DIE FLUCHT

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Messina, Sizilien

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Messina, Sizilien

"Quanto costa?" (Was kostet es?), frage ich dem Verkäufer hinter der Theke in einem kleinen Lebensmittelladen, wo es dermaßen abgeschrottet aussieht und halte eine Packung Brot in der Hand.
Ich habe Hunger, und zwar einen dermaßen großen, denn ich habe bestimmt seit 1,5 Tage nichts gegessen und sehe langsam abgemagert aus.

"Se vuoi, niente per te" (Wenn du willst, für dich gar nichts), antwortet der widerliche Verkäufer und macht dabei irgendwelche verschiedenen Grimassen, bei denen er zwar dachte, dass er damit attraktiv aussieht, aber eigentlich ähnelt er mit seinem kugelrunden Bauch und seiner Glatze meinem Großvater Afonso. Er betrachtet äußerst detailliert mein rotes Outfit und grinst dabei sehr dreckig.
Ich hebe einen meiner Augenbrauen hoch und gehe der Theke ein bisschen näher.
"Ah, e come sarà?" (Ah, und wie wird das?), frage ich diesmal selbstsicher, wo nach er mit seinem Finger auf das Hinterzimmer zeigt.
Ich lächele und komme ihm genau vor die Nase, sodass nur wenige Millimeter zwischen uns sind.

"Mi dispiace, mia cara" (Es tut mir leid, mein Lieber), sage ich mit einem verfälschten, traurigen Blick und stürme heftig aus dem Laden, bei dem ich den ganzen Milchregal umkippe.
Ich renne wortwörtlich um mein Leben, denn wie sollte ich mir Essen leisten, wenn ich nicht mal 10 Cent in der Hosentasche habe.
Als ich nach hinten schaue, sehe ich den Verkäufer, der deutlich schneller rennt, als ich dachte.
"TENERE FERNO!" (HALT STILL!), ruft der Typ hinter mir her, jedoch achte ich nur auf meinen Weg, um nicht hinzufallen.
Scheiß Italiener, der würde es nicht locker lassen.
Man muss es zu geben, die Straßen von Messina sind nicht die besten. Ich musste flüchten und somit bin ich nach Sizilien gekommen, um mir ein neues Leben aufzubauen, aber nach meinem Plan läuft es definitiv nicht allzu.
Langsam lässt es meine Ausdauer nicht zu, womit ich in irgendein fremdes Haus eintrete und die Tür hinter mir schließe, sodass der Kerl nicht reinkommen kann.
Schweißgebadet lehne ich mich an die rote Tür und atme sehr schnell ein und aus. Ich knie mich hin und warte, bis mein Puls wieder anfängt, normal zu schlagen.
Plötzlich schlägt jemand stark gegen die Tür, wodurch ich mich ein bisschen entferne.
"Vieni fuori da lì" (Komm da raus!), schreit der Verkäufer wiederholt und schlägt immer wieder gegen die Tür.
"Ho fame, è solo pane" (Ich habe Hunger, es ist doch nur Brot), schreie ich mit meiner ganzen Kraft, die noch vor der Verfolgungsjagd übrig geblieben ist.
"Paga prima" (Erst bezahlen!), antwortet er sehr wütend und schlägt noch einmal gegen die Tür. Wie kann so ein dicker Mann, soviel Ausdauer und Kraft besitzen?

"Cosa sta succedendo qui?"
(Was ist hier los?)

Eine fremde raue Stimme erschreckt mich hinter mir, weshalb ich sofort umdrehe. Ein Mann, Mitte 30, steht vor mir mit einem kompletten schwarzen Anzug und einem dreitägigen Bart vor. Seine eine Strähne fällt ihm vor das Gesicht, was ihn noch attraktiver macht.

"Non lo chiederò più!" (Ich frage nicht noch einmal!), sagt er äußerst bedrohlich und kommt mir ein bisschen näher.

"Niente" (Nichts), sage ich plötzlich, auch wenn ich das wollte, aber so kam es mir aus dem Mund.

LA FIAMMA ROSSAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt