Irgendwann, eines schönen Abends, als die Sonne sich schlafen legte und dem Mond die Bühne überließ, klopfte es plötzlich an der alten Birkenholztür des kleinen Hauses.
Der Bauer öffnete, und vor ihm stand ein zerlumpter stattlicher Mann. Er trug eine vollkommen zerstörte Rüstung, die zerkratzt, verbeult und nicht mehr vollständig an seinem hageren Leib hing. Eine halbe Ewigkeit starrten die beiden Männer sich nur an und taten und sagten nichts.Nach einer Weile räusperte sich der Fremde und fragte in einer gebrochenen Stimme: „Könntet Ihr mir für eine Nacht einen Unterschlupf gewähren? Ich bin nun schon seit Wochen unterwegs, nachdem meine Burg in der Schlacht gefallen ist. Ich finde keinen Ort, an dem ich mich vor dem heran rollenden Sturm schützen kann."
Müde stützte er sich auf seinen morschen Stock und senkte den Kopf. „Nun. Wir sind arm, haben selbst kaum genügend Essen, um die Familie durchzubringen. Und der Sturm wird uns nicht gerade dabei helfen", erläuterte der Bauer besorgt und sah kurz ins Haus zurück.„Bitte!", flehte der Mann, der um seine Heimat gebracht wurde, „Ich kann Euch bei jeder Arbeit unterstützen! Also fast jeder... . Ich werde umkommen, wenn mich der Sturm erwischt! Und wenn nicht er, wird die Armee meines Feindes mich finden und umbringen!" Der Bauer sah ihn nichts tun könnend an und ging zurück ins Haus. Der Fremde fiel traurig auf die Knie und schluchzte vor sich hin, als er erkannte, dass er selbst an diesem abgelegenen Ort keine Chance hatte, irgendwo Schutz zu finden.
Doch auf einmal griff ihn etwas unter den Achseln und zog ihn hoch. Als er sich verwundert umsah, entdeckte er den Bauern und seine Tochter, die ihn gemeinsam wieder auf die Füße hoben. „Gebt nicht auf, edler Herr!", ermunterte ihn die junge Frau und führte ihn gemeinsam mit dem Vater in das Haus. Der Himmel verfinsterte sich und viele Wolken zogen herauf.
Gemeinsam harrten sie das Gewitter aus, tranken und aßen ein wenig. Als die Nacht endlich ruhig war und die Decke aufhörte wegen des Donnergrollens zu beben, legten sie sich schlafen.
Am nächsten Morgen bat der Fremde seine Hilfe an, als der Bauer gerade Holz spaltete und die ersten Strahlen der Sonne auf das saftig grüne Gras trafen. Dieser nahm sie freundlich an und zusammen arbeiteten sie den ganzen Tag.Als am Abend die nächsten Wolken am Himmel erschienen, beschlossen sie alle, diese Nacht auch noch zu überdauern. Die Mutter machte leckeren Gemüseeintopf aus den wenigen Pflanzen, die der Sturm am Vortag noch nicht zerrissen hatte. Es war eine köstliche Mahlzeit und so wundervoll. Nachdem er noch eine Nacht im Bett der Hausbesitzer geschlafen hatte, machte sich der Fremde erneut auf den Weg nach draußen, um den Bauer bei allem zu unterstützen.
Doch er war diesmal nicht draußen, sondern pflegte gerade die Pferde. Ein weiterer Tag zog ins Land, an dem sie sich gegenseitig zur Hand gingen und einander halfen. So ging es eine ganze Woche lang immer wieder erneut los, nur dass sich irgendwann der Sturm gelichtet hatte und sie den Mann einfach so bei sich weiter leben ließen.
Bis eines Tages war alles gleich abgelaufen.
Doch am 8. Morgen, den der Fremde in dem Haus mit wohnte, suchte er erneut den Bauern, um ihm zu helfen. Doch nicht draußen, nicht im Stall, auch nicht in der Sattelkammer fand er ihn. Nach langem Suchen und Hilfe der Frau fand er ihn nun in einer winzigen Hütte ein Stück vom Haus entfernt. Er betrat die Schreibstube des Bauers und wunderte sich, als dieser ein riesiges Pergament auf dem Tisch vor sich ausgerollt hatte.Der Bauer erzählte ihm von seinem Plan, dem inzwischen Freund eine neue Burg zu bauen. Doch nicht etwa so, wie er seine alte kannte, nein! Sie würde besser werden, durchdachter, ausgearbeiteter, und vom Burgherren selbst mit geplant.
Der hohe Herr war überwältigt und nachdem er sich wieder gefasst hatte, meinte er nur: „Dann muss Euer Haus aber mit hinein. Es werden die Ställe der Burg und eine Unterbringungsmöglichkeit für alle Pferde. Falls nötig erweitern wir den Stall noch!"
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