Kapitel 1

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08. November

New York, Hospital

Tylers Geburt

Kapitel 1

Die Straßen von New York waren von einer dicken Schicht aus gefrorenem Laub bedeckt, welches unter den Schritten der Passanten knirschte. Die Bäume entlang der Gehwege hatten ihre Blätter in den unterschiedlichsten Rottönen verloren und standen nun kahl und einsam da. Der Himmel war von dunklen Wolken verhangen, die den Eindruck erweckten, als würden sie jeden Moment ihre Last an Regen oder Schnee über der Stadt entladen.

Die Menschen eilten gehetzt durch die Straßen, ihre Körper in dicke Wintermäntel gehüllt und ihre Hände tief in den Taschen vergraben. Ihre Atemwolken bildeten kleine Nebelschwaden vor ihren Gesichtern, während sie versuchten, sich vor der eisigen Kälte zu schützen. Die Geräusche der Stadt wurden vom heulenden Wind übertönt, der durch die engen Gassen pfiff und einem das Gefühl gab, als würde er einem bis auf die Knochen durchdringen.

Die berühmten Wahrzeichen wie die Brooklyn Bridge und das Chrysler Building ragten majestätisch in den grauen Himmel. Ihre Silhouetten wirkten noch imposanter gegen das triste Wetter. Die Fenster der Hochhäuser spiegelten das düstere Licht wider und ließen erahnen, dass sich hinter ihnen Menschen in ihren warmen Wohnungen versammelten, um dem kalten Wetter zu entkommen.

In den Parks von New York hingen die letzten verbliebenen Blätter an den Ästen der Bäume und tanzten im Wind. Die Spielplätze waren verlassen und die Bänke leer, da sich kaum jemand freiwillig nach draußen wagte. Nur vereinzelt konnte man Jogger sehen, die tapfer ihre Runden drehten und sich gegen die Kälte stemmten.

Dianes Handy klingelte kurz vor Einbruch der Abenddämmerung.

»Claire, ich bin gerade im Dienst. Ist es dringend?«, fragte sie, während sie ihr Handy zwischen Schulter und Ohr einklemmte.

Sie musste ihre Hände freihalten, da sie einem Säugling eine Leitung durch die Vene stechen sollte. Sie war sehr geübt darin, deswegen hatte sie keine Schwierigkeiten damit.

Diane arbeitete im städtischen Krankenhaus in New York und hatte sich einen Namen als angesehene Krankenschwester gemacht. Besonders in der Geburtenstation war sie bekannt für ihre Ruhe und Empathie im Umgang mit den kleinen Patientinnen und deren Familien.

An diesem Abend herrschte jedoch eine außergewöhnliche Situation. Die Grippe hatte das Krankenhaus erfasst und das Personal war knapp. Die Geburtenstation platzte förmlich aus allen Nähten, denn es schien einen regelrechten Babyboom zu geben.

»Ja! Es ist wichtig, Jason hat mich verlassen, und weißt du, was er mir erzählt hat?«, fragte Claire.

»Du wirst es mir bestimmt gleich sagen.«, seufzte Diane leise.

Claire war Dianes jüngere Schwester und war eine ziemlich anspruchsvolle Person.

»Er sagte, dass er jemand anderen besser findet, Diane! Besser als mich?«

»Claire, du bist 17, willst du ernsthaft über Highschool-Jungsproblemen mit mir sprechen? Ich habe hier einen Job zu erledigen, weißt du.«

Diane öffnete den Apothekenschrank und suchte nach der richtigen Infusion, welche sie dem Säugling anhängen wollte.

»Du hast nie Zeit für mich! Nie, weder du noch Mom, Mom schon gar nicht, seitdem sie ihren neuen Freund hat, hat sie schon gar keine Zeit mehr für mich und meine Probleme.«
»Vielleicht liegt es daran, dass es keine echten Probleme sind?«

Diane konzentrierte sich auf die Medikamente, die sie leise vor sich hinlas. Sie wusste, dass sie äußerst vorsichtig sein musste, da es sich um einen Säugling handelte. Jeder einzelne Tropfen und jede Dosierung waren von großer Bedeutung für das Wohlergehen des kleinen Patienten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 16 ⏰

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