Aus Vicis Sicht
Ich habe mich schon ziemlich in Elias verliebt. Wir haben uns bei einem Weihnachtsmarkt kennengelernt, die Weihnachtszeit zusammen verbracht und viel miteinander gelacht. Mittlerweile ist der 4. Jänner und ich stehe vor seiner Arztpraxis. Ich war seit Jahren nicht mehr beim Arzt. Das habe ich ihm gestern gestanden. Denn vor einigen Wochen, als wir uns kennengelernt haben und er mir erzählt hat, dass er Arzt ist, konnte ich ihm das noch nicht sagen. Jedenfalls hat er dann darauf bestanden, dass ich heute in seine Praxis komme. Ich war unglaublich nervös. Es war schon kurz nach 19 Uhr, seine Praxis hat um diese Zeit normal schon zu, deshalb öffnete er mir die Tür. ,,Hi, schön dass du hier bist", er strahlte mich an. ,,Hi" ,,Komm gleich mit hinein, hier drin ist es wärmer".
Ich betrat den Warteraum und war erleichtert. Er ist dekoriert und nicht so ganz typisch Arzt, es sieht sogar etwas heimelig aus. Elias führte mich in ein Untersuchungszimmer und bedeutete mir, mich zu ihm an den Schreibtisch zu setzen. ,,Also, wie geht es dir erst einmal?" ,,Ganz gut" ,,Okay, wann hattest du denn deine letzte Gesundenuntersuchung?" ,,Puh, ich glaub das ist schon 4 Jahre her", sagte ich zerknirscht. ,,Okay... Wann warst du das letzte Mal beim Frauenarzt?" ,,Das dürfte knapp 3 Jahre her sein" ,,Wie verhütest du?" ,,Mir wurde damals die Spirale gelegt und ich glaube daher kommt auch meine Angst. Damals ist man recht brutal mit mir umgegangen". ,,Okay verstehe... weißt du ich habe zwar hier diese Praxis aber ich habe damals an mein normales Medizinstudium noch meinen Facharzt in der Gynäkologie angehängt, das heißt die Spirale könnte ich dir auch wechseln oder herausnehmen wenn du das möchtest. Ich schätze mal, die gehört langsam heraus oder?" Ich nickte langsam. ,,Okay gut. Dann noch eine Frage. Wie ist das mit deiner Angst? Wirst du einfach total nervös und bist aufgeregt sobald du beim Arzt bist oder geht das wirklich schon in Richtung Panik?" ,,Ich bin mir nicht sicher. Seit mir damals die Spirale gelegt wurde bin ich zu keinem einzigen Arzt mehr gegangen". ,,Okok... wie ist denn das jetzt für dich? Hier mit mir zu sitzen" Ich fühlte in meinen Körper. ,,Da ist ein Kribbeln aber eher ein aufgeregtes" ,,Okay. Dann versuche ich kurz etwas" seine Hand legte sich auf meinen Bauch. ,,Wie ist es jetzt?" ,,Das Kribbeln hat sich noch etwas verstärkt", gebe ich leicht irritiert zu. ,,Gut, in Ordnung. Dann werde ich dich einfach einmal abhören. Und eine ganz wichtige Sache noch. Wenn du etwas nicht willst oder etwas unangenehm ist, sag bitte sofort Bescheid". Ich nickte und beobachtete, wie Elias die Oliven vom Stethoskop in seine Ohren steckte. ,,Bitte zieh deinen Pulli kurz nach oben" ich zögerte. ,,Ist es dir lieber, wenn ich am Rücken beginne?" ,,Ja", ich war erleichtert. Er hat mich noch nie ohne T-Shirt gesehen, wir sind es eher langsam angegangen.
,,Achtung", warnte er mich vor, kurz bevor er den Kopf vom Stethoskop anlegte. Ich zuckte kurz, der war ziemlich kalt. Er sagte mir, wie ich atmen sollte und dann sollte ich mich zu ihm drehen. Ich zögerte erneut. ,,Bitte dreh dich wieder zu mir, sonst kann ich nicht weitermachen", sagte er jetzt mit etwas strengerer Stimme. Ich gehorchte gleich und schaute nun auf den Boden. Er schaute mir noch in Hals und Ohren und dann sollte ich mich auf die Liege legen. Als ich wieder zögerte, nahm er sanft meine Hand und führte mich hinüber. ,,Na komm, ich werde nur kurz deinen Bauch abtasten" Etwas verkrampft legte ich mich hin und versuchte, an die Decke zu starren um nicht immer in seine wunderschönen Augen zu schauen. Ich konnte aber meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er hatte leicht verwuschelte hellbraune Haare, die aber gestylt aussahen und ein freundliches Lächeln. Seine weichen Hände glitten langsam an meiner Taille nach oben und schoben das T-Shirt hoch. Den Bund meiner Hose zog er etwas hinunter und begann vorsichtig meinen gesamten Bauch abzutasten. Wir beide merkten, dass ich nervös wurde. ,,So nervös?", fragte er liebevoll als er bemerkte, wie sich mein Puls beschleunigte. Ich nickte. ,,Das hast du gleich geschafft. Wenn du eine Pause brauchst, sag bitte einfach Bescheid" Ich wusste schon jetzt, dass er genau der Richtige ist, um mich zu untersuchen. Er nahm sich Zeit, nicht so wie die meisten anderen Ärzte heutzutage. Als er fertig war, durfte ich mich wieder aufsetzen.
,,So jetzt ganz ruhig, ich werde dir nun etwas Blut abnehmen" Diese Ankündigung machte mir Angst.
,,Alles gut. Ich lege dir einmal einen Stauschlauch an und dann schauen wir mal" gesagt getan. Sanft fühlte er meinen Puls am Handgelenk. ,,Hey, ganz ruhig. Da kommt schon eine kleine Vene" ich hielt meine Augen jetzt schon geschlossen. Ich wollte auf keinen Fall die Nadel sehen. Sanft drückte er ein paar Stellen in meiner Armbeuge. Ich verzweifelte und hatte das Gefühl ich könnte gleich umkippen. Elias bemerkte mein Schwanken und drückte mich sanft wieder auf die Liege.
Meine Augen waren noch immer geschlossen und jetzt hörte ich, wie er etwas öffnete. Vermutlich die Flasche mit dem Desinfektionsmittel.
Gleich darauf spürte ich auch schon ein kühles Tuch in meiner linken Armbeuge. Okay also die kleine Vene, dachte ich noch, als er mich jetzt fragte, was ich nach der Arbeit immer so mache. Während ich antwortete spürte ich einen kurzen Stich und hoffte, dass das Blut schon rinnt.
Ich wagte einen kurzen Blick und sah aus dem Augenwinkel, dass Elias die Nadel bewegte. Panik stieg in mir auf doch jetzt spürte ich nur noch leicht die Nadel und merkte, wie er jetzt das Röhrchen wechselte und nach kurzer Zeit noch einmal und noch ein letztes Mal. Dann zog es ganz kurz und ich spürte Druck auf der Einstichstelle. ,,So, schon geschafft!" Ich öffnete erleichtert die Augen. ,,Drück hier noch ein paar Minuten leicht drauf und setz dich dann langsam auf".
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Keine Angst, es tut kaum weh
RomanceVici hat einen Arzt kennengelernt, sie war schon lange nicht mehr beim Arzt, da sie etwas Angst vor Ärzten hat. Aber er hat so eine liebe, einfühlsame Art und deshalb traut sie sich, diesen Schritt zu machen.