Kapitel 2: Aufbruch in ein neues Leben

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Onkel Chris öffnet die Tür seines Gästezimmers und weckt mich schließlich aus meinem ersten Klartraum.
<<Guten Morgen Eleanor, hast du gut geschlafen?>> ertönt es freudig aus seinem Mund.
Onkel Chris ist ein großartiger Onkel. Er ist diese Art Mensch, die einen immer zum Lachen bringen kann. Wenn er nicht gerade im Krankenhaus Menschenleben rettet, denn er ist einer der besten Chirurgen des Landes. Wahrscheinlich hat er deswegen auch keine Frau geheiratet und auch keine Kinder. Er ist selten zu Hause und an manchen Tagen fliegt er quer durch die Welt, um in anderen Krankenhäusern zu operieren.
<<Ja, habe ich.>> Und damit sage ich zum ersten Mal die Wahrheit, denn das war die erste Nacht seit dem es passiert ist, in der ich keinen dieser schlimmen Albträume hatte. Die erste Nacht in der ich nicht schreiend aufgeschreckt bin und eine der Beruhigungstabletten nehmen musste.
<<Das freut mich sehr.>> sagt er so strahlend, das ich ihn auch anlächeln muss. <<Kommst du gleich zum Frühstück? Wir müssen noch über etwas reden.>> Ich nicke und begebe mich zu meiner Kommode und suche ein gemütliches Outfit für den Tag. Bestimmt möchte Chris planen, wie es weitergeht. Wahrscheinlich soll ich wieder in die Schule gehen oder es ist eine der vielen Entscheidungen, die getroffen werden müssen, wenn man seine Familie verliert. Etliche Verträge müssen gekündigt werden, Das Haus wird ausgeräumt und verkauft, irgendwelche Erbschaftsangelegenheiten und so weiter. Ich bin so froh einen Onkel Chris zu haben, der sich um all solche Angelegenheiten kümmert.
Ich betrete das Badezimmer und mache mich fertig, um den heutigen Tag zu überstehen mit der Hoffnung Nachts wieder in einer besseren Welt zu sein.

Wie immer schnappe ich mir eine Schüssel mit Müsli und hole die Hafermilch aus dem Kühlschrank.
<<Was gibt's? Hat sich der Notar wegen Mum und Dad's Testament gemeldet?>>
<<Elle, setz dich erstmal. Okay?>>
Ich schlucke. Wenn Onkel Chris so anfängt hat das meistens nichts gutes zu bedeuten. Zitternd setzte ich mich an den Esstisch und an Frühstücken ist nicht mehr zu denken.
<<Was ist los?>> frage ich mit leiser Stimme.
<<Ich habe das Testament von deiner Mum gelesen. Sie hat in diesem festgehalten, was mit euch Kindern passieren soll, wenn sie sich nicht mehr um euch kümmern können.>> Das hört sich ganz nach Mum an. Sie hat immer alles organisiert und mich wundert es nicht, dass sie eine Art Notfall Plan entwickelt hat.
<<Elle, es ist ihr Wunsch vergiss das nicht.>> Chris hält eine Sekunde inne und fährt fort. <<Sie hat geschrieben, dass du bei einer Emily Taylor wohnen sollst.>> Erzählt Chris schnell und ich habe das Gefühl eine Last fällt von seinen Schultern. <<Wir können dagegen vorgehen, Elle. Du musst da nicht hin, wenn du nicht willst. Keiner wird dich zwingen. Hörst du?>>
Tränen bilden sich in meinen Augen und das Atmen fällt mir so viel schwerer. Ich muss all das durchmachen und Mum möchte allen ernsten auch noch, dass ich meine Heimat verlasse. Warum tut sie mir das an.
<<Ich kann hier nicht weg. Ich brauche dich Onkel Chris.>> Bringe ich unter Tränen aus mir heraus und sehe wie auch Chris eine Träne nicht aufhalten kann.
<<Ich weiß, Elle. Du siehst aber wie oft ich nicht zu Hause bin und die Taylor's sind eine Familie. Sie können sich besser um dich kümmern. Vielleicht hilft dir auch der Abstand zu Seattle .>>
<<Willst du mich hier nicht mehr haben?>> frage ich traurig und eine weitere Träne kullert meine Wange entlang.
<<Nein auf keinen Fall. Du darfst sowas nicht denken. Du darfst so lange wie du willst bei mir wohnen, aber überleg es dir wenigstens. Es ist schließlich der Wunsch deiner Mutter. Okay?>>

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