Kapitel 32 - Cady

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Ich lebte mittlerweile seit 9 Monaten bei meinem Vater in New York. Ich hatte noch ein paar zusätzliche Kurse an mein Studium angehängt und hatte sogar einen Job gefunden, der mir gut gefiel. Wir verstanden uns so gut wie nie zuvor und verbrachten jede freie Minute zusammen. Wir gingen ins Kino, in Bars, sahen uns gemeinsam Footballspiele an und gingen in die exklusivsten Restaurants. Auch meinen vierundzwanzigsten Geburtstag feierten wir zusammen. Doch es verging nicht ein Tag, an dem ich nicht an Panos dachte. Ich wusste noch immer nichts über seinen Zustand. Ob er es überhaupt geschafft hatte. Ich überlegte oft, ob ich die Entscheidung bereuen sollte, dass ich, ohne weiter darüber nachzudenken, nach New York gezogen war. Ich hatte ihn allein gelassen, obwohl er mir das Leben gerettet hatte. Es gab viele Tage, an denen mich das schlechte Gewissen zerfraß.
Ich telefonierte regelmäßig mit Delia, der ich natürlich nichts von der Schießerei sagen konnte, und auch den Grund, warum ich zu meinem Vater gezogen war, musste ich ihr verschweigen.

Es war Samstagabend und mein Vater hatte mir am Tag zuvor gesagt, dass wir zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen waren. Da stand ich nun also, in einem eleganten, überteuerten langen grünen Kleid, vor dem Spiegel im Ankleidezimmer und betrachtete mich. Es klopfte an der Tür und mein Vater kam herein. Im Spiegel sah ich sein wunderbar liebevolles Lächeln.
„Du siehst umwerfend aus, Liebling. Bist du so weit?" Ich nickte und stieg in die farblich zum Kleid passenden Pumps.
Kurze Zeit später setzte uns eine Limousine vor einem extravaganten Gebäude ab. Der Fahrer öffnete mir die Tür und ich stieg gefolgt von meinem Vater aus dem Wagen. Ich kam nicht aus dem Staunen, als ich bei meinem Vater untergehakt die beeindruckende Architektur betrachtete. „Wann wirst du mir endlich sagen, was genau das für eine Veranstaltung ist?"
„Keine Sorge, das wirst du noch erfahren. Darf ich, meine einzige Tochter, nicht einmal überraschen?" Ich lachte und folgte ihm durch das riesige Eingangstor. „Und du bist dir sicher, dass wir beide eingeladen wurden?" Wir betraten einen riesigen Saal, der elegant in dezenten Farben geschmückt war. Mein Vater stellte mich vielen wichtigen Leuten vor, verschiedenen Sergeants, und sogar dem Gouverneur und seiner Frau. Bis ich schließlich begriff, dass es sich um eine Polizei-Veranstaltung handelte.
Ich lief eine Weile planlos durch den Saal und bewunderte die Architektur, bis der Gouverneur eine kleine Bühne betrat und nach dem Mikrofon griff. Eine angenehme Stille breitete sich im Raum aus. Ich beobachtete neugierig das Geschehen, während der Gouverneur verschiedene Namen für Auszeichnungen nannte. Ich stand mit meinem Vater an einem kleinen Stehtisch und lauschte dem Gouverneur aufmerksam.
„Für besondere Leistungen in der Undercoverarbeit möchten wir Adina Navarro auszeichnen. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für Ihren langjährigen und vorbildlichen Dienst im Undercovereinsatz." Mein Herz hörte für eine Sekunde auf zu schlagen und ich starrte zur Bühne, als tatsächlich meine Mutter hervortrat, vom Gouverneur ausgezeichnet wurde und ihm die Hand gab. Mein Gehirn setzte schlagartig aus und ich lief so schnell ich konnte zur Bühne. „Mom!" Sie drehte sich strahlend zu mir um, stieg von der Bühne und öffnete ihre Arme. Ich umarmte sie, so fest ich konnte. Niemals hätte ich gedacht sie auf diese Weise wiederzusehen. Ich schluchzte leise, während sie mir sanft über die Haare strich. Die Menschen um uns herum klatschten und jubelten.
„Hörst du wirklich auf?" Ich löste mich von ihr und schaute ihr in die Augen. „Ja, ich habe mich zurück in den Streifendienst versetzen lassen. Jetzt da dank euch alles vorbei ist. Das schulde ich dir und deinem Vater. Ihr musstet euch viel zu lange um mich sorgen." Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging mit mir zurück zu meinem Vater, der uns beide fest in die Arme schloss. Ich lachte vor Freude. Ich konnte mein Glück kaum fassen, was hätte ich dafür gegeben dieses Glück mit Panos teilen zu können. Mein Blick wanderte wieder zur Bühne als der Gouverneur noch einmal das Mikrofon ansetzte. „Und zu guter Letzt, für seine besonderen Leistungen und Taten als Undercoverinformant, möchten wir unseren Neuzugang auszeichnen, der sich als äußert mutig und selbstlos erwiesen hat. Einen letzten Applaus bitte für Panos Markou." Das Glas, das mein Vater mir vor nur wenigen Sekunden in die Hand gedrückt hatte, fiel zu Boden. Mein Herz blieb stehen, meine Atmung beschleunigte sich, mein Brustkorb hob und senkte sich, mir wurde übel. Die Zeit verlangsamte sich und wie in Zeitlupe beobachtete ich, wie Panos, in einem schicken Smoking auf die Bühne trat und dem Gouverneur die Hand schüttelte, bevor er sich zu mir herumdrehte und mich entschuldigend anlächelte. Meine Beine wollten sich nicht bewegen, mein Körper war vollkommen erstarrt. Ich starrte Panos an als würde ich einen Geist sehen. Noch immer in Slowmotion trat Panos von der Bühne und kam direkt auf mich zu. Seine starke und mächtige Ausstrahlung erfüllte den gesamten Raum. Er blieb einige Meter entfernt vor mir stehen und schaute mich an. Er schaute mich einfach nur an. Seine wunderschönen braunen Augen schauten direkt in meine. Die Zeitlupe stoppte und ich rannte zum zweiten Mal an diesem Abend, einer Person in die Arme, die mein Leben unglaublich beeinflusst hatte. Ich sprang ihm an den Hals und schlag meine Arme um seinen Nacken, mein Gesicht tief in seinem Hals vergraben. Er legte ebenfalls seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. Es war das schönste Gefühl auf der Welt. Sein Duft benebelte meine Sinne, das Gefühl seiner warmen Berührung, wiegte mich in einem Gefühl von Geborgenheit. Ich löste mich langsam von ihm, eine einzelne Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und lief meine Wange hinunter. „Ich hasse dich", flüsterte ich, bevor ich sein Gesicht in meine Hände nahm und ihm einen langen liebevollen Kuss gab. Schließlich legte Panos seine Stirn an meine und hielt mich noch immer so fest, als wollte er mich nie wieder gehen lassen.
„Ich liebe dich, Cady."
„Und ich liebe dich."

The BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt