Shane:
Ausgerechnet heute, ausgerechnet sie. Warum nicht ich? Ohne sie wäre mein Leben sinnlos. Ich nickte benommen, als der Notarzt mir auf die Schulter tippte und mich fragte, ob ich mitkommen wolle. Während der ganzen Fahrt brachte ich kein einziges Wort heraus. Ich hielt ihre Hand und schaute sie an. Sie sah aus wie ein Engel, dem man die Flügel genommen hatte und der gefallen und hart auf dem Boden aufgeschlagen war. Ihre sonst so wunderschönen Haare wirkten stumpf und waren vom Blut verklebt.
In der Klinik saß ich im Wartezimmer. Mit zitternden Fingern tippte ich eine SMS an Amber's Schwester:Amber hatte einen Unfall. Klinikum, gerade im Op, Wartezimmer 3 im EG
Ich wusste, dass sie die SMS noch lesen würde, weil Amber mir erzählt hatte, dass sie immer vergaß ihr Handy nachts abzuschalten.
Ihre Schwester war ihre einzige verbliebene Verwandte. Ihre Eltern waren bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen, doch wie durch ein Wunder wurden Amber und Anna nicht verletzt. Besonders Amber machte sich oft Vorwürfe und gab sich die Schuld, denn sie hatte die Idee zu diesem Ausflug gehabt.
Und jetzt war sie im Krankenhaus, mein Engel. Ich war fix und fertig. Ich fühlte mich einsam, allein und absolut hilflos. Verzweifelt stützte ich mein Gesicht auf die Hände und seufzte. "Jetzt bloß nicht heulen!", ermahnte ich mich immer wieder leise.
