Kapitel 11

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„Vor einigen Jahren wurde eine Organisation von drei ganz wichtigen Menschen gegründet. Die Organisation wurde von Sabrina, Iwan und mir Erwin in die Welt gerufen, um Menschen wie dich, Cora, mit psychischen Erkrankungen zu heilen.
Dieses Projekt konnte aber nur mit unserem großartigen Investor John Wilson entstehen, denn ohne ihn wären wir nicht hier." John ist der Investor von der Organisation Sie? Ich verstehe das nicht, wie ist das möglich? Klar, John hat mir seine Karte für die Orga gegeben, aber dass er so einen hohen Status hat, ist mir nie so wirklich in den Sinn gekommen.

„Gemeinsam haben wir ein Medikament entwickelt namens S1.o, was entweder per Tabletten oder per Spritze eingenommen werden kann. Durch die Spritze wird die Infusion in deinen Körper gelangen und in deinem Gehirn, sodass es die fiese Trauer beseitigt. Durch deine täglichen Besuche können wir am besten einschätzen, wie wir dir die Spritze dosieren können. Das Gleiche gilt auch für die Tabletten, nur dass du sie halt über einen längeren Zeitraum nehmen musst."

Erwin lächelt mich wohlwollend an und in mir keimt eine große Hoffnungswelle auf, so eine habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt, aber leider kommen auch wieder die Zweifel hoch, die ich verdrängt habe, denn ich hab sie schon fast wieder vergessen. Ich erinnere mich, wie ich John von meinen fiktiven Freunden erzählt habe und dass es einer davon nicht gut geht, weiß er überhaupt schon davon, dass es nur ein Vorwand war, um mir die Karte zu geben?

„Es gibt da eine Sache, die du noch nicht weiß..." Ich atme tief ein und aus, denn mir fällt es unheimlich schwer, ihm das zu sagen, denn wie... Ich soll mir einfach keine unnötigen Gedanken machen, auch wenn es schwer ist, diese auszuweichen.

„Was weiß ich noch nicht Cora?" Erwin sitzt vor mir und beugt sich dicht zu mir, sodass mir die Hitze in den Wangen kriecht. Auch wenn mich gerade die Unsicherheit packt, reiße ich mich zusammen und schaue ihm in die Augen.
Sina, die links neben mir sitzt, nimmt sich ihr Handy, um mitzutippen, denn jede kleine Information kann von Nutzen sein. Gerade als ich zu sprechen beginnen will, spüre ich eine düstere Pressens im Raum und mein Blick weicht von Erwin ab.

Ich versuche mit meinem Blick etwas zu suchen, was nicht da ist, aber da sein sollte, weil ich mir auch selbst nicht erklären kann, warum so plötzlich ich die düstere Präsenz wahrnehme. Ist es die Ungewissheit oder die Lust auf das Bevorstehende oder ist es auch etwas ganz anderes? Ich sehe nichts, was mir Angst und Schaden bereiten kann, denn alles ist so wie immer wunderbar eingerichtet.

Der Raum, in dem wir uns befinden, ist aus Glas, sodass wir während der Sitzung etwas von unserer Umwelt mitbekommen können. Der Boden, wo die Möbel drauf stehen, ist wie immer in einen samt roten Teppich bezogen. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. „Cora, ist alles gut bei dir? Vorhin wolltest du mir etwas mitteilen, doch kurz darauf warst du in deiner eigenen Welt und total abwesend."

„Ich habe vorhin eine Präsenz gespürt, eine sehr dunkle und gefährliche. Ich habe mich so gefühlt, als wären wir nicht die Einzigen in diesem Raum."
Ich halte mich an meinen Stuhl fest und ich spüre, wie mein linkes Augenlid zu Zucken beginnt. Nervös schaue ich im Raum hin und her, doch ich kann immer noch nichts Auffälliges entdecken.

„Hast du die Präsenz irgendwo schon mal gespürt?" Neugierig schaut Erwin mich. „Zu Hause da bei unserer Treppe habe ich die Präsenz schon mal wahrgenommen und dann..." fahre ich weiter fort und halte für einen kurzen Moment inne.  „Was wahr, denn Cora?"

——
„Dann war da hinter mir so eine altmodische Puppe, die mich direkt angeschaut hat. Ich habe nichts in ihren Augen gesehen, außer die kalte Lehre." Erwin ist schon an meinen Wahnvorstellungen gewöhnt.
Manche Leute würden mich als psychisch krank einschätzen, so dass sie mich in die Psychiatrie einweisen würden. Ich brauche aber keine Psychiatrie Praxis, wo ich da jeden Tag mit instabilen Menschen verbringen würde. Was ich brauche sind gute Ratschläge und die bekomme ich nur von meinem Psychiater. „Interessant, mir kommt deine Beschreibung sehr bekannt vor." „Wieso?", frage ich ihm. „Weil ich selber so eine Puppe in der Art besitze." Mir wird übel, denn das hätte ich nie gedacht. „Ach ja? Du weißt schon, dass es viele Puppen gibt, die extrem altmodisch und gruselig aussehen." „Ich zeig dir mal etwas." Du machst mir unheimlich viel Angst, Erwin. Was habe ich mir nur dabei gedacht, dir von der Puppe zu erzählen.

Er steht auf und bewegt sich zu seinem Schreibtisch. „Ach ja hier muss sie doch sein" Erwin bückt sich und kurz darauf holt er ein kleines Kind hervor. „Was machst du mit dem Kind Erwin, sie ist doch aus Fleisch und Blut." schreie ich ihn erschrocken an. Er reagiert nicht auf mich, stattdessen fängt er an, die Haare von der Puppe zu streicheln. „Erwin, was machst du da mit dem Kind? Lass sie los."
„Ich muss dir jemanden vorstellen", sagt er zu dem Kind an seiner rechten Seite.
Jetzt da, wo er mit ihr wieder an seinem Platz ist, erkenne ich die Puppe wieder. Ich schwöre, dass es die gleiche Puppe ist, die ich hinter meinem Rücken gespürt habe. Und zwar die gleiche Puppe, die bei uns zu Hause auf der Kommode vorhin saß.

„Wo hast du sie her, Erwin?" „Cora kannst du dich nicht einfach mal entspannen?", fragt mich Erwin gereizt. Nein.
„Solange die Puppe hier im Raum ist, geht das nicht." Angst umhüllt mich und ich stehe von meinem Platz auf. „Bring die Puppe hier raus, sofort." „Was ist los mit dir Cora?" Sina schaut mich besorgt an. „Diese Puppe ist die gleiche, die bei uns zuhause auf der Kommode im zweiten Stock war. Sie hat das gleiche Aussehen und ich weiß nicht, wie du an das Ding ran gekommen bist."

Vertrau „Sie" nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt