Kapitel 3-Amy Blaze

161 20 96
                                    

Nein, stopp, etwas war anders. Ich blinzelte.

Was war das für ein Geräusch? 

Im Reservat gab es keinen melodischen Gong? Wo war ich?

Ich blickte mich kurz um. Erst als ich die roten Himmelbetten sah, realisierte ich, dass ich nicht zuhause im Reservat war, sondern in Element Hill. Es war also kein Traum gewesen. 

Glücklich sprang ich aus dem Bett und lief ins leere Bad. Heute hatten wir das erste Mal Unterricht! Ich freute mich schon sehr darauf, also machte ich mich schnell fertig, indem ich kurz meine rotbraunen Haare kämmte und mir mein Gesicht wusch. 

Prüfend blickte ich in den großen Spiegel im Bad. Hatte ich etwas vergessen? Achso, die Creme! Schnell lief ich zurück ins Zimmer und holte aus meinem noch nicht ausgepacktem Koffer meine Feuchtigkeitscreme. Während ich die grüngelbe Salbe, die die Konsistenz von Rotze, aber einen angenehmen Geruch nach grünem Tee hatte, in meinem Gesicht verteilte, dachte ich über früher nach.

Im Reservat war ich nur eine von vielen gewesen, die alleine, ohne Verwandten da war. Ich kannte wie viele Magier meine Eltern nicht und war nur ein weiteres Kind, dass mit schwacher Magie und ohne Kontrolle im Reservat gefangen war. Die Beamten von der Magiesicherheitsbehörde hatten immer gemeckert, wieso ich die Creme brauchte, mir sie aber ohne zu Zögern besorgt. 

Die Feuchtigkeitscreme von Brooks Cosmetics hielt mich schließlich am Leben. Ohne die Salbe würde ich "verbrennen", ein Phänomen, was vielen Feuermagiern passierte.

 Ohne die Feuchtigkeitscreme würde ich bei Magienutzung, was bei mir auch noch oft unbewusst passierte und so viel unberechenbarer war, langsam viel Energie verbrauchen, was zum Tod führen würde. So war Magie nunmal. Toxisch, aber mächtig.

Sie gab dir Kräfte, von denen die Reichen und Mächtigen nur träumen konnten, nahm dir im Gegenzug aber alles andere. Und wer jetzt dachte, anderen Elementarmagiern würde das "Verbrennen" nicht passieren, irrte sich. Bei zu starker Magienutzung hielt der Körper das nicht aus, egal ob Feuer, Wasser, Luft und Erde. Bei jedem Magier war es verschieden stark und man musste lernen, die Magie zu kontrollieren. Deshalb war ich jetzt ja hier.

Trotzdem sahen die Menschen das "Verbrennen" als eindeutige Schwäche der Magier an, weshalb sie sie leichter Erpressen konnten. Oder noch schlimmer. Ich hatte schon Folterungen an anderen Magiern erlebt, die öffentlich so lange Kraft nutzen mussten, bis sie starben, oder zumindest sehr schwach oder sogar verrückt daraus wurden. Brutal und etwas, dass ich nicht mal den schlimmsten Menschen wünschte. 

Schnell wischte ich diesen grausamen Gedanken an alte Erinnerungen weg, indem ich die Creme weglegte und mich umzog. 

Nach einer Viertelstunde stand ich angezogen vor der eisernen Tür, die zu meinem wundervollen neuen Zuhause führte. Ich hatte mich für Jeans und T-Shirt entschieden, klar, wir waren in Kanada, aber im Camp war es durch Magie wärmer. Wenn viel Magie an einem Ort konzentriert war, konnte sowas natürlich passieren, im Reservat zumindest, hatte man es wegen einem Glitzern in der Luft gemerkt. Magie veränderte teilweise ganze Landschaften. Außerdem war mir, trotz meiner Creme, sehr oft heiß. 

Gedankenverloren folgte ich einem Pfad zum Zirkel, der Campmitte. Die einzelnen Häuser lagen direkt am Waldrand des Northville Forest. Der Name kam vom Dorf Northville, welches ebenso wie Forestville ein kleines verlorenes kanadisches Dörfchen mitten im Nirgendwo war. 

Auf der anderen Seite, bei den Unterrichtsräumen lag übrigens der verbotene Haunted Forest, wie uns Mrs. Brooks mehr als nur einmal klargemacht hatte.

Auf dem Weg zum Zirkel sah ich viele Magier. Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren ging mit einem blonden Jungen vor mir. An den Typen erinnerte ich mich noch gut, Elliot Lightcroft wurde gestern ja von Mrs. Brooks angewiesen, in welchem Haus er leben würde. Außerdem war er als Eisjunge eh in der gesamten Magierwelt, reservatweit bekannt.

Element HillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt