Kapitel 14

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Deine Sicht
Ich tigerte nervös auf und ab und fuhr mir durch meine Haare.
„Ich gehe einfach nicht.", sagte ich bestimmt.
Daphne, welche mit überkreuzten Beinen auf ihrem Bett saß, musterte mich angestrengt von oben bis unten.
„Versuch mal deine blaue Jeans mit dem pinken Top.", schlug sie vor.
Seit geschlagenen 30 Minuten überlegten wir zusammen, was ich wohl zu meinen vierten Date mit Blaise tragen könnte. Ich hatte schon unzählige Outfits anprobiert und war mit nichts zufrieden.
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Nein, dann sehe ich aus wie eine billige Sekretärin."
Daphne hob verwundert ihre Augenbrauen.
„Wie eine billige Sekretärin?", wiederholte sie fragend.
Ich nickte und tigerte weiterhin planlos auf und ab. Daphne stand auf und stoppte mich, in dem sie ihre Hände auf meine Schultern legte.
„Y/n Y/l/n, hör mir jetzt genau zu. Blaise mag dich offensichtlich. Er hat dich jetzt schon zum vierten Mal nach einem Date gefragt. Ihm ist es sicherlich egal, ob du wie eine „billige Sekretärin" aussiehst oder wie ein Zirkusclown. Viellicht steht er ja auf Sekretärinnen.
Glaub mir, du siehst gut aus. Trag einfach was du möchtest und hör auf dir unnötige Gedanken zu machen."
Ich nickte langsam. Sie hatte recht. Ich machte mir unnötig Gedanken. Blaise mochte mich.
Ich atmete langsam ein und dann wieder aus.
Er mag mich.
Ich setzte mich vor meinen Spiegel und richtete meine Haare.
Er mag mich.
Daphne reichte mir ein süßes Outfit und lächelte aufmunternd.
Er mag mich.
Ich zog meine Lieblings Schuhe an und atmete noch einmal tief durch.
Er mag mich.
Blaise mag mich.
„Viel Spaß, Y/n. Es wird sicher schön, du wirst sehen.", sagte Daphne und schob mich in Richtung Ausgang. Ich lächelte ihr zum Abschied zu und lief danach los.
Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum dachte ich darüber nach, wie stolz Cedric wohl auf mich wäre, wenn er mich so sehen könnte. Er wollte immer, dass ich mich mehr öffnete und ich selber war. Er wollte immer, dass ich Spaß hatte und glücklich war. Nun war ich offen und hatte Spaß, nur war er nicht mehr da, um mich zu bewundern und stolz zu sein. Er konnte nicht mehr sehen, wie ich nun endlich auf Dates ging und glücklich war.
Ich hoffe, er ist stolz auf mich. Wo auch immer er ist.

„Hey! Rêve!"
Ich drehte mich auf meinen Fußballen um. Draco stand mir gegenüber, die Hände in den Hosentaschen und ein verschmitztes Grinsen auf dem Gesicht.
Ich hob fragend meine Augenbrauen.
„Wohin gehst du?", fragte er und trat einen Schritt auf mich zu. Wir standen immer noch weit entfernt von einander aber ich musterte ihn trotzdem fragend.
„Auf ein Date.", antwortete ich und klammerte mich an meine Handtasche, da ich plötzlich seltsam nervös war.
„Mit Blaise", fügte ich unnötiger Weise hinzu. Es ging ihn nichts an.
Draco nickte verständlich, aber etwas in seinem Blick verhärtete sich.
„Viel Spaß, Rêve.", entgegnete er emotionslos und setzte sich auf einen Sessel in der Nähe. Er überkreuzte seine Knöchel und beobachtete das Lagerfeuer, welches direkt vor ihm loderte. Ich runzelte verwirrt die Stirn.
Was war das?
Was sollte das?
Er hatte kein Recht dazu, sauer zu sein oder verwirrt oder irgendwas der gleichen. Ich schüttelte meinen Kopf ungläubig und lief los, da ich geplant hatte, mich mit Blaise vor Hogwarts zu treffen.

Er erwartete mich bereits und lächelte mich an.
„Guten Abend, werte Dame.", sagte er schmunzelnd. Ich verdrehte gespielt meine Augen und lächelte ihn an.
„Guten Abend, mein Herr.", erwiderte ich.
Blaise lachte ebenfalls und geleitete mich zum schwarzen See.
Wir redeten und lachten viel.
Er erzählte mir etwas von seiner Familie und ich ihm ebenfalls etwas von meiner.
Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich so verstanden, wie in diesem.
Er sagte, dass er keine allzu gute Beziehung zu seiner Mutter hatte, seit sein Vater gestorben war. Ich nickte verständnisvoll und machte ihm klar, dass er mir immer alles erzählen könne.
Wir setzten uns auf eine Bank in der Nähe des Sees.
„Ich finde es schön, dass wir so offen miteinander reden können.", sagte ich lächelnd und schaute Blaise in die Augen.
Er lächelte verlegen und starrte meine Lippen an. Mein Lächeln verschwand und ich schaute ihm panisch in die Augen.
Oh, nein. Bitte nicht.
Blaise legte seine Hände an meine Wangen und kam mir mit seinen Lippen immer näher. Ich versuchte meinen Kopf zurückzuziehen, doch Blaise hielt ihn so fest, dass es beinahe unmöglich war.
„Blaise...", sagte ich und versuchte seine Hände mit meinen zu entfernen. Ich schaute ihn panisch an.
Was machte er da?
Was sollte das?
Ich wollte das offensichtlich nicht!
Blaise ignorierte mich und kam mir noch ein Stückchen näher. Unsere Lippen berührten sich nun beinahe.
Endlich schaffte ich es, seine Hände wegzuschlagen und stand erschrocken auf. Meine Augen waren weit aufgerissen und mein Herz schlug wie wild in meiner Brust.
Ich spürte Adrenalin in meinen Adern.
Kampf oder Flucht.
„Was sollte das?", schrie ich beinahe.
Blaise stand ebenfalls auf und schaute verblüfft auf mich herab.
„Ach komm schon, Y/n.", sagte er und hob abwehrend seine Hände.
„Was denkst du, warum ich mit dir ausgehe?", fragte er.
Ich blinzelte ihn an und konnte nicht glauben was ich hörte.
Was denkst du, warum ich mit dir ausgehe?
Das Blut kochte in meinen Venen und ich schnaubte.
„Weil du mich magst? Weil du mich kennenlernen möchtest? Weil man das so macht?!", ich atmete hektisch und konnte diese Situation nicht glauben. Was war aus dem Blaise geworden, der mich kennenlernen wollte? Der mir Blumen schenkte und mich immer anlächelte. Was war aus ihm geworden? Der Blaise vor mir, war ein komplett anderer Mensch!
Vielleicht ist das sein wahres Ich.
„Stell dich nicht so an, Y/n. Das war doch klar, dass das irgendwann passieren würde.", sagte er, als würde das alles erklären.
Ich warf meine Hände in die Luft und schüttelte meinen Kopf ungläubig. Wie sehr man sich doch in einem Menschen irren konnte.
Ich war nicht in der Lage ihm zu antworten, ohne diverse vulgäre Ausdrücke zu verwenden, also drehte ich mich wortlos um und lief in Richtung Hogwarts.
„Kein Wunder, dass Cedric dich nicht wollte!", schrie er mir nach.
Ich drehte mich nicht um.
Ich antworte nicht.
Ich lief nur.
Ich lief und lief und lief.
Ich dachte nichts.
Ich fühlte nichts.
Ich weinte nicht.
Ich schrie nicht.
Ich lief nur.
Irgendwann rannte ich auch.
Ohne etwas zu fühlen.
Ich lief an einem verwirrt schauenden Draco vorbei und rannte in mein Zimmer.
Ich fiel auf mein Bett und erst dann kamen alle Gefühle auf mich zu.
Ich fing an mit weinen.
Ich schrie in mein Kissen und kickte meine Füße.
Mein gesamte Make-Up befand sich auf meinem Kissen, aber ich hörte nicht auf.
Er liebt dich nicht.
Cedric.
Wie bei Cedric.
Er liebt dich nicht.
Natürlich nicht.
Cedric.
Cedric.
Wie bei Cedric.
Natürlich.
Es wird immer so sein.
Wie bei Cedric.
Ich merkte garnicht wie Daphne ihre Arme um mich legte und ihren Kopf auf meinen Rücken. Sie flüsterte beruhigende Worte, aber ich nahm sie garnicht war. Das einzige, das ich hörte waren meine Gedanken, die immer lauter zu werden schienen.

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