nachbarn?

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Ein paar Monate später

Es ist die richtige Entscheidung gewesen. Mit einem großen Karton in der Hand läuft Lucy die letzten Treppenstufen hinauf.

Ihre Beine sind schwer und keuchend kommt sie vor ihrer neuen Wohnungstüre an. Sie stellt den Karton ab und stützt sich mit ihren Händen an den Oberschenkeln ab.

Ein paar mal atmet sie tief ein und wieder aus.

Ein „Hui" entgleitet ihr, als sie sich aufrichtet. Zum Glück ist dies der letzte Karton gewesen. Noch einmal und sie würde vermutlich zusammenbrechen.

Es ist warm draußen und Sonnenstrahlen brechen durch das große Fenster im Treppenhaus hinein. Die Wärme auf ihrer Haut prickelt wohltuend und Lucy muss lächeln. Das ist ein gutes Zeichen für den Beginn ihres neuen Lebensabschnittes.

Die Siebenundzwanzigjährige ist endlich umgezogen, um sich von ihrer Vergangenheit zu lösen und einen Neustart zu wagen. Das hat sie verdient, das ist sie sich schuldig, nach allem was passiert ist.

Sie wohnt nun in einem altmodischen Hochhaus in New York mit einem Treppenhaus aus schwerem Holz, wobei die Stufen bei jedem Schritt unter den Füßen knarzen. Die Gegend ist in Ordnung und ihre zwei-Zimmer Wohnung gemütlich.

Der Vermieter ist ein älterer Mann, schätzungsweise in den späten Fünfzigern. Er hat Lucy unter vielen Interessenten die Wohnung anvertraut und sie hätte nicht glücklicher sein können, als sie die Zusage bekommen hat.

Wohnungssuche kann anstrengend sein, aber die Wohnungssuche in New York ist schlichtweg der blanke Horror. Umso schöner ist es, dass sie ihre Wunschwohnung bekommen hat.

Sie dreht den Türknauf nach links und öffnet die Türe in einem Schwung. Den schweren Karton hebt sie erneut hoch und stapft keuchend in die Wohnung. Am Esstisch lässt sie das schwere Gewicht nieder und atmet tief ein.

„Geschafft" sie stemmt die Hände in die Hüfte und ihr Blick schweift durch ihr neues Heim. Hier wird sie also von jetzt an wohnen. Der Gedanke fühlt sich noch leicht surreal an und es wird vermutlich ein paar Wochen dauern, bis sie sich daran gewöhnt hat.

Jetzt heißt es erst einmal: Kartons sortieren und einräumen!

Mit ihren Kopfhörern in den Ohren, aus denen laute Musik dröhnt, springt sie fröhlich umher und lässt sich schließlich nach zwei Stunden erschöpft aufs Sofa fallen.

Der Einräumwahnsinn ist vorbei und langsam nimmt die Wohnung Gestalt an. Natürlich fehlen noch ein paar Kleinigkeiten, um dem Ganzen ein heimischen Touch zu geben, doch darum wird sie sich in den nächsten Wochen noch kümmern.

Eine Sache, um die sie sich jedoch sofort kümmern muss, ist der Einkauf. Der Kühlschrank ist leer. Das einzige was sie hat, sind zwei große Flaschen Wasser und ein Kanister Milch. Mit bedröppeltem Blick starrt sie in ihren Kühlschrank und kann ihren Magen grummeln hören.

Sie streift ihren linken Ärmel nach oben und blickt auf ihre Armbanduhr.

19:15 Uhr.

Vielleicht sollte sie morgen einkaufen und für heute Abend etwas zu essen bestellen. Ja, das klingt nach einem guten Plan. Lucy kramt ihren Taschenkalender hervor und schreibt 'Einkaufen' in die Spalte für morgen.

Ihre Augen treffen auf einen weiteren Begriff, der ihr noch Bauchschmerzen bereitet.

'Job suchen'

Sie wird wohl auch morgen zum Arbeitsamt gehen müssen. Die Wohnung und ihr neues Leben bezahlt sich leider nicht von alleine.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, das all die Glücksgefühle des heutigen Tages übertönt, setzt sie sich auf die Couch und sucht in ihrem Handy eine Liefer-App.

Nach zwanzigminütigem Hin und Her, hat sie sich letztendlich für eine große Portion Chinesischer Nudeln mit Mini Frühlingsrollen entschieden. In der App steht, dass es ungefähr eine halbe Stunde dauern wird.

Es kehrt Stille ein und Lucy sitzt verloren auf dem Sofa. Sie starrt auf die gemauerte Wand und lauscht dem Verkehr. Es wird Zeit brauchen, aber es wird gut werden. Sie hat etwas Glück für sich verdient.

Zum ersten Mal ertönt die Klingel ihrer neuen Wohnung und sie schreckt auf. An das Geräusch muss sie sich erst noch gewöhnen.

Mit ihrem Portmonee in der Hand läuft sie zur Wohnungstüre und öffnet diese. Ein nett aussehender junger Mann steht ihr gegenüber und hält eine Plastiktüte in der linken Hand, die unglaublich gut duftet. Ihr Magen macht erneut Anstalten sich zu Wort zu melden, doch sie kann es unterdrücken.

„Guten Abend, Miss" sagt der Mann und reicht ihr die Tüte „das macht 20$"

Lucy stellt die Tüte neben sich ab und öffnet ihr Portmonee. Sie reicht dem Mann einen 50$ Schein.

„Machen Sie 35" sagt sie lächelnd und der Mann dankt nickend. Er reicht ihr ihr Rückgeld und verschwindet rennend im Treppenhaus. Sie kann seine Schritte bis nach unten noch wahrnehmen, da die Stufen knarzen.

Während sie ihr Geld einsortiert, steht sie immer noch vor ihrer offenen Wohnungstüre, als sich plötzlich die Türe von gegenüber öffnet. Lucy blickt sofort auf. Sie will ihre neuen Nachbarn alle noch morgen begrüßen, doch die Begegnung mit dem Nachbar direkt gegenüber kommt ihr nicht ungelegen. Hoffentlich sieht er freundlich aus.

Sie öffnet den Mund, um ihn zu begrüßen, doch ihre Worte bleiben ihr im Hals stecken.

Sie erstarrt und blickt den Mann mit großen Augen an. Er trägt wie immer einen Anzug und scheint gerade auf dem Weg irgendwohin zu sein, doch auch er ist erstarrt.

Sie blicken sich einige stille Minuten an, bis der Mann sich räuspert.

„Ähm- guten Abend" sagt er mit schiefem Lächeln.

„Ich- wie?- Sie? ..was?" stotternd versucht sie die richtigen Worte zu finden. Sie kann es nicht fassen.

Es ist der Mann von damals. Der Mann vom Friedhof, der Mann vom Hochhausdach und jetzt ihr neuer Nachbar?

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wie findet ihr die fanfiction bis jetzt? :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 10 ⏰

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until death do us part | 𝐫𝐝𝐣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt