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Mariella Bianchi
Young and Beautiful
(Lana Del Rey)

Mariella BianchiYoung and Beautiful (Lana Del Rey)

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"HALT DIE FRESSE, LUCIA!"

I've seen the world, done it all, had my cake now
Diamonds, brilliant, and Bel Air now

Keiner kann mich so sehr aufregen wie meine eigene Schwester. Zum fünften Mal in den letzten zehn Minuten ziehe ich meinen Lippenstift nach, aber konzentrieren kann ich mich noch immer nicht.

Hot summer nights, mid-July
When you and I were forever wild
The crazy days, crazy nights

"Was ist dein Problem? Leben darf ich ja wohl noch." Oh nein. Sie weiß wirklich nicht wann es genug ist. Wann man einen Schlussstrich ziehen sollte. Wann sie die Grenze überschritten hat. WANN ICH FUCKING ROT SEHE.

The way you'd play with me like a child

"Leben; ja. In meinem Zimmer; NEIN UND ERST RECHT NICHT MIT DIESEM GEBRÜLLE!" Zum Schluss hin wird meine Stimme immer lauter und ich merke aus dem Augenwinkel wie sie zusammenzuckt.

Will you still love me when I'm no longer young and beautiful?

"DIE EINZIGE DIE HIER BRÜLLT BIST DU, ICH HABE NUR MITGESUNGEN", ihre schrille Stimme bricht sich den Weg durch meinen Knochenmark. Autsch.

Will you still love me when I got nothing but my aching soul?

Einatmen. Ausatmen. Mariella bleib ruhig. "Und wie du vielleicht schon bemerkt hast, Schwesterherz, ist das nicht so dein Talent, also würde ich dich höflich auffordern damit aufzuhören. Was hält Ihre Hoheit davon?"

I know you will,
I know you will,
I know that you will

Lucia rollt mit ihren kastanienbraunen Augen, die sie von unserer Mutter geerbt hat und um die ich sie immer beneidet habe. Seit unserer Kindheit schon. Ihre Augen haben was spezielles an sich. Etwas manipulierendes. Und ich liebe es.

Will you still love me when I'm no longer beautiful?

"Natürlich, Mariella." Ihre Stimme trieft nur so von Sarkasmus, doch das ist mir gerade ziemlich egal. Solange ich meinen blutroten Lippenstift in Ruhe auftragen kann ist alles in Ordnung...

I've seen the world, lit it up as my stage now

Ein starkes Klopfen unterbricht meinen Gedankengang. Schon wieder. Heute hat es JEDER auf mich abgesehen und ich werde JEDEN EINZELNEN von ihnen verbrennen, wenn es nicht aufhört.

Channeling angels in the new age now

Außer meiner Familie. Das ist mein Blut. Mit eigenem Blut macht man sich nicht die Hände schmutzig. Und, oh Gott, sollte es wer wagen auch nur einen Gedanken daran zu verlieren das Bianchi-Blut am Boden verteilt zu sehen, lösche ich persönlich seine komplette Blutlinie aus. Darauf schwöre ich.

Hot summer days, rock and roll
The way you'd play for me at your show

Familie geht über alles. Ja, sogar über Stolz. Für Familie legt man beide Hände ins Feuer, lässt eigenes Blut fließen, gibt den letzten Stück Ehre aus und verteilt jeden übrigen Kilogramm Gold. Für Familie lebt und stirbt man. Ohne Zweifel. Das ist die ungeschriebene Bianchi Regel.

And all the ways I got to know
Your pretty face and electric soul

Meine Tür öffnet sich und Vito steht davor. "La signora Bianchi", spricht er, gefasst wie immer. Mit einem Nicken fordere ich ihn auf zu reden. "Ich richte Ihnen von Signor Bianchi aus, dass wir loskönnen."

Will you still love me when I'm no longer young and beautiful

"Nein, können wir nicht", erwidere ich und widme mich wieder meinem geehrten Spiegel, dem heute sowieso viel zu wenig Aufmerksamkeit gescheckt wurde. "Dürfte ich wissen warum?" Innerlich seufze ich. Warum muss alles so kompliziert sein.

Ich fasse an mein Handy und schalte das laufende Lied aus. Eine Schande. Von Lana Del Rey kriegt man nie genug.

Eigentlich möchte ich die Frage verneinen, aber dass würde dazu führen, das padre hochkommt. Und das möchte ich nicht. "Weil mir Lucia auf die Nerven gegangen ist und mich somit nicht fertigwerden lassen hat." Ich lasse meine Stimme so professionell wie möglich klingen. So wie ich es immer tue. Tun muss.

Lucia springt protestierend auf, doch bevor sie überhaupt ansetzten kann wird sie unterbrochen: "Ich verstehe. Wir erwarten Sie in den Garage. Signor Bianchi meinte, dass ihr in einem eigenen Auto fahren sollt." Und somit war unser treuer Bodyguard aus der Tür.

Langsam drehe ich meinen Kopf zu meiner jüngeren Schwester und merke wie sie das gleiche tut. "Wir nehmen den grünen Porsche!" "Auf keinen Fall! Grün passt nicht zu meinem Kleid. Aber der weiße!?" Sie stöhnt auf. "Warum kann ich nie etwas bestimmen, Mariella?" Was eine hübsche Schwester ich doch habe. "Weil es so ist. Los jetzt."

Einen letzten Blick ins Spiegel habe ich mir wohl doch noch verdient. Mein rotes Satin Kleid drückt sich perfekt an meine Kurven und betont sie. Die schwarzen Highheels lassen meine Beine noch langer und geschmeidiger aussehen.

Die pechschwarzen Haare, die ich meinem Vater zu verdanken habe fallen in leichten Wellen über meine rechte Schulter und enthüllen somit das Tattoo auf meiner Linken. Wie sehr ich es liebe. Das geschwungene B mit tropfendem Blut verschmiert und einem Revolver daneben, aus dem gerade Rauch schleicht.

Mein Gesicht ist ebenso makellos, etwas was man nicht von meiner Seele behaupten kann. Aber so ist das hier eben.

Wir nehmen, ohne was zu geben.
Ficken ohne zu lieben.
Verdienen ohne zu arbeiten.
Lieben ohne zu fühlen.
Wir werden groß, ohne jemals klein gewesen zu sein.
Wir töten ohne Gewissen.
Wir machen vieles falsch und wir machen es mit Stolz. Viel Stolz.

SinnersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt