Ellena
Immer und immer wieder trafen meine Fäuste auf das rote Leder des Sandsackes, der von der Decke baumelte. Die Wucht meiner Schläge ließ ihn hin und her schwingen, während ich mich auf flinken Sohlen von einem Punkt zum nächsten bewegte. Als wäre der Sandsack ein echter Gegner dessen Schläge es auszuweichen galt.
Seit wir wieder zurück waren hatte ich mich in unserem Trainingsraum eingeschlossen und den Boxsack bearbeitet. Ich hatte einiges an aufgestauter Energie loszuwerden und dies schien mir der beste Weg zu sein. Ivan war während ich mich hier verausgabte im Konferenzraum und unterhielt sich mit unserem Boss. Nun da wir die Adresse von diesem Typen hatten konnte endlich Fase zwei des Auftrages eingeleitet werden und damit auch der echte Spaß beginnen. Die Observation die wir in den letzten drei Monaten betrieben haben ( einschließlich des Mordes von Michael Lee ) waren nichts weiter als Vorarbeit für den eigentlichen Job: Das auslöschen des Haffenjo-Clan. Die Haffenjo's sind ein Drogenkartell das seinen Ursprung in Kolumbien hat. Vor circa zehn Jahren haben sie dann auch den Europäischen Drogenmarkt mitbestimmt, wobei sie sich zu nah an das Territorium der Sizilianischen Mafia rangetraut haben, was den Italienern ziemlich aufgestoßen ist. Dies führte zu einem Krieg zwischen der Sizilianischen Mafia und den Haffenjo's. Ein Konflikt der auch heute noch besteht. Das aktuelle Oberhaupt des Clan's Armen Haffenjo hat sich dann vor zwei Jahren nach Deutschland verzogen, als die Sache in Italien zu heiß wurde, in der Hoffnung hier untertauchen zu können. Eine Unternehmung die ihm vorerst auch gelungen war, da die Deutsche Mafia auch ein paar Konflikte mit den Italienern hatten. ( Die Sizilianische Mafia hatte fast ihren kompletten Geldwäsche Vorgang nach Deutschland ausgelegt. Wodurch die Interpol Deutschland strenger unter die Lupe nahm als seine Nachbern, ein Vorgang der es den Deutschen schwerer Machte ihre dreckigen Geschäfte zu erledigen. ) Die Deutsche Mafia gewährte Haffenjo also Unterschlupf in ihrer Unterwelt, gegen einen nicht ganz so kleinen Haufen Geld, und Anteile an seinen Kokain-Plantagen. Beide Organisationen hielten das ganze Abkommen auf Papier fest und unterschrieben. Ein Vertrag. Ein Vertrag der niemals gebrochen werden würde.
Zumindest nicht bis vor vier Monaten. Da hatten die Deutschen und die Italiener sich auf eine art "Friedensabkommen" geeignet was das Geldwäsche Dilemma angeht. Was genau da drin steht weiß ich nicht aber es hat scheinbar beinhaltet das die Deutschen den Vertrag mit Haffenjo brechen. Statt "ein Auge für ein Auge, ein Bein für ein Bein" heißt es hier scheinbar "ein Vertrag für einen Vertrag". Vor drei Monaten hatte die Sizilianische Mafia dann Kontakt mit unserer Assassinen Gilde aufgenommen und mich und Ivan mit der Ermordung von Armen Haffenjo beauftragt. Ein Ziel dem wir uns nun mit großen Schritten näherten.
Ein teuflisches Grinsen breitete sich auf meinem bleichen Gesicht aus als ich daran dachte auf welche Art und Weise ich ihn töten würde. Meine Schläge begannen kräftiger zu werden als ich statt des Boxsackes Armen's Gesicht vor mir sah. Ich hätte noch Ewigkeiten so weiter machen können, wäre da nicht eine gewisse Person hinter mir aufgetaucht.
Ich hatte ihn nicht reinkommen hören, was sehr ungewöhnlich war. Normalerweise waren meine Sinne immer auf Alarmstufe rot gestellt, nur für den Fall. Doch in meiner kampfesfreudigen Euphorie hatte ich wohl nicht aufgepasst. In meinem "Beruf" kann so etwas schnell tödlich enden. Zum Glück war es kein Fremder und auch kein Feind der seine Arme um meine Taille schlang und mich von den Füßen hob, als wöge ich nichts. Im ersten Moment verspannte sich mein Körper komplett und ich war bereit der Person hinter mir die Verse zwischen die Beine zu rammen, als mir auch schon der vertraute Geruch nach Minze, Zimt, Zitrone und einem leichten Hauch nach Rosen ( den er bis heute als nicht existent abtut ) in die Nase stieg. Ivan. Sofort entspannte sich mein Körper. Anstatt zu versuchen mich aus der Umarmung von hinten zu befreien, lehnte ich mich jetzt an die muskulöse Brust hinter mir, die wärme die von seinem Körper ausging genießend. Sanft legte er sein Kinn auf meinen Kopf bevor er zu sprechen began.
"Ich und Charles haben uns auf den groben Ablauf der Mission geeinigt. Wir kriegen zwei Wochen Zeit uns alles Wissen bezüglich des Hauses, der Umgebung und allen anderen Faktoren die unser Vorhaben betreffen, anzueignen. Danach machen wir uns an die eigentliche Ausführung. Da wir weiterhin zur Schule gehen sollen werden wir den größten Teil unserer Observation Wohl oder Übel Nachts erledigen müssen. Bezüglich der Art wie Armen sterben soll haben wir noch keine genauen Anweisungen, aber da es noch zwei Wochen sind könnte das nachträglich noch folgen. Die genauen Details zum Mord müssen wir wie immer selbst planen. Verstanden?"
"Jap! Aber wieso sollen wir den Bitteschön weiterhin zur Schule gehen? Der Kack an der Schule ist doch erledigt. Außerdem wissen wir das was die uns da beibringen doch eh schon."
Während ich das sagte zog ich mein bestes Schmollgesicht, obwohl ich mir noch nicht mal sicher war ob er es überhaupt sehen konnte. Ich war kein Fan von Schule vor allem wegen der Leute dort. Die Lehrer waren teilweise dümmer als ich und von den Schülern will ich erst gar nicht anfangen. Es war einfach in keinster Weise vergleichbar mit dem Umfeld in dem ich aufgewachsen war und auch immer noch lebe. Schule, so wie die meisten Kinder in Deutschland sie kennen, gehört einfach nicht in mein Leben, weswegen ich mich dort auch extrem Unwohl fühle. Die Aussicht darauf noch länger in diesem stickigen, stinkenden und alten Gebäude, meine wertvolle Lebenszeit zu verschwänden kam dem entsprechend nicht sonderlich gut bei mir an.
Er seufzte. Ihm ging es genauso.
"Keine Ahnung. Ich habe das gleiche zu Charles gesagt aber der hat es nur belächelt und gemeint: Streng mal deine Rübe an Kleiner."
"Er hat dich Kleiner genannt? Du bist fast einen Kopf größer als er."
"Hab ich auch gesagt, und seine Antwort war: Ich rede hier von geistiger Größe Kleiner!"
Ein winziger Lachanfall schüttelte meinen Körper als ich mir das Gespräch der beiden im Kopf ausmalte. Natürlich wussten wir beide wieso wir noch ein bisschen an der Schule bleiben mussten. Die Schüler die erst vor kurzem aus dem Nichts dazu gekommen sind verschwinden nach dem der Schulleiter auf mysteriöse Weise umgebracht wurde wieder in ihrem Nichts? Schon verdächtig. Trotzdem waren wir beide sehr gut darin diesen Fakt zu verdrängen, zumindest wenn unsere Abneigung gegenüber der Schule gerade im Focus stand. Daher rührte auch Charles Kommentar. Er kritisierte nicht seine Intelligenz sondern sein Vermögen rational zu denken, welches teilweise wirklich zu kurz kam.
Nachdem ich mit lachen fertig war bedeutete ich ihm mit einem Handzeichen mich wieder auf dem Boden ab zu setzen, was er auch tat. Jetzt erst, da kein Adrenalin mehr durch meinen Körper floss, fiel mir auf das meine Knöchel taub waren, meine Lunge brannte und meine Muskeln zogen. Ich hatte mich wirklich verausgabt. Außerdem hatte ich hunger. Großen Hunger! Ein sehr schwerwiegendes Problem das es sofort zu beheben galt.
"Ist Abendessen schon fertig?"
"Ja klar es ist schon 19:10 Uhr. Wieso, Hunger?"
"Riesengroßen."
Sagte ich während ich schon auf halbem weg nach draußen auf den Gang war. Ivan folgte mir mit langen Schritten und als er aufgeholt hatte fragte er eine Frage die für mich einfach nur dumm war, und bei der ich nun wirklich an seiner Intelligenz zweifelte.
"Willst du dich nicht davor umziehen und duschen?"
"Nein natürlich nicht! Essen geht immer vor. Essen ist meine oberste Priorität!"
"Du meinst nach mir, oder?"
"Vielleicht."
Wir beide lachten als wir durch die grauen, von weißem Licht beleuchteten, Gänge in Richtung Speisesaal liefen.
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Hätte ich damals schon gewusst was kommt, hätte ich nicht gelacht sondern geweint und geschrien. Hätte ich gewusst wie sehr der Verrat schmerzt, nein, das ich überhaupt verraten werden würde... hätte ich mich wahrscheinlich Umgebracht. Denn das was ich gerade lebe ist schlimmer als der Tod...
1291 Wörter
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Falling
Teen FictionSie: jung, hübsch, naiv? Er: jung, hübsch, Außenseiter? Nein! Sie: rebellisch, stark, tödlich! Er: Kalt, clever, tödlich! Offiziell sind die beiden ganz normale Schüler an einem Gymnasium. Doch was hinter dieser Fassade lauert ist mehr als gefährlic...