Mariella Bianchi
Still Don't Know My Name
(Labrinth)"Ganz schön gewagt solch ein Kleid, solch konservativen Menschen zu präsentieren, Amore." Nicht schon wieder der. Irgendwann schneide ich seine Kehle auf und reiße ihm diese dunklen Augen aus dem Gesicht. Einfach so.
"Ich würde Menschen mit dreckigen Händen und Menschenleben auf dem Gewissen nicht als konservativ bezeichnen. Höchstens sündhaft, findest du nicht?" Alessio gibt auf meine Antwort hin nur ein bestätigendes Nicken zu sehen und winkt den Keller herbei.
Warum hatte ich mich überhaupt an diesen fucking Pult gesetzt? Eine noch bessere Frage; warum zur Hölle hatte er sich zu mir gesetzt?
"Zwei Tequila", sagt er so selbstverständlich, dass man denken könnte er wäre mein Sandkastenfreund.
"Ein Menschenleben mehr oder weniger. Außerdem hat jeder von deinen nur die gerechte Strafe bekommen, etwa nicht?" Das bringt mich zum Nachdenken. War wirklich jedes Mafia Opfer an etwas Schuld? Wahrscheinlich nicht, aber jetzt ist es dennoch zu spät. Ich verenge die Augen.
"Siehst du doch. Themenwechsel Amore. Jetzt wo ich dir ein Teqila ausgegeben habe, könntest du mir locker einen Kuss schenken", seine süffisanten Augen sind festgeschlossen mit den meinen und ein Nicken seinerseits deutet auf meine Lippen. Davon kann er nur träumen. Wir wissen beide, dass er durch mich nur mächtiger werden möchte.
Guter Versuch Alessio. Du bist ein guter Spieler, aber in meinem Spiel. Vergiss das nicht, Amore.
Elegant legt der Keller unsere Getränke auf den glänzenden Pult. Vielleicht könnte ich mit ihm spielen. Und nur ganz vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt ihm alles zurückzugeben. Verlegen beisse ich mir auf die Unterlippe. Er soll denken, dass er mich heute noch rumkriegt.
Ich befeuchte eine dünne Linie auf meinen Daumenrücken mit der Zunge und streue das Salz drüber. Er tut es mir gleich, lässt mich dabei nicht aus den Augen. Als ich das Salz von meiner Hand wieder ablecke, tut er das ebenfalls. Wir nehmen die kleinen Gläser in die Hände, wieder synchron. Der Geschmack des Alkohols breitet sich auf meiner Zunge aus, und brennt sich kurz daraufhin den Weg meinen Rachen hinunter.
Gleichzeitig greifen wir nach den Zitronenscheiben und beissen hinein. Wie eine Therapie.
Lass das Spiel beginnen, Amore.
Ich rutsche von dem hohen Hocker hinunter und greife nach seiner silbernen Kette. Der kleine Alessio verbirgt seine Lust auch vor all diesen Menschen nicht. Gewagt. Seine breiten Hände umgreifen meine Taille.
Entschlossen suchen sich meine nun den Weg in seine dunklen, viel zu weichen Haare. Mein benommener Blick bleibt an seinen vollen Lippen hängen.
Wie sie wohl schmecken? Mariella halt deine fucking Fresse.
Langsam taste ich mich seinen Rücken hinunter, komme bei seinem Gürtel an und umgreife seinen goldenen gravierten Revolver. Alessios Grinsen erreicht mich. Ihm war wohl klar, dass dieses kleine Spielchen nie klappen würde.
"Einen Versuch war es wert", flüstert er so verführerisch wie eh und je. Ach Alessio, ach. "Das stimmt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dir Aurelia und Asia jetzt weiterhelfen können", bemerke ich unschuldig und mit klimpernden Wimpern.
"Eifersüchtig, Amore?" Wenn es nicht traurig wäre, wäre es lustig. Meint er es ernst? "Auf eine die ihre Beine öfter öffnet als Bücher? Niemals", ließ ich ihn wissen, mit Nachdruck in der Stimme.
Langsam lässt der Druck um meine Taille nach und seine Hände heben sich spielerisch in die Luft. Wir Grinsen. Beide. Wer hätte gedacht, dass wir uns mal so nah stehen würden ohne uns gegenseitig abzuschlachten.
Beim weggehen halte ich mit der einen Hand die Waffe in die Höhe, mit der anderen zeige ich ihm meinen schönsten Finger, den Rücken zugedreht. Amüsiert werfe ich die Waffe vor seine jüngeren Brüder und seine Eltern. Upss!
Und mit einem Mal merke ich, dass uns die ganze Zeit über jeder hier zugesehen hat. Es wäre mir peinlich gewesen, wäre ich nicht Mariella Bianchi. Sie wären liebend gern an meinem Platz.
Lucia beobachtet mich mit Unmengen an Stolz in den Augen, dass ich langsam denke, es könnte ungesund sein.
Camillos Blick ist... ziemlich abwertend. Soll er halt Ophelia ficken gehen.
Vasco hält sich das Lachen zurück und versucht es durch ein aufgelöstes Husten zu verbergen. Amateur. Ich bin halt einfach eine tolle Schwägerin, nicht wahr?
Die restlichen, nicht so wichtigen durchbohren mich mit ihren Blicken. Sie haben nun neuen Gesprächsstoff. Gern Geschehen.
Ich bin so froh dieses Kleid gewählt zu haben, falls wieder diese mysteriösen Bilder von dem Treffen im Internet auftauchen sollten, sehe ich gut aus.
Wer diese Bilder macht und verschickt, wissen wir nicht. Das ist uns relativ egal, aber sollten wir es erfahren, werden sie ausgelöscht. Nicht die Bilder natürlich, sondern diese ekelhaften Verräter. Sowas macht man nicht und das weiß so ziemlich jeder hier.
Die González Familie ist nicht gerade begeistert, merke ich gerade. Sie starren alle Alessio an, der wiederum mich anstarrt.
Warum machen alle so ein Drama draus? Als wäre es eine allzu große Sache...
DU LIEST GERADE
Sinners
Teen FictionFeuer trifft auf Feuer, doch wird mit keinem Wasser stillgelegt. Stolz trifft auf Stolz, doch wird nicht von Reue überdeckt. Macht trifft auf Macht, doch wird nicht von Schmerz unterbrochen. Der Teufel steht seinem Ebenbild gegenüber und wird natür...