Ankunft in Asgard

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Mein langes blondes Haar wehte im Wind. Ich schaute über die Reling und sog alle Eindrücke wie ein Schwamm in mich auf. Ich befand mich auf Skidbladnir, dem legendären Wikingerschiff meines Vaters, das durch die Nacht glitt. Ich war vorher noch nie in Asgard gewesen und der Anblick, der sich mir bot, war unbeschreiblich. Unter mir befand sich die Regenbogenbrücke und der Bifrost, und in der Ferne konnte ich bereits den großen goldenen Palast ausmachen - der Sitz des Allvaters Odin und seiner Familie. Heute Abend würden wir gemeinsam speisen und einander kennenlernen.

»Die Asen sind ein kriegerisches Volk«, sagte mein Vater. »Wenn wir den Frieden in allen Reichen erhalten wollen, dann ist dieser Besuch sehr wichtig. Trotzdem musst du auf der Hut sein.«Ich rollte mit den Augen. Da kam er nun der 247te Vortrag, der davon handelte, dass ich aufpassen sollte und im besten Fall niemals von seiner Seite wich. Dabei nahm ich an, dieser Besuch war dem Frieden der Reiche gewidmet und wir würden nicht zu Feinden reisen. Seis drum, mich interessierte der Vortrag meines Vaters nicht. Ich war einfach neugierig auf diesen Ort, der uns soviel Hoffnung versprach. Mit uns reiste ein Gefolge aus Dienerschaft und Leibwächtern, denn unser Besuch war für eine längere Zeit geplant. Mein Vater wollte ein Bündnis mit Allvater Odin aushandeln, denn seit dem Vorfall auf Mitgard waren die neun Reiche in Aufruhr. Viele hatten das Vertrauen in Asgard als Beschützer verloren, war es doch ein Ase, besser gesagt, ein Prinz Asgards, der Mitgard angegriffen hatte. Einzig in Alfheim gab es noch keine Aufstände und wenn es nach meinem Vater ging, sollte das auch so bleiben. Doch dunkle Vorzeichen hatten auch uns erreicht.

Als wir dem Palast näher kamen, erkannte ich einen großen Balkon, auf den wir zusteuerten. Dort standen bereits vier Personen und warteten auf uns. Das muss die Königsfamilie sein, dachte ich.

Als unser Schiff am Balkon anlegte, sprang mein Vater auch schon über die Reling. Wir anderen folgten ihm und schritten auf Odin zu. Der Allvater war kleiner, als ich erwartet hatte. Er trug eine Tunika, die in goldenen und weißen Farben gehalten war. Neben ihm stand seine Frau Frigga, ich hatte sie zwar noch nie vorher getroffen, aber viel von ihr gehört. Ihr langes, goldenes Gewand war mit reichlich Stickereien verziert und ihr Haar lag, in einem Flechtzopf gebunden, locker über ihrer Schulter. Ich fand, dass sie tatsächlich noch schöner war, als man sich erzählte.

»Odin, sei gepriesen«, rief mein Vater lauthals aus und verbeugte sich vor ihm.

»Meine Familie und ich heißen Euch in meinen Hallen willkommen, König Freyr«, erwiderte der Allvater.

Mein Vater runzelte die Stirn und ich war etwas verwirrt, ob der peinlichen Stille, die eintrat. Es mögen zwar nur wenige Sekunden gewesen sein, doch es fühlte sich länger an. Der Blick meines Vaters ruhte auf einem Mann, dessen Kleidung komplett in schwarz gehalten war. Von den Schuhen bis zum Umhang, den er trug. Man musste kein Hellseher sein, um zu Wissen, wer er war. Loki Odinson, Prinz von Asgard. Loki wirkte auf Grund seiner Kleidung zwischen seinen in gold gekleideten Eltern und seinem Bruder Thor, der eine rote Tunika trug, etwas deplatziert. Aber das war nicht der Grund, warum mein Vater ihn anstarrte. Loki war verantwortlich für den Angriff auf Mitgard vor nicht allzulanger Zeit.

»Ich bin etwas überrascht, deinen jüngsten Sohn an deiner Seite stehen zu sehen, Allvater«, durchbrach mein Vater schließlich die Stille.

»Ich kann Euch versichern, dass Loki seine Strafe erhalten hat. Dies ist nicht die Zeit des Misstrauens, doch des Zusammenhalts. Denn nur Zusammenhalt wird die neun Reiche beschützen können.«

»Wenn Ihr das sagt«, antwortete mein Vater schlicht und besann sich dann wieder der erforderten Höflichkeiten. »Ich danke Euch im Namen Alfheims für Eure Einladung. Mit Freuden sehen wir unserer Zeit in Asgard entgegen, um unser Bündnis wieder erstarken zu lassen.«

Hüterin des Lichts - Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt