Number one

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Kilian war genau das Gegenteil von dem Partner den sich alle bei mir vorgestellt hatten. Die wunderhübsche Ha-eun, mit den wunderschönen glänzenden, schwarzen Haaren und den mandelförmigen Augen, hätte einen Locken-Typ, mit muskulöser Figur und himmelblauen Augen verdient. Dass war dass was sich alle vorstellten.

Kilian war etwas ganz anderes. Er hatte zwei wunderschöne Augen, eines blau und eines braun. Das Blaue war blind. Er hatte keinen dicken Körper, war aber auch nicht muskulös. Also nicht wirklich dass was sich alle erhofft hatten. Ich hatte Kilian letzten Sommer in einem Camp kennengelernt. Wir waren auf der gleichen Schule jedoch habe ich vorher noch nie wirklich Notiz von ihm genommen. Im Camp war er die einzige Person die ich grob kannte. Also kamen wir und näher. Es stellte sich herraus dass er ein freundlicher Typ war, der absolut fleißig war. Vom Charakter her ein Traumtyp.

Ich gestand ihm Ende des Camps meine Liebe und er erwiderte sie. Ich versteckte ihn nicht. Andere hätten dass vielleicht gemacht. Der Typ von vielen Mädchen heutzutage ist alles andere als Kilian und dumme Kommentare bekamen wir auch. Traurigerweise mochten meine Eltern ihn auch nicht. Ich erinnere mich noch genau an die Unterhaltung die wir wegen ihm hatten.

"Ha-eun, bist du sicher dass du mit ihm dein Leben verbringen möchtest?" Hatte meine Mutter skeptisch gefragt nach dem er gegangen war. "Er sieht nicht sonderlich gut aus, ist schüchtern und hat kein wirkliches Talent in der Schule."

Ich hatte erwidert: "Mag sein dass er nicht sonderlich gut ist, aber dass ist auch nur in manchen Fächern so. Er kann fließend Englisch und Französisch, und in Bio ist er auch Klassenbester. Und in den Fächern die er nicht kann, gibt er sich wenigstens Mühe." "Dass ist ja schön und gut, aber er ist nicht sonderlich stark. Wie soll er dich beschützen?" Meine Eltern waren etwas traditionell. Ein Junge hatte sein Mädchen zu beschützen. War irgendwie klar. "Mama, ich kann auf mich selber aufpassen und Kilian wird sich trotzdem alle Mühe geben mir immer zu helfen und umgekehrt."

"Trotzdem", fuhr Mama fort. "Ich kann ihn nicht leiden. Und Mal so unter Mutter und Tochter. Du kannst mir nicht erzählen dass der Sex mit ihm gut ist. "
Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien. Eines der größten Klischees: Männer sind beim Sex dominant. "Also, wenn du es genau wissen willst: Kilian fragt ob alles in Ordnung ist und ist total liebevoll. Ich weiß nicht was euer Problem ist."
"Unser Problem ist", hatte mein Vater sich dann auch eingemischt, "dass er absolut gar nicht zu dir passt." "Passt er nicht zu mir, oder ist er nicht die Art von Mann, die ihr euch für mich vorstellt?"

"Ha-eun, sei nicht so unhöflich! Los auf dein Zimmer und denk noch einmal gründlich über diese Beziehung nach!" Ich hatte auf meine Mutter gehört und war gegangen. Seit dem Tag war die Beziehung zwischen mir und meinen Eltern schwierig. Sie meckerten bei jeder Gelegenheit an Kilian herum und ich musste es einstecken.

"Ha-eun hörst du mir überhaupt zu?!", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Meine beste Freundin Hannah hatte gesprochen. Wir saßen gerade auf dem Pausenhof und warteten bis die dritte Stunde begann. "Nee, sorry war in Gedanken. Was wolltest du?" Hannah verdrehte die Augen, begann aber zu reden. "Felix ist immer sooo toxisch zu mir. Er zockt den ganzen Tag und dass einzige was er mit mir macht, ist mich zu ficken. Ansonsten machen wir gar nichts. Wir kuscheln nicht, kochen nicht und sowas alles. Ich kann dass alles nicht mehr", beschwerte sie sich. "Ähm wir wäre es wenn du Schluss machst?", fragte ich sie vorsichtig. "Du weißt dass Felix nicht sonderlich gut ist. Er nimmt Drogen, und wenn er nicht äußerlich gut im Vertuschen von Straftaten wäre, säße er schon längst im Knast."

Hannah schaute mich verächtlich an. "Und was soll dann passieren? Soll ich mir jemand braves wie dein Kilian angeln? Mit solchen Typen kann man überhaupt nix machen, und gut aussehen tun die erst Recht nicht. Nein danke, dann bleib ich bei Felix." "Du hast dich doch gerade noch lauthals über ihn beschwer-" Ich wurde von der Schulklingel unterbrochen. Yay, jetzt hatten wir Bio, was tatsächlich ein Fach war was ich konnte.

"Ja, aber", begann Hannah wieder. "Wenn ich an deinen Kilian denke, dann bleib ich doch bei Felix. Wo ist der überhaupt? Hat er dich betrogen?" "Ne, liegt krank mit Fieber und allem im Bett. Kilian wäre der letzte der fremdgeht, und dass weißt du."

"Tz." Wir gingen zum Klassenraum. "Felix ist noch nie wegen einer Grippe oder so zu Hause geblieben." Ich wurde wütend. "Vergleich Kilian bloß nicht mit diesem Arschloch. Felix ist der toxischste und ekelhafteste Typ den ich kenne. Immer wenn er neben dir im Zug sitzt, hat er die Hand irgendwo unter deinen Klamotten."

Darauf kicherte sie. "Ja, er ist halt ein bisschen geil auf mich." "Ja, aber doch nicht immer. Es kotzt mich sowas von an. Er kotzt mich sowas von an. Irgendwann bist du selber in seinem Drogen-Blödsinn drin, oder er wird anfangen dich zu schlagen." Hannah blickte mich erschrocken an. "Dass würde er nie tun. Er liebt mich."

"Liebe besteht nicht nur aus Sex." Wir waren im Bioraum. Ich lieg zu meinem Platz, der zum Glück weit entfernt von Hannah war. Seit meiner Beziehung mit Kilian hatten wir andauernd Streit. Obwohl, ich hatte generell Probleme mit jedem. 
Die Stunde begann. Ich musste eigentlich nicht mitarbeiten, da ich die Themen schon vorgearbeitet hatte, aber ich tat es trotzdem, da ich es noch einmal von einem Lehrer hören wollte. Die Fächer die man mag gehen am schnellsten vorbei. Aber heute war ich ziemlich froh darüber, da ich nach der Schule unbedingt noch zu Kilian musste, um zu sehen ob es ihm gut ging, beziehungsweise besser.

Nur noch 4 Stunden, dann konnte ich zu ihm. Als nächstes hatte ich Chemie. Ein Fach was ich verabscheute. Ich kann mit dem ganzen Scheiß nicht umgehen. Irgendwann zünde ich mit dem ollen Brenner die Schule an.

Ist nicht so als wäre da jemand traurig, mit Ausnahme von Kilian vielleicht. Ich lief also die Treppe hinunter, zum Chemieraum. Als ich unten am Treppenabsatz angekommen war, wurde ich plötzlich gegen die Wand gedrückt. Oh nein, nicht schon wieder. Ich erwähnte ja bereits dass ich ziemlich beliebt war, und dass schloß einige dominante Arschlöcher der männlichen Seite nicht aus.

Crystal SnowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt