08 - how everything fits together

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wie sich alles fügt


Wir konnten Nico zum Glück überreden, bei uns zu bleiben, bis er vollkommen genesen ist. Ein Ziel, dem er jeden Tag einen Schritt näher gekommen ist.

⏮️⏰🔙

Als es endlich zu dem Punkt kam, an dem er zurück in sein eigenes Haus hätte ziehen können, war sein halber Hausstand schon hier und keiner von uns wollte das noch. Es gab keine Diskussion darüber, kein Angebot von uns, komplett einzuziehen und keine Forderung seinerseits, die Dinge zu regeln. Es war einfach so und blieb wie es ist, nachdem der eigentliche Grund für sein Hiersein wegfiel.

Je selbstständiger Nico wurde, desto mehr brachte er sich in die alltäglichen Arbeiten rund ums Haus ein. Dass er uns vorher so lange beobachten konnte half ihm tatsächlich, sich genau da einzufügen, wo er nicht nur nicht störte, sondern immer schon gefehlt hat. Zach war zum Beispiel nur zu gerne bereit, den Wäschedienst abzugeben, als Nico darauf bestand, weil sein Job, oder besser die häufigen Online-Meetings mit Klienten, einen erhöhten Bedarf an gebügelten Hemden mit sich brachte. Außerdem störten ihn die wachsenden Wäscheberge, weil wir das immer bis auf den letzten Drücker liegen gelassen haben.
Wer hätte gedacht, dass das Zusammenleben mit einer dritten Person so angenehm werden könnte?
Nachdem er die Armschiene los war und endlich beide Hände benutzen konnte, hat er sich direkt in seine Arbeit gestürzt. Zach und ich waren somit frei, unsere eigenen Routinen wieder aufzunehmen und das war höchste Zeit. Wir wurden immer unruhiger, Zach noch mehr als ich. Zu viel Zeit im Haus und mit Menschen hat seine Spuren bei ihm hinterlassen und so sind wir alle drei glücklich, seit Zach endlich wieder mehr Zeit im Wald verbringt.

➡️⏰⏯️

Nico und ich stehen dicht voreinander im Wohnzimmer, rücken uns unnötigerweise den Kragen zurecht und wischen uns nicht vorhandenen Staub von den Schultern, als wir Zach fröhlich pfeifend hereinkommen hören.

"Er ist wirklich viel erträglicher, wenn er abends nach Hause kommt", flüstert mir Nico ins Ohr. Dafür erntet er von mir einen sanften Kuss, der sich schnell vertieft. Als wir aus unserer romantischen Zweisamkeit wieder auftauchen, steht Zach in der Tür, die Arme verschränkt aber ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
"Na, für diesen Anblick kommt man doch gerne nach Hause!" Natürlich sieht er uns nur zu gerne zu und ich bin sicher, er würde gerne mehr sehen, so wie ich gerne mehr tun würde. Doch bislang hat es sich einfach nicht ergeben.
"Brauchst du was?" Zach winkt meine Frage nur ab, kommt aber dann doch und holt sich von Nico seinen kurzen Willkommen-Zuhause-Kuss ab, bevor er in Richtung seines Zimmers verschwindet. "Morgen früh um sieben?", fragt er noch über seine Schulter, Nico antwortet mit einem Daumen hoch, dann sind wir wieder unter uns.
Ich denke an unser Gespräch von dem Tag zurück, als ich ihn hierher brachte.

⏮️⏰🔙

Eine von Zachs Fragen damals war: "Du kannst uns doch nicht beide lieben, wie ist das möglich?"

Ich weiß, dass sich Zach für weniger liebenswert hält als mich. Mehr als einmal hat er mich gefragt, ob ich seiner wegen in Sachen Liebe hinter dem Berg halte, doch so ist das nicht. Ich bin kein besseres Partnermaterial als er, denn wo er einen potenziellen Partner allein lässt, verlange ich von ihm, mich mit zu vielen anderen zu teilen.
Nico liebt uns aber nicht trotzdem, sondern gerade deshalb beide, wie er uns erklärte.

"Mal ehrlich", hat er zunächst mehr im Spaß, aber nicht ohne Grund erklärt. "Ihr habt euch so viel Mühe gegeben, in vielen Dingen wie ein und dieselbe Person zu sein, egal ob Aussehen oder allgemeines Auftreten. Ich kann euch ja kaum auseinanderhalten, da ist es wohl natürlich, dass ich mich in euch beide verknallt habe!"
Was uns zu der Zwischenfrage brachte, wieso er uns überhaupt auseinanderhalten kann. Mit einem verschmitzten Lächeln und nachdem er sich verschwörerisch umgesehen hat, als ob es in unserem Haus einen heimlichen Mithörer geben könnte, verriet er uns, dass es das Alter ist, was seine verräterischen Spuren hinterlassen hat.
"Es sind die Krähenfüße, die euch verraten", flüsterte er, bevor er in lautes Gelächter ausbrach. Dafür waren dann wohl unsere entsetzten Gesichtsausdrücke verantwortlich. Aber später vor dem Spiegel mussten wir erkennen, dass er Recht hatte. Meine Lachfältchen in den Augenwinkeln und seine mürrischen Linien um die Mundwinkel könnten uns an den aufmerksamen Beobachter verraten.

Twin Tale (eine Zwillings-Saga)✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt