Türchen 6: 06.12.2023

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Luna lächelte, als sie das leichte Prickeln des Gras' unter ihren Füßen spürte. Es war doch nichts besser, als an einem warmen Sommertag barfuß durch den Wald zu spazieren. Um ihre Schulter hing, wie sonst auch, eine selbstgemachte Tasche ihrer Mutter, in der sie das Futter für die Tierwesen transportierte, die in diesem Wald lebten und mit denen sie sich über die Jahre angefreundet hatte. 

Das sanfte Sonnenlicht tauchte den Wald in ein romantisches Licht und es war nichts zu sehen. Luna hörte lediglich das leise Zwitschern der Vögel und das Rascheln, das ihre Füße auf dem Boden verursachten.

Sie liebte diesen Ort, ihre Mutter hatte sie vor ihrem Tod oft mit hierhergenommen und für Luna hatte er so eine ganz besondere Bedeutung. 

Es dauerte nicht lange, bis sie auf die ersten Tierwesen stieß, die sich um sie drängten und die Köpfe zu ihr streckten. Sie wussten ganz genau, wer Luna war, sie wussten, dass sie immer etwas zu Essen dabei hatte.

,,Hallo. Habt ihr mich erwartet.", Lunas Stimme war leise, sie wollte die Idylle des Waldes nicht durchbrechen, indem sie die Stimme erhob. 

Als Antwort bekam sie die verschiedensten Laute. Quietschen, Grunzen, Winseln.

Nach und nach griff sie in ihre Tasche, holte kleiner Leckeren heraus und steckte sie den Tierwesen zu, die sie dankend entgegennahmen, ihre Köpfe an ihr rieben und sie schließlich weiter in den Wald führten. Luna vertraute ihnen, sie wusste, dass sie ihr nie etwas tun würden und sie hatte das Gefühl, dass sie ihr etwas zeigen wollten. 

Und sie sollte Recht behalten.

Nach einem kurzen Fußmarsch hielten sie an, hinter einem großen Busch, der sie alle hinter sich verbarg. Leise Geräusche drangen an ihre Ohren, eine Stimme, da war sie sich ganz sicher. Luna richtete sich langsam auf und späte hinter dem Busch hervor.

Dort stand ein junger Mann, definitiv älter als sie. Vor seinen Füßen lag ein abgenutzter, aber dennoch eleganter Koffer, dessen Klappe geöffnet war. Der Mann sprach zu dem Koffer, seine Stimme war tief und beruhigend, sie hatte etwas sanftes und während er sprach, umspielte ein kleines Lächeln seine Lippen. Dann bewegte sich etwas im Koffer. Luna traute ihren Augen nicht, als ein Mondkalb langsam aus dem Koffer kam. Erst nur der Kopf, der sich misstrauisch und ängstlich umsah und dann, nach den beruhigenden Worten des Mannes stand es endlich neben dem Koffer auf dem weichen Gras. Das kleine Tier sah zu, wie der Mann sich bückte und den Koffer wieder schloss.

,,Also gut, wie haben das geübt, Kleines. Du kommst hier draußen allein zurecht, aber erst einmal, gehen wir die anderen suchen, okay?", der Mann lächelte, als sich das Mondkalb in seine Handfläche schmiegte. 

Gerade, als der Mann sich in Bewegung setzte, trat Luna aus dem Gebüsch hervor. Sie war einfach zu neugierig, um sich weiter zu verstecken.

Der Mann zuckte zusammen, als er sie bemerkte, doch dann lächelte es.

,,Hallo, hast du dich verlaufen."

,,Was ist das für ein wundersamer Koffer?", Luna antwortete gar nicht auf seine Frage, kam stattdessen näher und betrachtete den Koffer interessiert. 

Der Mann schloss seine Hand enger darum, der Koffer schien ihn also sehr richtig zu sein. 

,,Eigentlich ein ganz normaler Koffer, der bloß mit einem Zauber belegt ist. Nichts besonders, wirklich."

,,Du hast dieses Mondkalb herausgelassen.", Luna kniete sich lächelnd zu dem Tier herunter, dass kurz an ihrer Hand schnüffelte und sich dann an sie schmiegte.

Der Mann sah weiterhin lächelnd zu ihr herunter.

,,Ich bin Rolf."

,,Luna. Freu mich, dich kennenzulernen."

,,Also Luna, bist du oft hier? Ich habe dich hier noch nie gesehen."

Luna richtete sich wieder auf, klopfte sich den Dreck vom Kleid und strich sich die langen Haare aus dem Gesicht.

,,Ja, ich komme oft hierher. Dieser Ort erinnert mich an meine Mutter. Und die Tierwesen sind einfach zu lieb, als dass ich sie nicht besuchen kommen würde.", erklärte sie dann.

Sie folgte Rolf, der sich in Bewegung setzt hatte, das Mondkalb hüpfte zwischen ihnen herum und die anderen Tierwesen folgten ihnen mit einem sicheren Abstand. 

,,Okay, das war eine Pfandfrage. Ich bin das erste Mal hier.", Rolf grinste immer breiter, Luna musste über dies Aussage sogar ein wenig lachen. 

,,Was machst du dann hier, wenn ich fragen darf?", wollte Luna wissen.

,,Oh, ich bringe dieses Mondkalb wieder in eine für sie sichere Umgebung. Ich bin Magiezoologe und kümmere mich hauptsächlich darum, Arten von Tierwesen vor dem Aussterben zu bewahren oder ich pflege verletzte Tierwesen, bis ich sie wieder in ihren natürlichen entlassen kann.", Rolf ließ den Koffer locker in seiner Hand schwingen.

,,Beeindruckend. Es gibt nicht viele Magiezoologen."

,,Liegt in der Familie."

Luna, die bereits wusste, worauf er damit hinauswollte, deutete nach links.

,,Wir sollten hier entlang, um zu den Mondkälbern zu kommen."

Sie bogen nach links ab.

,,Mein Großvater ist auch Magiezoologe. Entschuldige, er war. Er ist vor kurzem verstorben."

,,Das tut mir Leid. Ich habe davon gehört. Von dem Tod deines Großvaters meine ich. Die Ähnlichkeit zwischen euch ist wirklich verblüffend."

Rolf lächelte wieder.

,,Dann kann ich mich ja auch richtig vorstellen. Rolf Scarmander."

,,Luna Lovegood. Hier ist es schon.", sie waren auf einer großen Lichtung zum Stehen gekommen, auf der es völlig leer war.

,,Sagtest du nicht dass sich hier Mondkälber befinden."

,,Ja, das tun sie auch. Du musst nur ein bisschen warten, dann kommen sie. Sie sind scheu.", Luna setzte sich auf den weichen Waldboden, bedeutete Rolf sich neben sie zu setzen.

Tatsächlich setzte er sich zu ihr, legte den Koffer neben sich und streichelte das Mondkalb, das sich ängstlich an ihn presste.

Schweigend warteten sie einige Minuten lang, dann trete sich etwas zwischen den Bäumen. Und dann erschien erst ein Mondkalb und dann ein zweites, ein drittes, viertes und schließlich stand eine ganze Herde vor ihnen.

,,Bewege dich nicht zu schnell, sonst sind sie schnell wieder weg.", warnte Luna.

Rolf kam ihrer Aufforderung nach, er bewegte sich einfach gar nicht, drehte lediglich den Kopf zu dem kleinen Mondkalb neben sich und schickte es mit einer kleinen Kopfbewegung nach vorn. Das Mondkalb sah ihn erst fragend an, machte dann zögerlich ein paar Schritte nach vorn und näherte sich der Herde. 

Sie beschnupperten das Kleine vorsichtig, nahmen es dann in ihre Mitte und führten es Richtung Wald. Doch als sie sich kurz vor dem Waldrand befanden, drehte sich das Kleine noch einmal um, kam zu Rolf zurückgerannt und rieb seinen Kopf an dem Gesicht des Mannes und kehrte dann zu den anderen Mondkälbern zurück. Gemeinsam verschwanden sie im Wald.

Luna und Rolf blieben noch eine ganze Weile sitzen, ehe sie sich erhoben und sich auf den Rückweg machten. Rolf konnte dabei den Blick nicht von Luna abwenden, das Lächeln nicht abstellen. Sie war einfach wunderschön, das geblümte Kleid, das sie trug, spielte um ihre Beine und ihre Haare passten sich dem Flattern des Kleides an. 

Als sie am Waldrand angekommen waren, drehte sich Rolf zu der blonden Frau um.

,,ich weiß, das kommt jetzt etwas plötzlich, aber hättest du Lust, dich noch einmal mit mir zu treffen? Sagen wir morgen Mittag wieder hier?", fragte Rolf da leise.

,,Ja, das würde ich sehr gerne. Dann bis morgen.", Luna lächelte ihn noch einmal sanft an, dann drehte sie sich um und machte sich auf den Weg nach Hause. 

Rolf sah ihr hinterher, bis er ihre fliegenden Haare nicht mehr erkennen konnte. 


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