Kapitel 2

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Er betrachtete meine Kiste voller Cupcakes. Ohne mich anzugucken fragte er: "Sind das deine Cupcakes?" Es klang leicht agressiv und ich musste mich zusammen reißen nicht loszustottern. "Ja." "Und was für welche?",fragte er weiter und ließ die Cupcakes dabei nicht aus den Augen. "Zitrone." Er sah so aus, als würde er überlegen, dann griff er in die Kiste und zog einen etwas kleineren Cupcake mit schwarzer Creme hervor und biss hinein. Ich ging um ihn herum, da ich selber nicht wusste, wie die Cupcakes schmeckten. Ich betrachtete Aaron aber immer noch, nur von weiter weg. Eine Klassenkameradin von mir, Mia, baggerte ihn gerade an. Sie flirtete mit jedem Typen und hatte jede Woche einen neuen Freund. Dafür war sie bei uns bekannt. Gerade spielte sie mit ihren Haaren und lächelte ihn an. Im nächsten Moment ging er einfach an ihr vorbei und ließ sie vor dem Buffet stehen. Sie sah so verdattert aus, dass ich aufpassen musste, nicht gleich loszulachen. Leider spielte unsere Schülerband ziemlich lange. Dann wurden irgendwelche Stände aufgebaut. Es gab komische Sachen zu kaufen und es kamen auch Eltern. Ich hatte meiner Mutter gesagt, wenn sie kommen würde, würde ich den Rest der Woche nicht mehr mit ihr reden. Daraufhin murmelte sie nur, dass ich das ja sowieso kaum tat. Das ignorierte ich. Aber sie war wirklich nicht gekommen. Im Vergleich zu tausend anderen Eltern. Mia wurde stürmisch von einer Frau mit langen, schwarzen Haaren umarmt, was wahrscheinlich ihre Stiefmutter war, von der sie immer erzählte. Ich lächelte sie nur an. Wahrscheinlich war das heute einfach nicht ihr Tag. Aber warum sollte mich das kümmern? Den Rest des "Festes" verbrachte ich im Mädchenklo, wo ich an Aaron dachte. Oder unten am Buffet. Der Tag ging ziemlich schnell zu Ende, weil wir früher als sonst Schluss hatten. Ich setzte mir schnell meinen Rucksack auf und ging zur Bushaltestelle. Ich wartete circa 5 Minuten, dann kam der Bus. Ich setzte mich in die vorletzte Reihe ans Fenster, und stellte meinen Rucksack auf den Platz neben mich. Obwohl ich an diesem Tag nicht sehr viel gemacht hatte, war ich sehr geschafft und schloss die Augen. Als ich sie nach einer Weile wieder öffnete, sah ich, dass Aaron an dem Doppelsitz neben mir saß. Nur der Gang und mein Rucksack trennten uns. Okay, ich merkte, ich wurde kitschig also schloss ich die Augen wieder, bis der Busfahrer die Station, an der ich aussteigen musste ankündigte. Nachdem ich ein bisschen gelaufen war, stand ich vor unserem Haus. Es war weiß und hatte eine schwarze Tür und schwarze Fensterrahmen. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn. Das Schloss gab ein "klick" von sich und ich stieß die Tür auf. Drinnen zog ich meine Schuhe aus und stellte die Kiste, in denen Mal Cupcakes drinnen waren, auf die Küchentheke. Meinen Rucksack nahm ich mit nach oben in mein Zimmer. Als ich dort angekommen war, schmiss ich mich als erstes auf mein Bett. Nachdem ich dort eine Weile gelegen hatte, fischte ich mein Handy aus meinem Rucksack. Ich hatte keine neuen Nachrichten, bis auf eine, die von meiner Mutter kam und worin sie erklärte, sie sei beim Einkaufen. Es war 14 Uhr. ich überlegte was ich machen könnte. Schließlich entschied ich mich dafür, einen Spaziergang zu machen. Also nahm ich mir eine Tasche, packte mein Handy hinein und ging aus dem Haus. Ganz in der Nähe hatten wir einen Park, der wirklich schön war. Ich lief durch das alte Tor und setzte mich auf eine Bank unter einem großen Baum. Es war für Herbst ziemlich warm und ich schwitzte in meinem Pullover. Ich öffnete meine Tasche und holte mein Handy heraus. Meine Mutter hatte mir geschrieben. "Ich bin jetzt zu Hause, aber wo bist du?" Ich verdrehte die Augen und schrieb "im park" zurück. Sonst hatte mir niemand geschrieben. Jedenfalls nicht privat. In unserem Klassenchat fragten alle, was der Rest gerade machte. Ich schaltete mein Handy aus und schob es zurück in meine Tasche.Dann beobachtete ich andere Leute.Zwei ältere Frauen unterhielten sich, fünf Kinder spielten Fangen, ein Mann wurde von seinem Pudel durch den Park gezogen, eine Frau saß weinend auf einer Bank, ein Junge lehnte an einem Baum mit seinem Handy in der Hand...Moment.WAS?Ich verschluckte mich und hustete ziemlich lange rum.Der Junge am Baum mit seinem Handy war Aaron!Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, beobachtete ich ihn. Er wirkte irgendwie lustlos, so als würde er sich nur die Zeit vertreiben. Vielleicht traf er sich hier mit jemandem? Ich wusste es nicht, aber ich beobachtete ihn trotzdem weiter. Er wischte die ganze Zeit auf seinem Handy rum. Wahrscheinlich spielte er irgendwas.In dem Moment sah er auf. Unsere Blicke trafen sich. Schnell guckte ich wieder weg. Peinlich! Ich konnte mir vorstellen, dass ich vom Gesicht her gerade ziemlich viel Ähnlichkeit mit einer Tomate hatte. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich aber trotzdem, dass sein Blick immer noch auf mir ruhte. Ich merkte, dass mein Gesicht noch wärmer wurde. Ich musste schnell aus diesem Park! Das Problem war nur, dass der Baum, an dem Aaron lehnte, in der Nähe des großen Tores stand. Ich musste dafür als an ihm vorbei. Schnell versuchte ich ein Pokerface auszusetzen und stand auf. Ich schaute die ganze Zeit nach vorne und ignorierte alles. Das klappte leider nicht lange."Hi."Ich fuhr herum. Aaron schaute mich an."Du bist doch die aus der Schule."In Gedanken atmete ich mehrere Male tief ein- und aus, während er sprach. Ich musste cool bleiben. Ich meine ich bin Ivy und lasse mir von niemandem etwas sagen."Ach nee. Du bist doch der Neue." Meine Stimme klang sicherer, als ich mich fühlte. In Gedanken wurde ich etwas ruhiger. Auf meine Stimme konnte ich mich immer verlassen. Leider hielt meine Sicherheit nicht lange. Aaron grinste mich an. In Gedanken explodierte ich. Wie konnte so ein bescheuerter Typ einem taffen Mädchen wie mir den Verstand klauen???
"Ich bin Aaron.", sagte er. Ich verdrehte die Augen.
"Ich hab der Direktorin auch zugehört!", konterte ich. Aaron grinste immer noch. Mein Herz pochte so laut, dass ich Angst hatte, Aaron könnte es hören.
"Wie heißt du?", fragte er.
"Ivy.", antwortete ich. Aaron warf ein Blick auf sein Handy.
"Ich muss los. Ciao.", verabschiedete er sich lächelnd und guckte mir dabei tief in die Augen. "Ciao.", sagte ich und drehte mich um.

I love YOU!Where stories live. Discover now