In der ersten Stunde hatten wir Englisch. Mrs. Owens war meine absolute Lieblingslehrerin. Sie war erst Mitte zwanzig und hatte immer Verständnis für alles, da sie selbst noch vor einigen Jahren auf der Highschool war und die Probleme dieser Zeit gut kannte. Sie hatte blondes, schulterlanges Haar und war wirklich hübsch. Toby scherzte immer darüber, dass er sie spätestens nach dem Abschluss rumkriegen würde, aber ich denke nicht, dass Mrs. Owens an jemanden wie ihm interessiert ist.
Liam und ich saßen gemeinsam mit unseren Freunden in der letzten Reihe. Ich sah zu Liam und beobachtete ihn beim Schreiben. Er war so in den Unterricht vertieft, dass er nicht einmal merkte, wie ich ihn musterte. Liam war nicht nur liebevoll, lustig und hatte einen guten Stil, er war auch noch intelligent und aufmerksam. Alles an diesem Jungen ist perfekt. Meine Augen schweiften weiter und hielten in der Reihe vor uns, in der sich Harrys Platz befand. Natürlich schrieb auch dieser fleißig mit, immerhin war er der Klassennerd. Wieso klebt er seine Harre bloß so an seinem Kopf an? Er hätte eigentlich total schönes Haar. Ich stellte mir bildlich vor, wie Harry aussehen würde ohne diese dämliche Brille und ohne diese bescheuerte Frisur. Seine Augen waren so schön grün und sein Haar voll und leicht gelockt. Es könnte wirklich etwas aus ihm werden.
Als ich gerade sein Haar mit meinen Augen fixierte und es in Gedanken umstylte, flog plötzlich etwas gegen seinen Kopf – eine Papierkugel. Ohne meinen Blick abzuwenden wusste ich was vor sich ging – Toby und Chuck.
„Lasst das!", zischte ich leise in ihre Richtung. Die beiden prusteten drauf los. „Dein neuer Lover Amber?" Eigentlich hasse ich Chuck – wieso ist er nochmal in unserem Freundeskreis? „Klappe!" Nun warf Liam ihm einen bösen Blick zu. „Gibt es ein Problem in der letzten Reihe?" Verdammt. Mrs. Owens sah uns mit weit aufgerissenen Augen und gerunzelter Stirn an. „Ja unsere Amber braucht Hilfe. Sie hat einen schlimmen Anfall von Nerditis." Die ganze Klasse brach in Gelächter aus, bis auf vier Personen: Liam, Mrs. Owens, mich und ... Harry. „Idiot.", murmelte ich vor mich hin. Nach zwei Minuten kehrte endlich wieder Ruhe im Klassenzimmer ein. „Haben sich nun alle wieder beruhigt? Chuck du kannst dann beim Nachsitzen weiter Witze reißen." Chuck schluckte und wollte Mrs. Owens umstimmen, doch diese ließ sich nicht darauf ein. Ha! Geschieht dir recht Arschloch.
Als der Unterricht endlich wieder normal weiterging, drehte sich Harry plötzlich um. Er lächelte mich schwach an und sah dann wieder zur Tafel. Ich glaube er mag mich. Gut so.
...
„Ich bring noch schnell meine Sachen in den Spind.", rief ich Liam zu, während dieser sich schon auf den Weg in die Cafeteria machte. Die restlichen Stunden waren furchtbar langweilig, verliefen jedoch ruhig. Nach der Mittagspause hatten wir noch Mathematik und Sozialkunde. Sozialkunde. Schon alleine bei dem Wort wurde mir schlecht. Bestimmt möchte Mrs. Martins heute schon die Themen für unser Jahresprojekt wissen. Was soll ich ihr bitte sagen? Ich schmiss meine Englischsachen in den Spind und holte mein Mathematikbuch heraus. Als ich die Spindtür schloss, traf mich der Schlag. Direkt neben mir stand Harry. „Gott Harry, musst du mich so erschrecken?" Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. Ich hatte ihn weder gesehen, noch kommen gehört. Nur wenige Zentimeter trennten unsere Köpfe. Die Situation war mir unangenehm, weshalb ich einen Schritt zurück wich. „Wieso tust du das?", flüsterte Harry kaum hörbar und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. „Was meinst du?" Natürlich wusste ich genau was er meinte – er wollte wissen wieso ich ihn plötzlich verteidigte und ihm half, wenn es ihm schlecht ging. Schlecht konnte ich ihm sagen, dass ich ihn als Sozialprojekt ansehe. Nicht mehr und nicht weniger. „Du weißt schon..." Dieser Junge war wirklich mies im führen von Gesprächen. „Chuck geht mir auf die Nerven. Toby und er sind solche Idioten. Lass dir doch nicht alles von denen gefallen." Es war nicht gelogen - Chuck und Toby waren Idioten und was für welche! „Ich .. ähm .. ich weiß nicht. Ich will mich mit niemandem streiten." Wow! So viel kam zuvor noch nie aus Harrys Mund. Zumindest nicht während ich anwesend war. „Das ist schön und gut, aber du musst dich doch wehren. Sie dürfen dich nicht so behandeln. Niemand darf so behandelt werden." „Bis jetzt fandest du es auch lustig." Autsch! Das hat gesessen. Aber er hatte Recht. Und wie Recht er hatte. Zwar nicht immer, aber ab und zu habe auch ich über die Streiche von Toby und Chuck gelacht. Doch meistens fand ich es nicht lustig, ich wollte einfach dazugehören. Alle lachten, also lachte ich auch. Harry sah zu Boden und spielte sich mit seinen Fingern. Es war ihm unangenehm, dass er seine Gedanken laut aussprach. „Du hast Recht es ... es tut mir leid. Aber nun ist es anders. Ich werde das nicht mehr zulassen Harry und du solltest es auch nicht. Wehr dich!" Irgendwie kamen mir meine Worte nicht wie eine Lüge vor. Ich meinte es ehrlich so, Harry sollte sich nicht mehr so behandeln lassen. „Ich kann nicht.", stammelte Harry. „Danke Amber." Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ mich stehen. Amber. Ich wiederholte meinen Namen in meinen Gedanken. Er hörte sich schön an aus seinem Mund – irgendwie besonders.
Erst jetzt realisierte ich, dass ich gerade ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit Harry führte. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen – ich war furchtbar stolz auf mich. Zufrieden machte ich mich auf den Weg in die Cafeteria und setzte mich neben Liam. Vor lauter Freude drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und grinste ihn an. Mein Freund schenkte mir ein Lächeln zurück und legte seinen Arm um mich. An unserem Tisch saßen auch noch Zayn und Perrie. Zayns Haar saß wieder einmal perfekt. Eine kleine schwarze Strähne hing ihm ins Gesicht, doch das störte ihn nicht. In Kombination mit seinen dunklen Augen, sah das richtig gut aus. Perrie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem hohen Zopf zusammengebunden. Die beiden waren echt ein schönes Paar. Gerade als ich die beiden betrachtete ging hinter ihnen jemand vorbei. Ich konnte eine beige, weite Hose erkennen und ein rot-braun kariertes Gilet über einem braunen Pullover – Harry. „Willst du dich zu uns setzen Harry?" Perrie hob ihren Kopf und sah mich schockiert an, genau so wie Zayn. Auch Liam sah mich unglaubwürdig an und flüsterte mir ins Ohr ob das mein Ernst wäre, aber ich ließ mich nicht von der Idee abbringen. Harry blieb wie angewurzelt stehen und starrte mich an. „Na komm schon wir beißen nicht.", lächelte ich ihn an. Zayn biss zweimal in die Luft und knurrte anschließend. Fast hätte ich laut drauf los gelacht, aber ich musste mich zusammenreißen, also verdrehte ich meine Augen und nickte Harry ermutigend zu.
Schließlich ging er langsam um den Tisch und ließ sich neben mir nieder. "Hallo.", gab er leise von sich und sah in die Runde worauf ihm meine Freunde zunickten. Er holte seinen Apfel aus der Tasche und biss hinein. Wir aßen alle unsere Sandwichs und keiner wusste was er sagen sollte, weshalb wir uns gegenseitig anschwiegen. Ich war stolz auf meine Freunde, denn niemand sagte etwas dagegen, dass Harry bei uns war, auch wenn sie sich nicht ganz wohl dabei fühlten. Sogar Zayn und Perrie akzeptierten ihn an unserem Tisch, obwohl sie nichts von meinem Jahresprojekt wussten. Wir waren gar nicht so übel wie manche dachten. „Was will Looser-Harry denn hier?", hörten wir schon von weitem. Sofort war es klar – Chuck und Toby kamen auf uns zu. „Ich ... Ich kann auch wieder gehen.", murmelte Harry leise. „Schon gut ich regle das." Bei diesen Worten legte ich ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm tief in seine schönen grünen Augen. Gott sind die schön – scheiß Brille. Als meine Hand ihn berührte zuckte Harry leicht zusammen. Er war es wohl nicht gewohnt von einem Mädchen berührt zu werden. Erneut muss ich wegen seinem Verhalten leicht lächeln. „Er isst falls du es nicht sehen kannst Chuck.", zische ich ihn an. Chuck und Toby sahen sich an und lachten. Sie setzen sich neben Harry, während Chuck etwas aus seiner Tasche holte. „Er hat also Hunger ja?", fragte Chuck in einem arroganten Ton. „Na dann lass es dir schmecken Looser." Chuck legte seinen Arm um Harrys Schulter, nahm mit der anderen Hand einen Muffin und drückte ihm diesen mit voller Wucht ins Gesicht. Als wäre das nicht genug stand Toby auf und leerte ihm von hinten Orangensaft über den Kopf. Harry sah mich entsetzt an. Sein Gesicht war verklebt, seine Haare nass und seine Kleidung schmutzig. Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch er hielt sie zurück. Er sah kurz zu den beiden Idioten und dann wieder zu mir. Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen doch dann stand er auf und lief davon. „Harry warte!", schrie ich ihm nach und sprang hoch. Dieses Mal war es nicht gespielt – ich hatte tatsächlich Mitleid mit ihm. Wie er mich ansah – so verzweifelt und verletzt, mit seinen wunderschönen Augen. „Ihr seid solche Arschlöcher!", schrie ich die beiden hasserfüllt an. Auch Liam, Perrie und Zayn lachten dieses Mal nicht. Es fühlte sich anders an, wenn Harry direkt neben einem saß und man irgendwie einen Bezug zu ihm hatte, als wenn er nur der fremde Looser auf dem Tisch in der Ecke war. „Das war echt Scheiße von euch.", hörte ich Perrie sagen. Sie war eine gute Freundin – so ehrlich und direkt, aber nie gemein. Ich stand vor dem Tisch und sah in die Runde. Normalerweise hätte ich mich allerspätestens jetzt wieder hingesetzt und normal weitergemacht, doch so wollte ich nicht mehr sein. Ich wollte Harry helfen, hauptsächlich um eine gute Note zu bekommen, doch nicht nur deshalb. Sein Blick wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Er sah mich so verzweifelt und hilfesuchend an. Harry verließ sich auf mich und aus irgendeinem Grund wollte ich ihn nicht enttäuschen. Ohne es zu realisieren lief ich aus der Cafeteria. Ich muss ihn suchen und ihm helfen – Harry braucht mich.
(Soooo hier ist das vierte Kapitel. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir sagt wie es euch bisher gefällt und wie ihr denkt dass es weitergeht :) Und danke schon mal an alle die meine Geschichte lesen, ich freue mich über jeden einzelnen Read und bei jedem Vote grinse ich übers ganze Gesicht :D)
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My social project: Harry
FanfictionAmber McGuire stellt sich folgende Frage: Ist es möglich aus dem Looser der Highschool den Schulschwarm zu machen?