prolog

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Dicke Regentropfen fallen von Himmel hinab und Blitze erhellen die dunkle Nacht. Stumm steht Lucy vor dem Grab ihres Bruders. Ihre Klamotten sind völlig durchnässt und sie zittert am ganzen Leib, doch das scheint sie gar nicht zu bemerken.

Sie fühlt sich leer und taub zugleich. Nichts ist mehr wichtig und alles ist egal.

Ihr bester Freund, ihre bessere Hälfte und die Person, die sie immer beschützt hat und in auch jeder noch so aussichtslosen Situation gerettet hat, ist tot. Ihr Bruder war ihr ein und alles. Ihr Lebenssinn, ihr Halt.

Er ist weg. Für immer.

Stumme Tränen kullern ihre Wangen hinunter, als eine kalte Brise aufkommt und der Wind stark durch ihre Haare weht. Lucy schließt ihre Augen, damit die Strähnen nicht in diese fliegen und mit ihrer von der Kälte erstarrten Hand wischt sie durch ihr Gesicht.

Ein Rascheln von Blättern lässt sie aufblicken. Jemand nähert sich ihr. Als sie über ihre Schulter blickt kann sie in der Dunkelheit eine Gestalt auf sie zukommen sehen. Desto näher diese Gestalt kommt, desto klarer kann sie diese erkennen.

Es ist ein Mann mittleren Alters. Er trägt einen dicken schwarzen Mantel, in dessen Taschen er seine Hände vergaben hat und darunter einen schwarzen Anzug. Sein Gesichtsausdruck scheint kalt und stumm stellt er sich neben Lucy.

Er starrt hinab auf das Grab und Lucy ist sich nicht sicher, ob der Mann sie überhaupt wahrgenommen hat. Wer ist er und warum steht er vor dem Grab ihres Bruders?

„Das mit Ihrem Bruder tut mir leid" Wind rauscht in Lucy's Ohren und löst Gänsehaut bei ihr aus. Oder ist es doch die Stimme des Mannes?

Sie ist rau und nur ein Flüstern.

Ungläubig schaut die junge Frau den Mann von der Seite an. Ihr Mund steht offen und zum ersten Mal seit Stunden, hat sie aufgehört zu Weinen. Der Mann wendet sich in ihre Richtung und seine Mundwinkel zucken unbeholfen, wie als würde er versuchen Lucy ein zuversichtliches Lächeln zu schenken. Nur es scheint so, als hätte der Mann noch nie gelächelt.

Lucy blinzelt schwer. Ist das eine Halluzination?

Sie kann beobachten, wie die rechte Hand des Mannes aus seiner Manteltasche herausgezogen wird und sich vorsichtig ihrem Gesicht nähert. Überfordert und immer noch ungläubig steht sie einfach nur da und lässt es über sich ergehen.

Sie schließt die Augen und plötzlich verspürt sie einen warmen Kontakt an ihrer Wange. Der Mann streicht mit seiner Hand sorgfältig die Nässe der Tränen von ihren Wangen. Lucy öffnet die Augen und ein warmes Gefühl breitet sich in ihr aus, als sie sieht, wie der Mann sie anblickt. Er hat den Kopf leicht schräg zur Seite gelegt, während seine Hand über ihre Wangen streicht.

Er scheint in einen Bann gezogen, interessiert und völlig überwältigt. Die junge Frau fühlt sich besonders.

„Der Tod ist unumgänglich" flüstert er mit weicher Stimme und senkt den Kopf, während er seine Hand zurück in seine Tasche steckt „Auch für Sie. Sie müssen lernen damit umzugehen, dann wird das Leben leichter."

Ein besonders heller Blitz zuckt über den Himmel und wirft Licht auf das Gesicht des Mannes. Seine dunkelbraunen Augen starren hinauf in den Himmel. Seine soeben noch so weichen Gesichtszüge, werden plötzlich kalt und hart.

Er atmet tief ein und schließt dabei schmerzlich die Augen. Zwingt sich jedoch wieder dazu zu lächeln.

Lucy muss schmunzeln bei seinem kläglichen Versuch ein ehrliches, gekonntes Lächeln aufzusetzen. Warum bloß kann er es nicht?

„Nun denn" er nickt der jungen Frau charmant zu „Auf Wiedersehen"

Es donnert laut und der Regen wird stärker, weswegen Lucy für einen kurzen Moment hoch in den Himmel blickt. Plötzlich wird ihr kalt und sie kann die durchnässten Klamotten zum ersten Mal an ihrem Körper kleben spüren. Sie blickt an sich hinab und mit ihren Händen fühlt sie über ihre Arme, ihren Bauch, bis hin zu ihren Beinen, wie als würde sie sich zum ersten Mal selbst berühren.

Als sie jedoch den Mann noch fragen will, woher er ihren Bruder kannte, muss sie feststellen, dass er weg ist. Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen als ihr Blick über den dunklen Friedhof schweift. Keine Menschenseele ist in Sicht und Lucy ist alleine.

Wind pfeift in ihren Ohren und Laub wirbelt durch die Luft.

War das Alles nur Einbildung?

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NEUES JAHR NEUE FANFICTION

until death do us part | 𝐫𝐝𝐣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt