Der Sohn, der übrig war

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Loki POV

Eilig schritt ich den Gang entlang, ob der Neuigkeiten, die ich zu verkünden hatte. Zwei Wächter begleiteten mich, um meine Geschichte zu bestätigen. Es war ein lästiges Übel und doch notwendig. 

Von einem Diener wusste ich, dass sich Odin, Thor und Frigga im grünen Salon in der Nähe des Thronsaals befanden. Ich hörte Stimmen, je näher ich trat, doch waren sie zu leise, als das ich etwas verstehen konnte. Die zwei Wachen, die vor der Tür standen, schauten nur kurz in meine Richtung, bevor ich eintrat.

Der Raum war klein, wirkte aber größer, weil die Deckenhöhe kaum zu erspähen war, doch auch das große Ostfenster mit angeschlossenen Balkon führte dazu, dass der Raum ausladender wirkte, als er war. Hier befand sich ansonsten nur ein kleiner Brunnen, der die Mitte des Raumes darstellte sowie etliche Blumen in Töpfen, die dem grünen Salon ihren Namen gaben. Ein paar Bänke luden zum Verweilen ein. Aber ums Verweilen ging es heute nicht.Odin, Thor und Frigga waren in eine Diskussion verstrickt, verstummten aber augenblicklich, als sie mich sahen.

»Ich würde sagen, da haben wir noch einmal Glück gehabt«, erklärte ich entschlossen. Da mir nur fragende Gesichter entgegenblickten, nutzte ich die Stille, um meinen Triumph zu genießen. Langsam schritt ich ihnen erhobenen Hauptes entgegen, wobei mir der bohrende Blick Odins nicht entging. Doch das war mir gleich.

»Als der Angriff der Dunkelelfen erfolgte machte ich mich auf dem Weg zur Waffenkammer. Und siehe da..« Ich breitete die Arme aus, um meiner Erzählung theatralische Gewichtung zu verleihen. ».. was glaubt ihr wohl, was ich da entdeckt habe?« Anstatt mir zu antworten verschränkte Thor nur seine Arme vor der Brust und verdrehte genervt seine Augen. »Vier Dunkelelfen«, fuhr ich unbeirrt fort, »die nichts weniger im Sinn hatten, als den Tesserakt zu stehlen.« Ich erhob mahnend meinen Finger, während ich fortfuhr. »Doch, gemeinsam mit meinen ‚Freunden' hier, habe ich sie aufgehalten.« Die angesprochenen Wachen, die mich begleitet hatten, rührten sich nicht. Es war zwar genau der richtige Zeitpunkt, für jegliche Form der Zustimmung, aber außer emotionslose Gesichter, die Statuen ähnelten, bekam ich nichts. Ich seufzte genervt, als sie nicht reagierten. »Wie dem auch sei, sie haben ihn nicht bekommen.« Um meine Aussage zu untermalen, ließ ich den Tesserakt durch eine kleine Bewegung meiner Hand vor mir schwebend in der Luft erscheinen.

Jetzt endlich schien sich meine ‚Familie' aus ihrer Starre zu lösen. Thor schritt eilig auf mich zu und entriss mir geradezu den Tesserakt, während Odin mich ansah, als versuche er, mit seinem Auge in mein Innerstes zu blicken.

»Loki woher wusstest, du, dass sie den Tesserakt wollten?« Die Stimme des Allvaters war ruhig und doch klang eine gewisse Skepsis mit.

Ich rollte mit den Augen. »Wie wäre es mit gern geschehen. Sie haben nämlich nicht erhalten, wofür sie gekommen sind?« Provokant verbeugte ich mich vor ihm, aber ich erwartete ohnehin keine Dankbarkeit. Nicht von ihm.

»Loki lass deine dummen Sprüche«, mischte Thor sich lauthals ein. »Es wäre nicht das erste Mal, dass du versuchst, den Tesserakt an dich zu bringen, geschweige denn, dass Feinde unerkannt an Heimdall vorbeikommen. Wer sagt uns denn, dass du nicht mit den Dunkelelfen zusammenarbeitest?«

Mein Bruder war so kurzsichtig wie dumm. Nie versuchte er das größere Ganze zu sehen, geschweige denn zu verstehen. Ich hätte nicht einmal ansatzweise einen Vorteil, wenn die Dunkelelfen den Tesserakt hätten. Aber natürlich war es einfach, jemanden anzuklagen, der hinlänglich dafür bekannt war, selten fair zu spielen.

»Frag doch deinen Freund Heimdall, das machst du ja sonst auch so gerne, um mich zu kontrollieren«, gab ich zischend zurück.

»Das habe ich schon, und es gab heute einen Zeitpunkt, in dem er dich nicht sehen konnte. Was hast du getan?«

Hüterin des Lichts - Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt