"Du bist drinn"

39 1 0
                                    

Kristina:
„Sieben vermisste Leute, innerhalb eines Monats! Das ist angsteinflößend!", rief ich empört. Vor zwei Monaten begann dieses verwerfliche Verbrechen. Aber damals waren nur zwei Personen verschwunden. Und jetzt war nicht mal der Monat zu Ende. Schon sieben Personen, von denen man nicht wusste, ob sie noch am Leben waren. Ich war keinen Schritt weiter. Verzweifelt suchte ich nach dem Blick von Santiago. Er war mein Arbeitskollege. Wir beide arbeiteten bei der italienischen Geheimorganisation. Zusammen hatten wir schon viele Fälle erfolgreich abgeschlossen. Aber dieser Fall war einfach aussichtslos. Ich war von tiefer Furcht erfüllt, dass mir das Scheitern nicht erspart, bleiben würde. Die tolle Kristina, die eine sehr intelligente Frau ist, kommt nicht weiter. Ich könnte lachen. Aber ich tat es nicht. Der Satz verletzte meinen Stolz sehr tief. Trotzdem bohrten sich die Worte tief in mein Herz.

„Wir werden uns schon was einfallen lassen.", versprach mir Santiago. Ich wollte ihm glauben, aber ich konnte es einfach nicht. Ich wollte nicht versagen. Ich wollte wie gewöhnlich erfolgreich sein. Trotzdem fand ich Trost und Aufmunterung in seinen Worten und ich war ihm unendlich dankbar dafür.

„Hoffentlich wird der Chef mir eine zweite Chance geben", sagte ich besorgt zu Santiago, der nicht nur mein Kollege, sondern auch gleichzeitig mein bester Freund war. Als hätte mich der Chef, Mr Petrow, gehört, dröhnte aus den Lautsprechern seine laute Stimme: „ Mrs Caruso, begeben Sie sich sofort in mein Büro!" Natürlich war mir bewusst, dass ich mich gerade in die Hölle begab. Mit Mr Petrow war nicht zu spaßen. Er war ein hartnäckiger Mann. Vielleicht sogar mein größter Albtraum. „Wollen sie mir nichts sagen?" Seine tiefe und laute Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Hören Sie, dieser Fall ist wie ein Labyrinth. Es wird schwierig sein ihn zu lösen, aber..." „Aber sie sind erlöst!", unterbrach mich Mr Petrow. Unschlüssig starrte ich ihn an: „Ich bin erlöst? Aber ich brauche doch keinen Urlaub!" „Sie kriegen auch keinen Urlaub, Mrs Caruso", lachte er, „Sie kriegen einen neuen Auftrag. Wagen sie es nicht mich wieder zu enttäuschen!" Sein Gesicht verzog sich zu einem zufriedenen Grinsen. Wie konnte er es mir antuen? Er wusste ganz genau, wie hart ich an diesem Auftrag gearbeitet habe. Ich zog scharf die Luft ein. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Wortlos stürmte ich aus seinem Büro. War alles umsonst gewesen? Habe ich all die Mühe umsonst aufgewendet? „Kommen sie morgen pünktlich", hörte ich ihn mir streng hinterherrufen. Ich setzte mich frustriert in mein Auto und wollte den Motor starten, aber mein Blick fiel auf einen Zettel. Ich traute meinen Augen nicht, als ich einen Zettel an dem Bordcomputer kleben sah "DU BIST DRINN".

„Ich bin drinn?", murmelte ich vor mich hin. In was bin ich drinn? In einem zerstörten Leben? Das war ich tatsächlich schon längst. Mein Leben wurde damals in ziemlich genau zwei Sekunden ruiniert. Nach dem Tod meines Vaters, war ich in einem zerstörten Leben drinn. Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem amüsierten Grinsen.

Ich hatte in meinen letzten zwei Jahren genug Drohnachrichten bekommen. Am Anfang war ich wirklich besorgt, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich dran. Bei meinem Beruf war es normal, mal unschöne und mysteriöse Nachrichten zu bekommen. Meistens taten es Menschen nur aus Rache, weil ich kurz davor war, ihre Geheimnisse zu lüften und sie damit ins Gefängnis zu bringen. Aber diesmal hatte ich ein mulmiges Gefühl. Noch nie war jemand in mein Auto eingebrochen, um einen Zettel an den Bordcomputer zu kleben. Oft fand ich seltsame Botschaften in einem Briefumschlag, der vom Postboten gebracht wurde. Sollte ich mir wirklich Sorgen machen? War es nur ein harmloses Verbrechen? Nein. Mein Gefühl sagte mir ganz genau nein.

"Betrug mit Schulden" oder eher "Ein Psychopath ohne Grenzen"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt