SEVEN

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Ich hatte kein Zeitgefühl mehr. Alles schien an mir vorbei zu rasen. Seitdem ich Álvaro Marino kenne, hatte ich kein alltägliches Leben mehr. Ich steckte überall in Schwierigkeiten und hatte nun ein mächtiges Problem mit dem alten Mann David. Ja, der Mann, der mir im Club eine Aufgabe gegeben hatte. Dem schien es gar nicht an zu haben, dass ich seine Aufforderung nicht erfüllt habe. Jetzt hatte er mir gedroht, ihm den USB Stick zu liefern. Sonst würde ich bald nicht mehr existieren. Wütend fuhr ich durch meine Haare und seufzte. Das konnte und wollte ich nicht tun. Ich wollte nie wieder das Haus von Álvaro betreten und nun stand ich nach einer Woche hier und betrachtete sein großes Haus vor mir. Er stand vor dem Balkon, welches in der zweiten Etage war und schaute mich von oben nach unten an. Die Flucht war prima. Ich bin vor einer Woche aus dem Krankenhaus geflohen und hatte den David ausfindig gemacht um Hilfe zu bekommen. Zugut konnte ich an das Szenario erinnern, welches vor meinem Auge kam.

„Du willst also Geld um zu fliehen?", fragte David mich und ich schaute ihn mit einem flehenden Blick an. Er wusste, dass ich keine Wahl mehr hatte. Er kannte mich dafür zu gut. Mein Lächeln verging und ich merkte, wie er zu seinen Männern schaute, die dann rausgingen. Ich nickte ihm mehrmals zu und flehte dem Herrn von oben zu. „Ich werde dir dann auch die Aufgaben erledigen.", sprach ich und er begann zu lachen. „Wer garantiert mir, dass du wieder zu mir zurückkommst?", fragte er und ich verdrehte innerlich meine Augen, doch setzte mein Lächeln auf. „Ich werde mich an mein Wort halten!", sprach ich und er wurde ernst. „Das habe ich ja gesehen, als du die letzte Aufgabe nicht erledigt hattest!", sprach er.

Sein Blick war ernst und ich schluckte bei seinem Gesichtsausdruck. Auch wenn ich zu gerne mich umdrehen wollte und zurückrennen wollte, durfte ich es nicht. Meine Beine brachten mich weiter in das Haus rein und vor der Türschwelle blieb ich stehen. Tief atmete ich ein und aus und trat herein. Álvaro hatte sich kaum die Mühe gemacht, runter zu kommen. Er war immer noch oben. Seufzend stieg ich die Treppen hoch in den zweiten Obergeschoss und suchte den Zimmer, in welchem er sich befand. Ich trat, ohne zu klopfen, in das Zimmer herein und fand ihn. „Das du noch zurückkommst, wundert mich.", sprach er und blickte zu mir rüber. Ich schaute ihn ernst an und nahm meinen Mut zusammen und blickte in seine Augen. „Ich hatte diesen Abstand gebraucht.", antwortete ich und er hielt den Blick stand. Keiner unterbrach den Blickduell. „Ich sehe es. Hat dir eine Woche gereicht als Abstand?", fragte er und hatte einen nachdenklichen Blick auf. Als wüsste er, dass ich log. Was ja eigentlich stimmte. Ich nickte und er steckte seine Hände in die Hosentaschen und drehte sich weg. „Gut, dann kannst du in dein Zimmer und dich für heute Abend vorbereiten. Wir werden zu meinen Eltern fahren." ,sprach er und fragend schaute ich ihn an. „Wieso das?", fragte ich und er schaute erneut zu mir rüber und lächelte leicht. „Wieso nicht? Schließlich werden das ja deine Schwiegereltern und wir werden sie in Zukunft öfters besuchen.", antwortete er und ich spannte mich an. Seine Eltern waren ganz und gar nicht begeistert von mir und wollten mich nicht als Schwiegertochter. Kann ich nur zurückgeben. Doch dieser Mann war ein reinster Sturkopf und setzte das durch, was er wollte. Leider musste ich erneut mitspielen, bis ich das bekomme, welches er versteckt. Sein USB-Stick.

„Du wirst mir diesen USB-Stick bringen, hast du das verstanden! Dann bekommst du das Geld!", stellte er seine Aufforderung und ich konnte nur nicken, da ich keine andere Wahl mehr hatte. Entweder diesen Stick oder ich konnte nicht mehr mein alltäglichen Leben führen. „Du kannst gehen.", sprach er und ich drehte mich um.

Ich wusste nicht, was in dem Stick drin ist, aber das war für den David sehr von Bedeutung und mit diesem Kompromiss haben wir uns geeinigt. Wie lange ich dafür Zeit habe, wusste ich nicht. „In Ordnung.", sprach ich und drehte mich weg und verließ das Zimmer und fand den Weg zu meinem Zimmer. Ich lief zum Kleiderschrank und schaute mir die ganzen verschiedenen Kleider an. Automatisch griff ich nach dem schwarzen Kleid, welches in mir viele Erinnerungen aufweckte. Angezogen stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mein Spiegelbild. Ich hatte ein bisschen zugenommen, was für mich jedoch kein Problem darstellte. Es sah meiner Meinung noch angepasster aus. Als ich den Stoff anfasste, versank ich in Gedanken.

Glücklich schaute ich mich im Spiegel an und grinste. Was für ein wunderschönes Kleid. Ich drehte mich verträumt im Kreis und hielt inne, als er angelehnt an dem Türrahmen stand und mich verschmitzt anschaute. Ich hielt inne und betrachtete sein Outfit. Wie immer trug er einen geschneiderten Anzug und sah hinreißend aus. „Womit habe ich die Ehre, dieses Kleid zu tragen?", fragte ich spaßeshalber und er kam mit langsamen Schritten zu mir und blieb vor mir stehen. Mit einer Bewegung drehte er mich um und ich stand mit dem Rücken vor ihm und konnte uns beiden von Spiegel aus sehen. „Sehe es als Belohnung für deine Arbeit.", antwortete er und ich verdrehte meine Augen. Auch wenn ich zugeben musste, gefiel mir sein Geschenk. Seine blaue Augen schauten mich tiefgründig an und langsam näherte er sich mir rüber.

„Georgina, bist du soweit?", hörte ich seine Stimme und kam zurück zur Realität. Ich drehte mich herum und sah, wie er an dem Türrahmen angelehnt stand und mich anschaute. Déjà-vu. Ich nickte gedankenverloren und bemerkte erst jetzt, dass er genau den gleichen Anzug trug. Maßgeschneidert. So wie vor zwei Jahren. Ich schluckte und drehte mich von ihm weg und prüfte mein Aussehen im Spiegel. Naja eher von seinem intensiven Blick zu abweichen. Ich bekam jedoch mit, wie er zu mir kam und hinter mich stellte. Eine Gänsehaut überkam mich und er näherte sich an meinem Ohr. „Du kannst dich genau erinnern, richtig?", flüsterte er und ich konnte mich leider zu gut erinnern, dass es sich um einem Zufall handelte. Eher ein Déjà-vu. „Ein Déjà-vu..., Georgina.", flüsterte erneut, sodass er die Worte nur für mich sprach. Das kein anderer je die Worte mitbekommen sollte. Ich blickte zu ihm nach hinten und erstarrte, wie nah er mir doch stand und drehte mich zu ihm um und stellte einen Abstand zwischen uns. Doch der Abstand reichte nicht, im Gegenteil, der Schminktisch hinderte das Ganze und ich stieß gegen diese und hielt die Luft an. Ich legte meine Hände an den Ecken vom Schminktisch und sah ihn grinsen. „So unschuldig, aber innerlich bist du der Teufel selbst.", sprach er und ich starrte ihn mit großen Augen an. Was sagte er gerade? Mein Gesicht lief leicht rot an und bevor ich was sagen konnte, hauchte er mir einen Kuss auf die Wange und drehte sich weg. Erstarrt konnte ich nur sehen, wie er aus dem Zimmer lief und mein Herz schnell klopfte. Ich konnte ihn nicht mal zur Rechenschaft ziehen, dieser Idiot!

Marino's fiancé Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt