Kapitel 10- Yara

107 13 48
                                    

„Und du bist ganz sicher, dass es hier ist?", hakte ich skeptisch nach, während ich Calen durch das dichte, üppige Gebüsch der Insel folgte. 

„Pah, Yara, etwa mehr Vertrauen! Auf einer Insel, wo es mehr Loch als Land gibt, findest du Ersteres ganz bestimmt!", mit den Worten arbeitete sie sich weiterhin durch die Büsche vor.

„Wenn wir es „ganz leicht" finden, kann das Mrs. Brooks auch!", ich rollte mit den Augen, doch Calen antwortete nicht mehr. Sie war schon zwischen den Bäumen verschwunden, dass ich nicht mal mehr ihren wippenden blonden Pferdeschwanz sah. Und ja, sie hatte ihn sich ausnahmsweise mal gebunden, ansonsten trug sie ihre welligen Haare immer offen. 

„Calen!", rief ich, dann rannte ich ihr hinterher.
Meine Begleiterin war vor einem Loch stehen geblieben, wie ich es noch nie gesehen hatte.

 Riesig, schwärzer als Jewels schwärzester Mantel und so tief, unheimlich tief, dass ich Angst hatte, durch versehentliches Hineinfallen nie wiederzukommen. „Loch kann man es gar nicht mehr nennen...", wisperte ich, denn das übertraf alles, was ich über Portale gelesen und gehört hatte. 

Und die, die ich selber erzeugte, waren von der Größe her wahrscheinlich ein Fünftel dieses Loches. Wenn überhaupt.

„Ja, wahrlich ominös", flüsterte eine Stimme hinter mir.
Calen und ich fuhren herum und blickten in zwei smaragdgrüne Augen.


🍃🔥🌊💨

Nicht nur Len und Yara waren auf der Insel unterwegs. In diesem Moment huschte eine andere Gestalt, ein kaum sichtbarer Schatten durch das Geäst der kleinen Insel. „Wenn wir es „ganz leicht" finden, kann das Mrs. Brooks auch!", hörte er Yara zweifelnd sagen. Ja, das Mädchen hatte zweifelsohne Recht, sie war schlau. Er hatte sie oft in der Bibliothek des Camps gesehen, wo sie sämtliche Geschichts- und Sachbücher ausgeliehen hatte und stundenlang recherchiert hatte.

Es kam ihm vor, als wäre die Bibliothek Yara Jades zweites Zuhause.
Doch er wandte sich von den Mädchen ab, er hatte schließlich etwas anderes zu tun. 

Von der anderen Seite huschte er zum Loch. Wow, es war ja noch monströser, als Calen beschrieben hatte. Dadurch sahen alle Portale sämtlicher Wasserelementaren mickrig aus. 

Selbst die von Em, die immer entstanden waren, wenn sie sich aufgeregt hatte. Und schon die waren riesig gewesen.  Auf der anderen Lochseite erblickte er Calen, die einige Steinchen in den Abgrund kickte, die endlos fielen.

„Calen!", dann kam auch schon Yara angerannt und sagte etwas, dass er aber nicht verstehen konnte, dafür war es zu leise. „Okay", dachte er, „Rein mit mir, bevor sie etwas bemerken."
Und dann sprang der dunkle Schatten ins Loch und fiel. Er fiel lang in die schwarze Dunkelheit dieses Portals.

🍃🔥🌊💨


„Wie oft wird man hier eigentlich bei Missionen verfolgt?!", stöhnte Calen und blickte die leicht eingeschüchterte Kyra Eveerdon böse an, „Was ist deine schlechte Ausrede? Du wolltest uns retten? Hatte ich schon... Du wolltest uns töten? Naja, wundern würde es mich nicht..."

„Calen!", ich fiel ihr wütend ins Wort, „Lass Kyra doch mal ausreden!"
Dann sah ich zu unserer Verfolgerin, die sich mittlerweile an einen knorrigen Baum gelehnt hatte und wie bei einem Tennismatch abwechselnd hin und hersah.

Ich nickte und lächelte ihr aufmunternd zu. Ehrlich, Calen konnte auf den ersten Blick für manche ziemlich bedrohlich wirken....

So war es mir zum Beispiel auch gegangen, als ich sie heute Nachmittag getroffen hatte, um zur Insel aufzubrechen. Mittlerweile war es übrigens schon Abend, die ersten Sterne funkelten schon am Nachthimmel, während die Sonne noch in ihren schönsten Farben glühte. Wundervoll. 

Element HillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt