1 - Sporthalle

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"Upps! Sorry! My bad!", grinste das dunkelhaarige Mädchen, und ihre beiden Freundinnen lachten.

Diana lächelte unsicher zurück und meinte:

"Kein Problem, ist ja nichts passiert!" Ihre Stimme wackelte bei der Antwort ein wenig.

Sie hob den Volleyball auf und warf ihn zögerlich zurück.

"Tut mir echt leid! War keine Absicht!"

Diana hörte ziemlich deutlich den Spott in der Stimme ihrer Klassenkameradin, und die grinsenden Gesichter ihrer beiden Freundinnen ließen auch keinen Zweifel! Aber sie ignorierte es. Es bestand ja noch die kleine Möglichkeit, dass das alles ein Versehen war, dass Alicia ihr den Volleyball wirklich aus Versehen an den Kopf geknallt hatte.

Aber eigentlich,wenn Diana ehrlich war, bestand kein Zweifel. Das war Absicht gewesen. Alicia stand da, die Beine etwas zu breit. Die Hände in die Hüften gestemmt, um sich breiter zu machen. Sie hatte lange, pechschwarze Haare, die dunkelsten Augen der Welt, die allerdings herausfordernd funkelten, und dazu Augenbrauen, die wie so ein Säbel scharf und geschwungen waren. Sie war schön und elegant.Einschüchternd schön. Wie eine Löwin. Aber das führte auch dazu, dass ihr Lächeln umso falscher wirkte.

Diana lächelte freundlich, aber sie wusste, dass ihr Lächeln schief rüberkam, schwach, wie ein Opfer. Innerlich seufzte sie und ihr Herz verdrückte innerlich eine kleine Träne. Das fing ja wirklich gut an!

Sie wollte keinen Stress. Nicht schon zu Beginn. Diana war noch komplett neu in diesem Internat. Das war ihr erster Schultag, und schon wurde sie von diesen drei Mädchen herausgefordert?

Sie hatte sich noch keine Meinung gebildet, was sie von dem Ganzen halten sollte. Von dem Internat, von der Situation, von einfach allem!

Eigentlich war sie froh gewesen, von zuhause wegzukommen, nach all dem Stress zuhause.

"Du kommst ins Internat" war für sie keine Bedrohung, sondern eher

Ihre Eltern waren gerade dabei, sich scheiden zu lassen und ihre Mutter hatte schon einen Neuen, der immer in der Wohnung rumschlich. Da war sie eigentlich froh, dass sie ihre letzten Schuljahre nicht zuhause verbringen musste. Vor allem, da sie gerade volljährig geworden war, was sich einerseits wie Freiheit anfühlte, andererseits aber wie ein leeres Werbeversprechen. Denn so richtig hatte sich nichts geändert. Nur Probleme schienen mehr zu werden. Es waren echt viel gewesen in der letzten Zeit.

Sie hatte dem Internat also zugestimmt. Tapetenwechsel nannte man das wohl.

Nun war sie in dem Internat. Am Abend zuvor war sie mitten im laufenden Schuljahr angekommen.

Ihr Zug hatte Verspätung, so dass sie erst am späten Abend vom Bahnhof abgeholt worden war, um zu einem riesigen Gebäude gebracht zu werden, das wie ein düsteres Spukschloss wirkte. Diana war müde, hungrig und nicht in guter Stimmung, als sie ankam.

Da es spät gewesen war, hatte man ihr ein Einzelzimmer zugewiesen, und das war okay gewesen für sie. Eigentlich teilten sich zwei Mädchen wohl ein Zimmer.

Frau Meister, eine Lehrerin, circa Anfang 30 mit schulterlangen, bordeauxroten Haaren und einer Brille, die sie streng erscheinen ließ, führte sie herum. Sie schien als die Aufseherin ihrer Gruppe auch auf dem Gang der Mädchen zu wohnen. Diana konnte nicht sagen, dass sie die Frau besonders sympathisch fand, aber vielleicht musste sie das auch nicht. Die Frau gab sich auch nicht viel Mühe, freundlich zu ihr zu sein oder sie willkommen zu heißen. Diana war es recht.

Sie bezog ihr karges Zimmer und schlief eher schlecht, was vielleicht daran lag, dass sie an fremden Orten nicht gut einschlafen konnte.

Erst am nächsten Tag sollte sie ihre Klasse und ihre Mitschülerinnen kennenlernen.

Sklavin des InternatsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt