14 - Fragwürdige Aufmerksamkeit

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Wie durch ein Wunder fand ich mich knapp zwei Stunden später vor dem Eingang eines großen sechseckigen Gebäudes - laut Becks Beschreibung sollte das angeblich die Cafeteria sein.

Gleich nachdem er mich vorhin zu meinem Vorlesungssaal gebracht hatte, hatte er sich nochmal vergewissert, dass ich auch wirklich nachher mit ihm und seinen Freunden Mittag esse - und als er schon halb am Gehen war, kam er nochmal zu mir zurück und fragte mich nach meiner Nummer.

Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.

Ja, ich konnte mir ganz genau vorstellen, wie er mit seinem Charme auch andere Mädchen so um den Finger wickeln wollte.

Allerdings war ich in dieser Hinsicht doch froh, einen kleinen Anschluss zu haben, auch wenn es mir vorhin kurz vor meinem Aufbruch zur Uni egal geworden ist.

Ich aß gerne mit anderen Menschen zusammen - ausgenommen mit Charon natürlich.

Bei der Erinnerung, wie katastrophal das Abendessen bei seiner Familie gewesen ist, wich das Lächeln von meinen Lippen und ich musste unwillkürlich die Augen verdrehen.

Ich hoffte, dass die nächsten Abendessen dort drüben verschoben wurden - oder aber, dass Charon nicht anwesend ist. Mit seinen Eltern kam ich schließlich bestens aus, also mussten sie nicht mitbestraft werden, wenn ich mich zum Beispiel vor dem Abendessen bei ihnen drücken wollte.

Ich wischte die Gedanken an diesen Idioten und den noch künftig anstehenden Abendessen beiseite und stieß die Tür zur Caferteria auf. Dabei fiel mir plötzlich siedend heiß etwas ein.

Hatte Beck vorhin nicht Charon gefragt, ob er ebenfalls zum Mittagessen kommen würde?

Am liebsten hätte ich wieder laut aufgestöhnt.

Ich hoffe, dass der Blödmann sich nicht blicken ließ.

Mit dieser Hoffnung betrat ich also den großen Saal und stellte gleich ganz entzückt fest, dass das Gebäude fast komplett verglast war. Es waren bodentiefe Fenster eingelassen, sodass man einen schönen Blick auf die grünen, sonnenbeschienenen Rasenflächem hatte.

Wenn vielleicht demnächst noch die Blumen in den angelegten Beeten blühen würden, dann wäre der Ausblick noch schöner.

Ich wollte mich an einer Mädchengruppe vorbeischieben, doch als eine der drei ihren Kopf hob, wichen sie sie zurück und entfernten sich dann tuschelnd.

Verwundert zog ich meine Augenbrauen in die Höhe. Entschied mich jedoch dann nicht länger darüber nachzudenken.

Also durchquerte ich die Menge an Leute, die sich noch nicht hingesetzt hatten, weiter. Auch hier wichen sie vor mir zurück und starrten mich teilweise an, als wäre ich der Mann vom Mond.

Was zum Henker?

Ich probierte es mit einem zögerlichen Lächeln - was prompt von mehreren Seiten erwidert wurde, von den Jungs eher, als von den Mädchen.

Mit einem riesigen Fragezeichen auf der Stirn schulterte ich mir die Tasche und beschloss, mich erstmal in dieser langen Schlange anzustellen, die sich vor der Essenausgabe gebildet hatte. Ich schnappte mir ein Tablett, stellte mich auf die Zehenspitzen und versuchte mir so neugierig einen Überblick über die Auswahl der Gerichte zur verschaffen.

Dabei schien ich irgednwie mein Gleichgewicht zu verlieren und stolperte etwas, genau in die Person vor mir stehend herein.

Natürlich drehte sich dieser jemand gleich um - und ich blickte in die Augen von... Tate.

Seine Mundwinkel verzogen sich sofort zu einem breiten Lächeln. "Hey, Lavender! Was ein Zufall, dass du genau hinter mir stehst. Beck hat schon gerade am Tisch erzählt, dass du dich heute zu uns gesellst." Ohne Umschweife schloss mich der goße Kerl zur Begrüßung in seine Arme und ich tätschelte darauf etwas unbeholfen seinen Rücken.

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