15 - Alles im Blick

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Die beiden Mädchen musterten mich einen Augenblick lang, dann breiteten sich auf ihren Gesichtern ein warmherziges Lächeln aus.

Ich stieß leise die Luft aus, die ich bis eben wohl unwillkürlich angehalten haben musste.

"Das ist meine Freundin Venice", Tate zeigte auf das Mädchen mit den etwas kürzeren braunen Haaren und den großen braunen Bambiaugen, dann ging über zu dem Mädchen mit den blonden Haaren. "Und das ist Iva, meine beste Freundin seit... seit einer Ewigkeit", stellte er sie mir beide vor.

Ich hielt weiterhin das Tablet fest umklammert, lächelte jedoch breit zurück. "Freut mich sehr", begrüßte ich sie und blieb dennoch wie der größte Trottel vor dem Tisch stehen.

"Uns auch", sagte Iva so gleich und deutete auf den Platz gegenüber von ihr. "Tate hat schon von dir berichtet, also das, was mit deinem Auto passiert ist. Ein Jammer."

Froh darüber, dass sie gleich ein Gespräch mit mir anfing, stieg ich natürlich sofort ein. Auch wenn das Thema zu einem kleinen Launensenker in meinem Inneren führte. "Ja, ich war auch sehr genervt davon", meinte ich und stellte mein Tablett auf den Tisch ab, um mich dann auf einen Stuhl niederzulassen. Von meinem Platz hatte ich einen wunderbaren Überblick auf die gesamte Cafeteria - für meinen Geschmack perfekt.

"Ich muss dir leider sagen, dass auch echt eine Menge an deinem Auto zu machen ist", schaltete sich Tate ein und nahm ebenfalls am Tisch Platz. "Ich habe schon überlegt, ob ich dir einfach ein anderes Auto fertig mache und du deinen Mini bei uns lässt. Das wäre alle Mal billiger für dich, als dein Auto wieder herzustellen."

Meine Mundwinkel sackten nach unten. "Na großartig."

Er versuchte mich aufmunternd anzulächeln, "Ach, irgendeine Lösung wird sich schon finden. ich schaue mir dein Auto heute Nachmittag nochmal an - aber wie gesagt, ohne Auto lassen wir dich nicht. Das Angebot steht, dass ich dir ein anderes auf unserem Hof erstmal fertig mache."

Ich ergriff meine Gabel. "Wahrscheinlich werde ich das Angebot mit Sicherheit annehmen. Ich kann nicht jeden Morgen mit Charon fahren-"

"Mit Charon?", schaltete sich Venice verwirrt ein. "Wieso denn mit Charon?"

Auch Iva sah aus, als bräuchte sie dringend Aufklärungsbedarf.

"Sie wohnen beide in der gleichen Straße, er hatte sie auch nach Hause gebracht", antwortete Tate für mich - um sich dann aber verwundert zu mir zu drehen. "Und wie kommt es nun, dass er dich sogar morgens mitnimmt? Also ich meine, ist ja sehr nett von ihm-"

Ich schnaubte. "Nett? Von wegen. Seine Eltern haben ihm das aufgebrummt."

"Seine Eltern?", wiederholten alle drei immer verwirrter.

Seufzend ließ ich meine Gabel wieder sinken. So wie es aussah, kam ich eh erstmal nicht zum Essen. "Es hat sich herausgestellt, dass Charon und ich Nachbarn sind - und damit meine ich, dass wir direkt nebenbeinander wohnen. Jona, der Lebensgefährte von meinem Onkel, ist der Cousin von Charons Mutter. Das hat sich bei dem Abendessen vor kurzem herausgestellt."

Venice blinzelte mich mehrmals an, Ivas Paprika rutschte ihr von der Gabel und Tates Nudel hielt vor seinem Mund inne.

"Was genau wird hier gerade Spannendes erzählt?"

In all der Aufregung hatte niemand von uns mitbekommen, wie sich ein großer Kerl unserem Tisch genähert und das Tablett neben Iva abgestellt hatte. Er hatte braune Haare mit vereinzelten blonden Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen und die er sich nun zur Seite strich, als er mich anschaute.

Es wäre überflüssig zu erwähnen, dass auch er wie ein wahres Male Model aussah - verdammter Mist, wo bin ich denn hier nur gelandet?

"Ach Easton - schön, dass du auch da bist", sagte Tate und verriet mir so gleich den Namen des Ankömmlings. "Lavender - das ist Easton, auch ein Mitglied dieser wundervollen Gruppe und der Freund von Iva. Und Easton, das ist Lavender. Sie ist studiert die nächsten Wochen zeitweise an unserer Uni."

Dark HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt