Kapitel 12

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„Wo hast du sie her, Erwin?" Aufgebracht springe ich von meinem Stuhl auf.
„Cora, kannst du dich nicht einfach mal entspannen?", fragt mich Erwin gereizt. „Solange die Puppe hier im Raum ist, geht das nicht." Angst umhüllt mich und ich weiß nicht, was ich tun soll. „Bring die Puppe hier raus, sofort." „Was ist los mit dir, Cora?" Sina schaut mich besorgt an. „Diese Puppe ist die gleiche, die bei uns zuhause auf der Kommode im zweiten Stock war. Sie hat das gleiche Aussehen und ich weiß nicht, wie du an das Ding rangekommen bist."
Irritiert schaut Erwin mich an.

„Was genau meinst du, Cora? Die Puppe ist schon die ganze Zeit hier gewesen, dir ist sie nur nicht aufgefallen." Ich stehe auf, und mich macht es wahnsinnig, dass er mir nicht glaubt. „Aber sie war genau da auf der Kommode in meinem Haus." Versuche ich es erneut, diesmal energischer. „Cora, ich glaube, du brauchst dringend Hilfe", meint Erwin nur. „Lass gut sein, Cora, du kommst nicht weiter. Es tut mir leid, Erwin, aber Cora dreht gerade ein bisschen durch", sagt Sina. Nicht du auch noch. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn jetzt auch Sina mir nicht glaubt. „Kommen wir nun zur Sache, Cora, ich finde, wir haben einiges, was wir besprechen müssen." Ich werde misstrauisch, denn so ernst hatte ich ihn noch nie erlebt.

Bei den Gesprächen, in denen ich oft bei ihm war, hat er sehr neutral gewirkt und so wie ein Therapeut eben sein sollte. Doch jetzt wirkt er irgendwie verändert.
„Ich komme nicht so richtig mit, Erwin, worüber müssen wir sprechen?" „Wir müssen darüber reden, wie ich dich zukünftig besser unterstützen kann, denn ich habe das Gefühl, dass du mehr brauchst als nur eine normale Therapie und etwas Medikamente." Was zum Teufel meint er.
„Worauf willst du hinaus, Erwin?" spricht Sina meine eigenen Gedanken laut aus.

„Unten im Keller im letzten Stock ist eine geheime Organisation. Diese Organisation wurde von Sabrina, Ina und mir, Erwin, gegründet und sie trägt den Namen (Sie)." „Nun mach es nicht so spannend, worauf willst du hinaus."

Flehe ich ihn an, als würde mein Leben davon abhängen. „Ich weiß, dass es dir zurzeit nicht gut geht und warum. Deshalb habe ich mich mit den beiden zusammengesetzt, und wir haben besprochen, dass du diese Medikamente, die wir erschaffen haben, bekommen wirst. Wenn du und deine Mutter damit einverstanden seid." Ich schaue ihn verwirrt an. Er meinte doch nicht etwa die Organisation, von der John gesprochen hat. Das kann doch nur Zufall sein.
„Der Freund meiner Mom hat so eine ähnliche Organisation aufgebaut, und sie heißt auch (sie)." Erwin wird hellhörig. Kennt er ihn etwa? „Meinst du John Wilson?" fragt er interessiert.
„Ja, genau der", sage ich überrascht, denn ich wäre nie im Leben darauf gekommen, dass die beiden etwas miteinander zu tun hätten.

„Woher kennst du John? Ich meine, du hast ihn noch nie in unseren Gesprächen erwähnt, und jetzt behauptest du, dass du diesen Mann kennst." Misstrauisch gehe ich ein paar Zentimeter weiter von ihm weg.

„Ich kenne John ziemlich gut, da er unser Chef ist und wir drei sind seine Angestellten. Unser Laden läuft schon ein Jahr lang, und wir sind sehr stolz darauf, schon vielen Menschen wie dir geholfen zu haben. „Wir geben dir und deiner Mutter zwei Tage Zeit, darüber nachzudenken, ob du unsere Medikamente einnehmen möchtest oder nicht. Unser Termin ist beendet, denn die halbe Stunde ist schon lange um. Aber wenn ihr noch genug Zeit mitgebracht habt, kann ich euch gerne unser Labor zeigen, wie alles aufgebaut ist."

Ich fühle mich ein wenig überfordert, denn erstens hat er mir das mit der Puppe nicht geglaubt, und zweitens will er mir mit meiner Psyche helfen. Das passt doch alles irgendwie nicht zusammen. Dennoch bin ich auf seine Hilfe angewiesen.
Ich finde, seine Entscheidung geht mir zu weit, denn eigentlich brauche ich mehr Zeit, und zwei Tage sind zu knapp. Außerdem kenne ich die Nebenwirkungen nicht, falls es welche gibt.

Was würde die Medikamente mit mir als Person ausmachen? Werden die Medikamente mir wirklich helfen können, oder ist das nur ein dämliches Gerücht, um mehr Patienten zu gewinnen? Sehr viele Fragen stauen sich auf, dennoch traue ich mich nicht, irgendeine Frage auszusprechen, denn er hat mir durch sein Verhalten klar gemacht, dass keine weiteren Fragen erwünscht sind. Jedoch kommt er so rüber, als würde er keine weiteren Fragen beantworten wollen.

„Ich werde über dein Angebot nachdenken und alles noch mal mit meiner Mom besprechen." Erleichtert atme ich aus, denn ich habe ja vorhin schon meine ausgedachten Freunde benutzt, um an Johns Visitenkarte zu kommen, und ich kann es kaum glauben, dass mir die Organisation so unglaublich nahe ist. „Sina, haben wir genug Zeit mitgebracht, um uns das Labor in Ruhe anschauen zu können?" Hoffnungsvoll schaue ich sie an, und zu meiner Überraschung stimmt sie mir zu.

Wir gehen nach draußen, und Erwin schließt die Tür mit seiner Karte zu. Auf dem Weg zum Fahrstuhl begegnet uns Sabrina. „Cora, wie war dein Termin bei Erwin?" Ich schaue Sabrina an und zucke nur mit den Schultern. „Der war okay, schätze ich." „Und wo wollt ihr jetzt hin?" fragt sie weiter. „Erwin will mir den Keller zeigen." Fröhlich gehe ich an ihr vorbei, denn ich möchte unbedingt das Labor begutachten. Schließlich will ich wissen, was mich unten erwartet, ehe ich ihm die Erlaubnis gebe, mir ein Medikament in den Arm zu spritzen.

Mit dem Aufzug fahren wir nach unten, bis wir in den Keller kommen. Mein Herz rast vor Aufregung immer schneller, denn ich kann es kaum erwarten, das Labor anzuschauen. Im Jahr 2022 existierte das letzte Labor, bis es eines Tages von hochentwickelten Computern ersetzt wurde. Ich habe noch nie eines gesehen, aber meine Mutter hat mir oft davon erzählt, da sie vor meiner Geburt dort in einem der Labore gearbeitet hat. Sie hat früher als Meeresbiologin gearbeitet, denn sie liebt das Meer und die Tiere.

Jetzt arbeitet sie bei Aquarien und kümmert sich um die Fische. Der Fahrstuhl öffnet sich, und vor meinen Augen erspähe ich einen lang beleuchteten Gang. Mit unserer kleinen Dreiergruppe gehen wir diesen mittleren Gang entlang, bis wir rechts in einem Raum abbiegen. Auf der Tür des Raumes steht auf einem großen Schild "Behandlungsraum" draufgeschrieben.
Der Raum ist an sich stockdunkel, und er wurde vom Deckenlicht erhellt, nachdem Erwin den Schalter gedrückt hat.

Der Raum ist mit drei Betten ausgestattet. Das eine steht schräg rechts in der Ecke und die anderen zwei liegen senkrecht an der Wand. Die Betten stehen leer, nur noch etwas Müll liegt auf einem der Betten verteilt. „Tut mir leid, dass es hier so chaotisch aussieht, wir hatten gerade eine Patientin in Behandlung." erwähnt Erwin. Ich setze mich auf das Bett voller Unordnung, und ich frage mich, was mit der Patientin passiert ist, die vorhin den Impfstoff bekommen hat.

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