33. 𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉ℯ𝓁

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*Ende der Herbstferien*

"Danke, dass Sie auf unsere Kleine aufgepasst haben", bedankte sich Mr. Blade und reichte mir die Hand. Mit seinem Mund formte er ein höfliches Lächeln, bevor er sich aus dem Händedruck löste. Seine Frau hingegen nahm mich herzlich in den Arm. "Ich danke dir. Deinen Lohn bekommst du selbstverständlich auf dein Konto überwiesen und wehe du lässt dich hier nicht öfter blicken." 

"Sie müssen mir wirklich nicht danken. Ella ist ein kleiner Engel und so brav hatte ich noch kein Kind erlebt. Sie haben eine wunderbare Tochter.", das war die Wahrheit. Ich hatte noch nie ein Kind betreut, was teilweise klüger war als manche Erwachsene. Mit Jake hingegen hatte ich seit unserem Halloween Vorfall nicht gesprochen. Er verließ frühzeitig das Haus und kam abends erst zurück. Ich lag mit meiner Annahme also richtig: Ich war nichts mehr für ihn, sobald die Ferien vorüber waren. 

"Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich gern von Ella verabschieden.", bat ich die Mr. und Mrs. Blade.

"Ganz und gar nicht. Geh ruhig.", meinte Clara und machte mit ihrer Hand eine Geste, mit der sie die unnötige Frage versuchte weg zu wedeln. Ich lächelte dankbar und stieg zum letzten Mal die marmorne Treppe empor. Ich lief gerade den Korridor entlang, als mir Jake entgegen kam. Na immerhin hatte er den Anstand sich zu verabschieden. Ich wollte ihm gerade ein paar schnippische Worte zu werfen, als er, ohne mich zu beachten an mir vorbei lief. Ich schloss meinen Mund wieder und schaute ihm verwundert und ein wenig verletzt nach. War ich zu hart zu ihm gewesen oder warum ignoriert er mich? Nein Cally! Hör auf immer die Schuld bei dir zu suchen! Du hast das richtige getan und Ella verteidigt. Aber würde er noch mit mir reden, wenn ich es nicht getan hätte? Vielleicht. 

An Ellas Tür angekommen klopfte ich vorsichtig an und betrat dann das Zimmer. Das Mädchen saß mit gesengtem Kopf auf ihrem Bett und schaute sich ein Bilderbuch an. Schweigend lies ich mich neben ihr nieder. Ella hob ihren Blick und rang sich zu einem Lächeln ab. 

"Ist es meine Schuld?" Verdutzt drehte ich mich zu ihr. Tränen sammelten sich in den Augen des Mädchens.

"Woran sollst du denn Schuld haben? Du bist das wundervollste Mädchen, dass ich kenne.", ich strich ihr behutsam über den Kopf und rückte näher an sie heran.

"Bin ich der Grund, dass du und Angel nicht mehr mit einander redet?"

"Was? Nein, Ella du kannst gar nichts dafür." Ich drückte die Kleine an mich und streichelte ihr über die Wange. "Weißt du, dein Bruder und ich hatten einen Streit, er scheint ziemlich sauer auf mich zu sein. Sein Verhalten kann ich nicht erklären, vielleicht mag er mich einfach nicht oder ich war nur eine kleine Beschäftigung am Rande."

Energisch schüttelte mein Engel den Kopf. "Aber er liebt dich doch." Mein Herz bliebt kurz stehen. Es tat weh. Sehr sogar, denn sie wusste ganz und gar nicht, dass Jake das Wort nicht zu kennen schien, sondern nur ein Mädchen nach dem anderen benutzte. Für mich war jeder Kuss etwas besonderes und für ihn etwas alltägliches. Wenn Ella nur wüsste, wie sehr mich ihre Behauptung innerlich zerstach. Sie konnte nichts dafür, doch ich wünschte so sehr, es wäre war. 

"Ella, Jake und ich passen nicht zusammen.", versuchte ich zu erklären, während ich verzweifelt meine Verletzung zu ignorieren. Keine normale Verletzung, wo man ein Pflaster drauf tun konnte, sondern eine bei der mehr notwendig war. 

"Aber siehst du nicht wie er dich immer angesehen hat, wie ihr mit die gesprochen hat. Hast du nicht gemerkt, wie er dich berührt hat oder dich geküsst hat. Mama sagt, dass ein Kuss immer für Liebe steht und nichts anderes dazwischen kommen kann. Ihr seid für einander bestimmt, wie in dem Buch hier." , sie hielt ihr Buch hoch und deutete auf die rechte Seite, auf der Belle in Prinz Adams Armen zu sehen war, wie sie ihren ersten Tanz tanzten, sich verliebten und Belle mehr in dem Biest sah. Die Schöne und das Biest war mein Lieblings-Disney-Film. Und erneut war ich den Tränen nah. Ich strich über die Zeichnung und das sonnengelbe Kleid Belles. Wie gern ich an ihrer Stelle wäre, aber mein Biest würde ein Biest bleiben, für immer....

Sehnsüchtig warf ich einen letzten Blick in das Buch, bevor ich wieder in die leuchtenden Augen meines Mädchens blickte: " Doch bin ich keinen Prinzessin, Jake ist kein Prinz und das hier, ist kein Märchen."

"Du hast recht, das Leben ist kein Märchen, aber du kannst es zu einem machen. Du brauchst dafür kein Schloss, Geld oder einen Haufen Untertanen, alles was du brauchst ist Liebe. Jemanden, der dich liebt und der alles für dich tut. Dieser jemand ist dein Prinz, dieser jemand ist Angel.", selbstbewusst schlug sie das Buch zu und sprang auf. Danach zog sie mich aus ihrem Zimmer und den Korridor entlang.

"Ella, wo willst du hin?", fragte ich lachend und verwirrt zugleich. "Wirst du schon sehen", bekam ich als Antwort zurück, na toll. Ohne zu klopfen stürmte sie in Jakes Zimmer und zog mich mit. Ella blieb plötzlich stehen und ich knallte vollends gegen die Tür. Mit schmerzverzerrten Gesicht rieb ich mir die Stirn und blickte auf. Jake saß mit Jaiden und Kyle auf seinem Bett und unterhielten sich, naja hatten sich zumindest unterhalten. Ella zog mich weiter und auf Jake zu. 

"Cally würde dir gern etwas sagen", meinte sie und stellte mich vor ihrem Bruder ab, dieser hob eine Braue. "Mach es bitte kurz, ich hab nicht ewig Zeit." Ich schluckte und wollte auf dem Absatz kehrt machen. Ich wollte ihm nichts sagen. 

"Dann sag ich es eben.", beschloss Ella. Ruckartig drehte ich mich um. Was wollte sie ihm denn sagen?! 

"Calypso liebt dich und du sie, deshalb hört auf euch zu igne...ignorie...ignroer...igneire....hört auf euch nicht zu beachten!" Es herrschte Stille. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Und Ellas Eltern warteten vermutlich immer noch darauf, dass ich runter komme und gehe. "Was ich eigentlich sagen wollte ist, auf Wiedersehen. Ich dachte es wäre wenigstens angemessen mich zu verabschieden.", sagte ich in einem ebenso kühlen Ton, wie Jake zuvor. 

"SPRECHT EUCH ENDLICH AUS UND GESTEHT EUCH EURE LIEBEEEEEEEE", kreischte Ella aufgeregt. Ich schaute auf den Boden, nicht wissend, was ich tun sollte. Zu meiner Verwunderung nahm Jake mein Kinn zwischen seine Finger und drückte es hoch. Ich hatte vergessen, wie schön es sich anfühlte ihm so nah zu sein. Verlegen lächelte ich, doch seine Miene blieb kalt. Er beugte sich langsam zu mir runter und flüsterte mir ins Ohr: "Da gibt es nichts zu gestehen", er drückte mir einen Kuss auf die Wange und wandte sich dann wieder seinen Freunden zu. Ich war wie betäubt und verlies das Zimmer, dichtgefolgt von Ella. 

And he calls me AvaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt