Ich lief auf den Gang und drehte mich im Kreis. Kein Harry in Sicht. Vorsichtig öffnete ich die Tür der Herrentoilette. "Harry?" Nichts. Enttäuscht schloss ich sie wieder und ging weiter. Am Ende des Ganges befand sich die Türe zum Schulhof. Langsam ging ich hinaus und sah mich um. Ich atmete erleichtert aus, als ich ihn an einem Baum lehnen sah. "Harry!", schrie ich und lief auf ihn zu. Er hob seinen Kopf und sah mich mit roten, wässrigen Augen an. Er war immer noch nass und verklebt. Gerade wollte ich auf die Knie gehen und mit ihm sprechen, da änderte sich plötzlich seine Miene und er knurrte mich an: "Verschwinde!" Noch nie sah mich jemand so hasserfüllt an. Die Brille hatte er abgenommen. Seine schönen grünen Augen funkelten vor Wut. Wieso ist er auf mich böse? Ich kann doch nichts für das was geschehen ist. Ich wusste nicht wieso doch seine Wut verletzte mich. "Ich...Harry was ist los?" Man konnte die Verwirrung und Enttäuschung deutlich in meiner Stimme hören.
"Macht es Spaß?" Er stieß ein lautes Seufzen aus. Bevor ich diese Worte hinterfragen konnte, sprach er schon weiter. "Mich zu ermutigen und so zu tun als würdest du mir helfen wollen. Ich dachte tatsächlich du magst mich. Oh Gott bin ich blöd.", lachte er verletzt. Bevor ich antworten konnte unterbrach er mich erneut. Seit wann redet er so viel? "Ich hätte wissen müssen, dass es eine Falle war. Wurde es Chuck und Toby zu langweilig? Dachten sie es wäre lustiger, wenn jemand von euch mir Freundschaft vorspielt, damit ihr mich noch mehr verletzen könnt? Gratuliere es hat funktioniert!" Sein verletztes Lachen war schlagartig weg und er schluckte stark. Seine Augen füllten sich mit Tränen, die ihm kurz darauf unkontrolliert über die Wange liefen. Trauer breitete sich in mir aus. Nie wollte ich, dass Harry wegen mir weint – generell sollte nie jemand wegen mir weinen. Wir waren nicht einmal befreundet und trotzdem tat mir plötzlich alles unendlich leid. Womit hat er das verdient? Nur weil er sich anders kleidet und wenig spricht? Ich fühlte mich richtig mies. Wie konnte ich nur so lange dabei zusehen, wie Chuck und Toby ihm das Leben zur Hölle machten?
"Du verstehst das falsch.", versuchte ich mich zu verteidigen. Ich setzte mich neben ihm, lehnte mich an den Baum und schloss die Augen. Harry wendete seinen Blick von mir ab und drehte den Kopf in die andere Richtung. Ich holte tief Luft und sprach dann weiter. "Harry es ist nicht so wie du denkst. Das war nicht gespielt. Ich hätte es wissen müssen, dass die beiden Idioten dich nicht auf unserem Tisch akzeptieren, aber ich habe dich nicht deshalb gebeten dich zu uns zu setzen. Bitte Harry du musst mir glauben - ich habe damit nichts zu tun." Ich hatte damit wirklich nichts zu tun, trotzdem entsprachen meine Worte nicht ganz der Wahrheit. Es war gespielt. Mein Mitgefühl in der Turnhalle, meine Freundlichkeit, als er vor meiner Tür stand,... alles gespielt. Ich bin eine furchtbare Person.
Minutenlang sprachen wir kein Wort. Harry wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Er war immer noch vollkommen schmutzig. Aus meiner Tasche holte ich Abschminktücher und meine Wasserflasche. Ich goss etwas Wasser auf ein Tuch und führte es langsam zu Harrys Gesicht. Verwirrt sah er mich an. "Darf ich?", fragte ich vorsichtig, worauf Harry nur nickte. Sanft strich ich ihm mit dem Tuch übers Gesicht und reinigte es von Orangensaft, Muffinresten und Tränen. Danach bat ich ihn seinen Kopf nach vorne zu beugen. Als er dies tat leerte ich vorsichtig Wasser über seinen Kopf und wusch ihm damit die Haare. Harry zog sich sein kariertes Gilet aus, stand auf und warf es in den Mistkübel, der nicht weit entfernt von uns stand. Danach setzte er sich wieder neben mich hin und lehnte sich gegen den Baum, was ich ihm gleich tat. Meinen Kopf drehte ich in seine Richtung. Auch Harry sah zu mir und wir starrten uns eine gefühlte Ewigkeit an. Wieso ist mir nie aufgefallen was für ein schönes Gesicht er hat?
Seine etwas längeren, braunen Haare hingen ihm nass ins Gesicht, ohne seine dämliche Brille stachen seine Augen noch viel mehr heraus und ohne dem hässlichen Gilet sah auch sein Outfit nicht mehr ganz so schlimm aus. Als nächstes betrachtete ich seine markanten Wangenknochen, die seine nahezu perfekte Gesichtsform unterstützten. Meine Augen wanderten weiter zu seinem Mund. Harry hat volle, schöne Lippen. Mir fiel auf, dass auch er mich musterte. Auf seinen Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln, wodurch auf seinen Wangen Grübchen entstanden. Diese Grübchen fielen mir noch nie zuvor an ihm auf, aber ich mochte sie. Bevor ich realisierte was ich tat, lag plötzlich meine Hand auf seiner Wange. Mit dem Daumen streichelte ich über seine Grübchen die nun noch deutlicher hervorstachen. Unsere Köpfe waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Erneut starrte ich auf seine vollen Lippen. Plötzlich hatte ich das Verlangen diese mit meinen zu berühren. Er sah so schön aus mit seinem nassen Haar und seinem tollen Lächeln. Vorsichtig lehnte ich mich weiter vor. Unsere Lippen waren kurz davor sich zu berühren - ich konnte bereits seinen Atem spüren. Langsam schloss ich meine Augen und atmete noch einmal tief ein und aus. Ein komisches Kribbeln breitete sich in mir aus, doch plötzlich nahm ich eine mir sehr vertraute Stimme wahr, welche mich aus meinen Gedanken riss.
"Amber, Harry! Da seid ihr ja.", rief Liam von weitem. Wir zuckten beide zusammen und rückten ein Stück auseinander. Mit schnellem Schritt kam mein Freund auf uns zu – mein Freund. Fuck, was mache ich hier? "Geht's dir gut?" Liam sah auf Harry herab, welcher nur schüchtern nickte. Er putzte seine Brille mit einem Taschentuch und setzte sie wieder auf. Ich werde wohl nie verstehen, wieso er seine wunderschönen Augen unter dieser schrecklichen Brille versteckt. Nicht dass ich grundsätzlich etwas gegen Brillen habe, aber seine war altmodisch und viel zu groß für ihn. Danach stand er auf und zupfte nervös an seinem Outfit herum. "D..da..danke.", stotterte er, drehte sich um und ging davon. Von einer Sekunde auf die andere war er wieder der alte und ich konnte nicht glauben, dass das der Harry den ich vorher kennen lernen durfte, derselbe war wie Harry der Nerd. Er sagte mir seine Meinung, er sprach flüssig und er hätte mich fast geküsst. Harry Styles, der Looser der Highschool hätte beinahe mich, Amber McGuire geküsst ... Und ich hätte es zugelassen ...
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My social project: Harry
FanfictionAmber McGuire stellt sich folgende Frage: Ist es möglich aus dem Looser der Highschool den Schulschwarm zu machen?