Kapitel 13

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Die Schulwoche verging wie im Flug, denn es war bereits Freitag. Die ganze Woche lang kreisten meine Gedanken nur um Summer, Liam und Harry. Von Summer hörte ich nur, dass die Heilung langsamer voran geht, als gehofft, sie aber so bald wie möglich nachhause kommen wird. Harrys Geschichte ließ mich nicht los und verschaffte mir immer wieder Alpträume, vor allem solche in denen er gequält wird und ich ihm nicht zur Hilfe schreite. Liam schlief jeden Tag bei mir, da ich nicht alleine sein wollte und kümmerte sich um mich.

„Wieso bezeichnet man es dann als Tier, wenn es weder Herz noch Hirn hat?" Nialls Stimme dringt plötzlich in meine Gedanken. Wie auch schon die letzten Tage, bekam ich nicht viel vom Unterricht mit und auch bei den Hausaufgaben erledigte ich nur noch das Notwendigste. „Nun ja wie würden Sie es denn bezeichnet Mr. Horan?" Gespannt zog unser Biologie Professor die Augenbrauen hoch, so wie er es immer machte, wenn ein für ihn unverständliches Kommentar von einem seiner Schüler kam. „Keine Ahnung? Glibber-Dingsbums?" Wieder einmal brach die gesamte Klasse in Gelächter aus. Normalerweise amüsierte es auch mich, was in Nialls Kopf so vorging, doch nicht diese Woche – ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, wann ich das letzte Mal gelacht hatte. Nachdem die ethische Diskussion darüber, ob man Quallen töten dürfe oder nicht vorbei war, konnte ich endlich hinaus an die frische Luft. Erschöpft ließ ich mich im Schulhof neben einem Baum nieder – neben diesem Baum um genau zu sein. Seitdem Harry und ich uns hier fast geküsst hätten, kam ich öfter her. Ich mochte diesen Ort, denn von hier aus hatte man einen guten Überblick und es war ruhiger, als am restlichen Schulgelände. Die mir mittlerweile viel zu vertrauten Kopfschmerzen traten wieder auf, weshalb ich meinen Kopf gegen den Baumstamm lehnte und die Augen schloss. 

„Amber?" Oh nein, Harry! Die ganze Woche versuchte ich ihm aus dem Weg zu gehen. Ich weiß es war nicht fair, aber ich konnte nicht anders. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sobald ich ihn sah kamen so viele Gefühle hoch. Ich sah meinen Dad vor mir auf dem Boden sitzen und trinken und Summer, wie sie uns verlässt. Der Alptraum verfolgte mich immer noch. Es beschäftigte mich so sehr, dass ich Harry immer nur verurteilt hatte, anstatt auch nur einmal darüber nachzudenken, was hinter seinem Verhalten stecken könnte. Schuldgefühle, Angst, Mitleid, Trauer, Wut und ... Ich wusste nicht was es noch war, doch all dies vermischte sich zu einem einzigen Gefühlschaos, mit dem ich nicht umzugehen wusste.

„Äh ... Hallo Harry." Es gelang mir gerade noch mir ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zwingen. „Wie geht es dir? Ich hab dich die Woche kaum gesehen. Ist alles in Ordnung?" – „Alles gut.", log ich und schenkte ihm erneut ein gespieltes Lächeln. Seine Anwesenheit machte mich unglaublich nervös. Ich musste mir schnell eine Ausrede einfallen lassen, um zu verschwinden. „Gibt es Neuigkeiten von Summer?" Ja Harry die gibt es, aber ich werde sie dir nicht erzählen. „Nicht wirklich." Schnell stand ich auf und putzte meine Jeans ab. „Tut mit leid ich muss los, ich muss noch auf die Toilette, bevor der Unterricht wieder losgeht." Mit diesen Worten ging ich an Harry vorbei und versuchte ihn dabei nicht anzusehen. Plötzlich packte er mich an der Schulter und drehte mich somit zu sich um. „Amber..." Langsam hob er mein Kinn hoch, sodass ich nicht mehr anders konnte, als in seine funkelnden grünen Augen zu sehen, die mich beinahe hypnotisierten. Erst jetzt fiel mir auf, dass er seine Brille schon wieder nicht trug. „...stimmt etwas nicht?" Seine Stimme war tiefer als sonst und hatte etwas unglaublich beruhigendes an sich. Beinahe wäre ich eingeknickt, doch dann kamen die Schuldgefühle wieder in mir hoch und ich löste mich schnell aus seinen Berührungen. „Ich sagte doch schon...Alles gut." Mit dem schönsten Lächeln, das mir gelang, drehte ich mich um und ging weg, doch ich war mir sicher, dass er meinen Worten keinen Glauben schenkte. ...

„Was willst du heute zu Abend essen, Babe?" Liam war einfach der Beste. Jeden Tag kochte er etwas, oder ließ uns etwas liefern. Er kümmerte sich um die Post, den Haushalt und vor allem um mich. Umso schlechter fühlte ich mich, dass ständig Harrys Augen vor mir erschienen, seine Stimme durch meinen Kopf hallte und ich jede seine Berührungen spüren konnte, als wäre er tatsächlich hier. Noch nie hatte ich solche Gefühle, weshalb ich sie auch nicht zuordnen konnte, geschweige denn wusste, wie ich damit umgehen sollte. Mit Summer konnte ich nicht darüber sprechen, da sie noch im Krankenhaus lag und mit Liam sowieso nicht, warum erklärt sich wohl von selbst. Ich war mir sicher, dass ich bald durchdrehen würde, wenn ich nicht sofort etwas dagegen unternahm, weshalb ich unbedingt mit jemanden reden musste und mir fiel nur eine Person ein – Perrie.

Können wir reden? Ich bräuchte dringend den Rat einer Freundin. A

„Babe?" Liam sah durch die Tür des Esszimmers zu mir. „Hast du mich gehört?" – „Oh ja, entschuldige. Wie wäre es mit Pasta?" – „Wird gemacht." Das Lächeln meines Freundes erhellte das gesamte Haus. Und wieder einmal stellte ich mir die Frage, womit ich ihn verdient hatte.

Selbstverständlich Süße. Soll ich mir heute noch Zeit nehmen, oder passt morgen für dich? P

Morgen klingt super! Danke. xoxo 

Puh! Nachdem ich die Nachricht abgeschickt hatte, warf ich mein Handy regelrecht auf den Couchtisch und ließ mich zurück ins Sofa fallen. In dem Moment fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen, auch wenn ich noch nicht wusste, wie ich ihr das alles erklären sollte. 

Erleichtert stand ich von der Couch auf und ging zu Liam in die Küche. Er sah so verführerisch aus, als er nur in blau-weiß-karierter Boxershorts und dunkelgrauem Tank-Top vor dem Herd stand. Ich schlich mich von hinten an ihn, schlang meine Arme um seinen Körper und küsste ihn sanft auf die Schulter. „Brauchst du Hilfe Meisterkoch?", flüsterte ich ihm ins Ohr. Hastig drehte er sich um, packte mich an der Hüfte und ließ mich auf der Küchentheke nieder. Als er sich zwischen meinen Beinen Platz verschaffen hatte, stellte er sich dazwischen und küsste mich liebevoll. Das Verlangen überkam mich und ich küsse ihn wilder. Unsere Zungen spielten miteinander und ich zog leicht an Liams Haar. Mit einer Hand hielt er meine Wange, während die andere mich an meinem Hintern fester an ihn drückte. Erwartungsvoll rieb ich mein Becken an seinem und konnte bereits seine Erektion fühlen. Ein leichtes Stöhnen entkam ihm als meine Lippen an seinem Hals hinabwanderten, doch als ich zu seinem Top greifen wollte, um es ihm auszuziehen stoppte er mich plötzlich. „Nicht jetzt Babe ... die Pasta brennt sonst an." Die Enttäuschung war mir wohl deutlich anzusehen, weshalb er mich frech angrinste und noch hinzufügte: „Keine Sorge, nach dem Essen gibt es noch Nachtisch." Noch etwas enttäuscht, aber voller Vorfreude auf unsere gemeinsame Nacht, ging ich zurück ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an. Als ich gerade bei einem Sender hängen blieb, vibrierte plötzlich mein Handy auf dem Couchtisch. Ich sah auf das Display, doch kannte die Nummer nicht. „Hallo?" – „Hallo Amber." Einen Moment brauchte ich, um die Stimme zuzuordnen, doch dann traf es mich wie ein Schlag. „Stan?" 

(Tut mir wahnsinnig leid, dass es sooo lange gedauert hat. Ich war in Bulgarien, dann ich Deutschland und Frankreich und hatte einfach keine Zeit. Ich werde mich bemühen, jetzt wieder mehr zu schreiben. Hoffentlich gefällt euch das neue Kapitel - Kommentare mit eurer Meinung sind wie immer erwünscht. :)) 

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