Warten. Ich meine es gibt Lachfalten und Falten vom Grübeln... gibt es auch Wartefalten? Das muss ich googeln. Okay, du hast eine Minute länger, bis ich das herausgefunden habe. Aber mit Sicherheit bekomme ich graue Haare und das ist alles nur deine Schuld, weil du..."
„Kannst du denn nicht mal deine Klappe halten!" sagte ich genervt und stapfte schwer bepackt in den Flur. Niall saß auf dem Boden und grinste mich an.

„Wieso bist du nur mein bester Freund?" fragte ich ihn und trat ihm leicht gegen den Fuß, damit ich meinen ganzen Kram kurz abstellen konnte.
„Ach Harry, du weißt, dass du mich lieb hast. Und hast du alles?"
„Ja, ich denke schon." antwortete ich und ließ meinen Blick nochmal über meine Sachen schweifen.
„Na dann, auf ins Vergnügen." jauchzte er.

Wir stiegen in Nialls Jeep und fuhren zu unserem Lieblingsplatz in den Wald. Vor ein paar Jahren hatten wir diesen auf einer von unseren Wandertouren entdeckt. Er lag etwas abgelegen von den viel begangenen Wegen, sodass sich dorthin nicht so viele Menschen verirrten. Es gab eine Feuerstelle und man hatte einen tollen Ausblick auf die angrenzenden Berge. Das einzige Manko war, dass er sich etwas höher gelegen auf einem Berg befand und auf einer Seite der Berg recht steil abfiel. Man sollte also nicht im Dunkeln ohne Taschenlampe oder Mondschein, durch die Gegend laufen. Einmal hätten wir fast einen von uns Vieren an den Abgrund verloren... aber das war schon lange her. Jetzt waren wir sowieso immer nur zu Dritt.

„Holen wir Liam noch ab?" fragte ich.
„Nein, wir treffen uns dort." entgegnete Niall, drehte das Radio lauter und wir verließen die Stadt. Ich rutschte tief in den Sitz und sah zu, wie die Landschaft an uns vorbei zog und es immer grüner und felsiger wurde. Ich hatte dringend mal wieder eine kleine Auszeit nötig. Meine Arbeit stresste mich zur Zeit einfach nur. Mein Chef ging mir gehörig auf den Sack. Ständig hing er mir im Nacken mit Abgabefristen und meine Artikel, die ich für die Zeitung schrieb, waren ihm nie gut genug. Ständig musste ich Überstunden machen und fühlte mich einfach nur ausgelaugt und müde. Ich musste dringend mal raus. Für zwei Tage, konnte ich den ganzen Mist mal vergessen und ich war Niall dankbar, dass er mich noch so kurzfristig eingesammelt hatte.

Niall fuhr den Jeep auf den Parkplatz und wir schulterten unsere Rucksäcke und liefen los. Wir brauchten circa zwei Stunden und wir unterhielten uns eine Weile, aber danach hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Die Ruhe des Waldes legte sich dann auch über meinen Geist und ich fiel in einen angenehmen Schritt und atmete tief die nach Holz und Erde duftende Luft ein.

„So, da sind wir." verkündete Niall und ich lachte ihn an. Das letzte Mal, war ich vor einem Jahr hier gewesen. Der Platz barg sehr viele Erinnerungen, die ich eine Zeitlang nicht ertragen konnte. Irgendwann würden die Wunden vollständig heilen, hoffte ich. Aber ich wollte mich nicht mehr länger von dem abhalten, was mir guttat. Und ein Wochenende an meinem Lieblingsort gehörte nun mal dazu.

*******

„Du hast immer noch keine Ahnung, wie man ein Zelt aufbaut." sagte ich lachend zu Niall, der wieder einen aussichtslosen Kampf ausfocht.
„Dann hilf mir doch." jammerte er und hielt eine Stange in der Hand und kratze sich fragend am Kopf.
„Nein, ich denke eher nicht."
„Wieso nicht?" Leicht entrüstet sah er mich an.
„Weil du es endlich mal lernen musst." Ich setzte mich auf einen Baumstamm in der Nähe der Feuerstelle und sah Niall dabei zu, wie er fluchte und das Zelt immer wieder in sich zusammen fiel.