Snowflake (Ice Prince) OS

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Hyunjin PoV:

„Sieh, es scheint draußen." Mit einem strahlenden Gesichtsausdruck, richtet sich der Jüngere auf einmal neben mir im Bett auf, weswegen ich mich seufzend zurück ins Kopfkissen fallen lasse. „Hmm." Für mich ist Schnee in der Regel kein gutes Zeichen. In den meisten Fällen bedeutet es, dass mein Vater schlechte Laune hat. Aber das kann ich ihm schlecht erzählen. Wenn er herausfindet, dass ich der Prinz bin, will er mich wahrscheinlich nie wieder sehen. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis er und die anderen spurlos von hier verschwinden würde.

„Wollen wir rausgehen?" „Ich würde viel lieber hier im warmen bleiben." Ich wünschte ich könnte diese Begeisterung über die Kälte da draußen mit ihm teilen. Auch wenn es meiner Herkunft widerspricht, halte ich mich viel lieber im warmen auf. Ich weiß nicht, wie mein Vater es in dieser anhaltenden Kälte solange aushält. Er genießt es förmlich. „Na komm schon", erwidert Felix leicht bettelnd, weswegen ich ein leises Brummen von mir gebe. „Ich weiß echt nicht."

„Hast du schon mal einen Schneemann gebaut?" „Nein." Zumindest nicht auf die Art, wie es normale Menschen tun würden. Und selbst mit meinen Fähigkeiten gelang es mir bisher gerade einmal eine Kugel zu formen, die jedoch nach einer leichten Berührung direkt wieder in sich zusammengefallen ist. Nur weil ich die Fähigkeiten von meinem Vater geerbt habe, heißt das noch lange nicht, dass ich sie auch so gut beherrsche wie er. Bei mir fängt es nicht an zu schneien oder sogar zu Hageln, wenn ich schlechte Laune hab. Lediglich bei Frust schieße ich unkontrolliert Eiszapfen um mich.

„Dann wird es an der Zeit das zu ändern." Ohne mir eine andere Wahl zu lassen, greift Felix plötzlich nach meiner Hand und zieht mich gegen meinen Willen aus seinem Bett heraus. „Ich komm ja schon." Nicht sonderlich begeistert raffe ich mich nun selbst das letzte Stück auf und lasse meinen Blick noch einmal kurz aus dem Fenster wandern. Ich wünschte ich könnte die Welt wenigstens einmal durch seine Augen sehen. Es macht mir mehr Angst, als das ich es bewundern könnte. Kein Wunder also, wieso ich mit dem Eis nicht in Einklang komme.

„Wollen wir mit Snow in den Wald reiten? Da stört uns garantiert niemand und die Kinder aus dem Haus klauen uns nicht den ganzen guten Schnee." „Ja, gute Idee." Genauso wie beim Training. Es ist besser, wenn die Wachen aus dem Dorf uns nicht zusammen sehen. Vor allem wenn sie mitbekommen, was er mit seinen Fähigkeiten anrichten kann. Im Gegensatz zu mir ist er ein Meister seines Elements. Und obwohl es ihn das Leben kosten könnte, hört er nicht damit auf sie zu nutzen. Das erste Mal, als ich ihn getroffen habe, hat er mittels des Wassers und einer Kräutermischung einen verletzten Hasen versorgt.

„Woran denkst du gerade? Du bist schon wieder so ruhig." Mit Snow's Decke im Arm dreht sich der Jüngere fragend zu mir um, weswegen ich ihn für einen Moment schweigend ansehe. Er merkt es immer sofort, wenn mich etwas beschäftigt. Ich wünschte nur ich könnte mit ihm darüber reden. „Würdest du nicht auch gerne mal einen Frühling erleben?" Solange ich mich zurückerinnern kann, gab es nicht einen Tag in meinem Leben, wo die Natur nicht mit Schnee und Eis bedeckt war. Es ist erstaunlich beängstigend wie es meinem Vater gelingt diese Eiszeit solange aufrecht zu halten.

„Ich glaube fest daran, dass dieser Tag irgendwann kommen wird. Bis dahin werde ich mich an den kleinen Dingen erfreuen, die ich habe", erwidert er schmunzelnd, während er den Gurt um Snow's Bauch festzieht. „Du bist beneidenswert." Er hat nach all dem was bereits passiert ist immer noch Hoffnung, dass es sich wieder zum Guten wenden wird. Er hat ganz offensichtlich das Monster, welches mein Vater ist, noch nicht mit eigenen Augen erlebt. In ihm steckt kein Funken von Mitgefühl. Nicht einmal für seinen eigenen Sohn. Seinetwegen wäre ich fast gestorben.

„Ich werde es dir zeigen." „Was?" Sichtlich überrascht sehe ich zu Felix auf, welcher bereits auf den Zaun hinauf geklettert ist, von wo aus er schließlich auf Snow's Rücken gelangen kann. „Das nicht immer alles schlecht ist, nur weil es nicht perfekt ist", lächelt er aufmunternd und zieht mich kurzerhand zu sich hinauf. Ich weiß, er hält mich für einen Pessimisten. Aber was soll ich machen? Niemand hat eine Chance gegen meinen Vater. Neben ihm bin ich die reinste Witzfigur. Nur leider kann ich Felix noch nicht einmal etwas davon erzählen. Es ist vielleicht auch besser so. Ich möchte seine Hoffnung nicht zerstören.

Baby Gay's Christmas CountdownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt