Kapitel 16 - Rückkehr zur Finsternis

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(Gegenwart)

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(Gegenwart)

Ich reise pünktlich an und stehe nun vor den düsteren Toren der Hölle. Der Herbst ist mittlerweile vollkommen hier angekommen und ein kalter Wind weht umher. Dieses Mal bin ich schlauer und habe mich wärmer angezogen. Meine dunkelblonden Haare fallen offen über den langen beigen Wollmantel und werden vom Wind dauernd in mein Gesicht geweht. Nach einigen Minuten gewährt mir ein Sicherheitsmitarbeiter endlich Einlass, und ich folge ihm in das Innere des weitläufigen Gebäudes.

Vor einigen Tagen hatte ich Kontakt mit dem Netzwerk aufgenommen, um einen Vorwand für ein Treffen mit James zu finden. Ich kündigte einen weiteren Kauf an und vereinbarte einen Termin mit dem neuen stellvertretenden Leiter. Die Frage, ob er bald die volle Kontrolle über das Geschäft übernehmen würde, beschäftigte mich, doch ich zwang mich, solche Gedanken beiseite zu schieben.

Der Wachmann klopft dreimal an einer schwarzen Tür und öffnet diese danach für mich. Nervös betrete ich sein geräumiges und überraschenderweise modern gestaltetes Büro. Von außen scheint das riesige Gebäude einem Industriekonzern zu gehören. Es ist abgelegen und keiner kann vermuten, dass sie hier in Wirklichkeit Menschen gefangen halten. Sie therapieren und sogar ermorden lassen. Mir läuft jedes Mal ein Schauer über den Rücken, wenn ich diesen Ort betrete. Ich bleibe unsicher in der Nähe der Tür stehen, doch James Anwesenheit strahlt an diesem schaurigen Ort eine gewisse Wärme aus. Bevor ich auch nur einen Satz hervorbringen kann, ergreift er bereits das erste Wort.

„Komm näher", haucht er mit verführerischer Stimme.

Daraufhin setze ich mich wie automatisiert in Bewegung und gehe ein paar Schritte auf ihn zu. Währenddessen werfe ich einen Blick durch den Raum. Er steht auf, umkreist seinen großen Schreibtisch, lehnt sich an und wartet gespannt. Doch ich bleibe in der Mitte des Raumes stehen, nicht bereit, mich vollkommen auf ihn einzulassen.

„Noch näher", schmunzelt er und klopft mit seiner Hand leicht auf sein Knie, als würde er seinen Hund herbeirufen.

Wie von einem Magneten angezogen, gehe ich geradewegs auf ihn zu und bleibe direkt vor ihm stehen, bis ich seinen verführerischen Duft in meiner Nase spüre. Gott, wenn er nur wüsste, was sein Parfüm mit mir anstellt.

„Bist du ein braves Mädchen?", fragt er mich plötzlich mit ernster Miene.

Ich weiß nicht, was ich ihm darauf antworten soll, also nicke ich einfach gehorsam. An diesem Ort will ich ihn ungern verärgern, auch wenn ich nicht so recht verstehe, worauf er hinaus will.

„Dann hör mir gut zu: Du wirst keine weiteren Käufe mehr tätigen. Du wirst dich ab jetzt von diesem Ort fernhalten. Hast du mich verstanden? Sonst muss ich dich bestrafen und in meinem Haus fesseln", erklärt er mir mit dunkler Stimme.

Ich bin mir unsicher, ob ich ihn gerade richtig verstanden habe, aber ich spüre eine aufkommende Wut in mir. Ich fasse meinen Mut zusammen und geige ihm meine Meinung geradewegs raus:

„Lass diese dämlichen Spielchen, James. Ich bin hier, um ein Geschäft abzuwickeln und das wusstest du! Du hast keinen Grund, es mir zu verweigern."

Dieses Treffen hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Obwohl ich keinen richtigen Plan hatte, was eigentlich geschehen sollte. Vielleicht hatte ich in meiner Wunschvorstellung heißen Sex auf seinem Schreibtisch erwartet. Aber jetzt geht es mir tatsächlich darum, weiterhin Männer zu befreien. Er denkt wohl fälschlicherweise, dass ich sie für mein eigenes Vergnügen kaufe und mit ihnen schlafe oder sonst etwas tue. Ich frage mich, warum er so eifersüchtig ist. Immerhin hatten wir noch nicht einmal miteinander geschlafen oder irgendetwas Derartiges getan.

„Das mag sein, aber es ist momentan einfach ein schlechter Zeitpunkt dafür, Agathea."

„Dann wende ich mich an eine andere Zweigstelle. Ihr seid nicht die Einzigen!", erwidere ich trotzig.

Genervt von meinem Widerstand drückt er sich vom Tisch weg, atmet laut aus und nähert sich mir, bevor er mit beiden Händen mein Gesicht umfasst.

„Ich versuche dich nur zu beschützen", haucht er gegen meine Lippen. „Mehr kann ich dir gerade nicht verraten", flüstert er mir ergänzend leise zu. Er ist so nah an meinem Gesicht, dass ich kurzzeitig das Atmen vergesse. Warum redet er so geheimnisvoll? Mein Herz pocht so laut, da ich glaube, dass er mich gleich küssen wird, doch er redet weiter:

„Erinnere dich, was ich dir bei unserem ersten Aufeinandertreffen gesagt habe, vielleicht verstehst du es dann besser."

Er lässt abrupt mein Gesicht los, als müsse er der Versuchung widerstehen, mich zu küssen.

„Jetzt setz dich in dein Auto und fahr nach Hause. Ich werde dich heute Abend abholen. Also warte auf mich an deinem Stadthaus", klärt er mich auf, bevor er seine Tür öffnet und mich zum Gehen auffordert.

Mein Kopf fängt bei seinen Worten an zu rattern, tausende Fragen habe ich in meinem Kopf, aber mein Mund bleibt geschlossen, wie üblich in seiner Gegenwart. Ich versuche mich zu erinnern, was er zu mir gesagt hatte, da fällt seine Tür auch schon vor meiner Nase zu und mir bleibt keine Wahl, als enttäuscht zurückzufahren. Ich ringe mit mir, heute Abend am Stadthaus aufzutauchen. Es wäre allerdings eine Möglichkeit, ihm meine Fragen zu stellen.  

Das Labyrinth der BefreiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt