34. 𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉ℯ𝓁

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Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Aber Ella schien es zu wissen: " Das lief doch gut." "Dein Bruder hat gesagt da gibt es nichts zu zugeben und er hatte Recht. Weißt du Ella, Liebe kann man nicht erzwingen und Jake interessierten die Gefühle andere noch nie, nicht einmal deine." Ella war still. Kein Ton kam aus ihrem Mund, doch was hätte ich ihr sagen sollen? Dass Jake und ich das Traumpaar von morgen waren oder ihr großer Bruder ein Engel wäre ? Bestimmt nicht und die Lüge wäre schnell aufgefallen, da Jake sich nicht einmal Mühe gab sie zu vertuschen. Angestrengt lief ich die Treppe runter, immer noch bemüht darum das eben geschehende zu verarbeiten. Ella schwieg und sprach kein Wort mit mir, nicht einmal, als ich mich nochmal verabschiedete. 

Zuhause angekommen packte ich meine Sachen für die Schule und schmiss die angezogenen Klamotten von meinem Koffer in die Waschmaschine. Am liebsten hätte ich mich hinter her geworfen, vielleicht würde mein Gehirn von sämtlichen Ereignissen der letzten zwei Wochen gereinigt. Ich schüttelte meinen Kopf und beschloss Nick zu schreiben. Als ich auf den Chat ging, fiel mir auf, dass er meine letzten Nachrichten gelesen, aber nicht geantwortet hatte. 

Ich: Nick, geht es dir gut?

Ich: Ich muss mit dir reden, bitte 

...

Ich legte das Handy weg. Mittlerweile bereute ich mich Jakes Berührungen so hingegeben zu haben und mir war durch aus bewusst, dass Niklas kein großer Fan von ihm war. Während ich auf eine Rückantwort wartete, schnappte ich mir meine neuste Errungenschaft an Büchern "Icebreaker". Ich war gerade erst beim vierten Kapitel und schon war ich Nate, dem männlichen Protagonisten verfallen, wobei ich mich immer mehr mit Anastasia identifizieren konnte, vor allem mit ihrem Terminkalender. Okay....., vielleicht lief ihr Liebesleben besser als meins und sie hatte ihre Gefühle mehr im Griff als ich. Und keinen Fuckboy, der mit ihren Gefühlen spielte, ergänzte ich für mich und grinste ein wenig. Wenn Stassie mit Jake umgehen müsste, würde sie schneller in einer Nervenheilanstalt landen, als sie blinzeln konnte. 

*pin pin*

Sofort nahm ich mein Handy vom Tisch und klappte das Buch zu. Nick hatte mir geschrieben. 

Nicki: Was ist los Calls?

Ich: Erst einmal Freundchen, hatte es einen Grund, dass du mich ignoriert hast?

Nicki: Es tut mir leid. Ich habe keine Rechtfertigung dafür oder eine Erklärung

Ich: Wenn du kein Bock hast mit mir zu reden, dann sag es einfach XD

Nicki: Nein, das ist es nicht...

Ich: Hau raus, was stimmt nicht?

Nicki: Jake hatte mich vor drei Tagen angeschrieben, das ist alles

Ich: Dir ist bewusst, dass ich solange nach fragen werde, bis du mir alles erzählt hast

Nicki: Es ist eine Sache zwischen ihm und mir, ich möchte nicht, das du ein Teil davon bist

Ich: Erstens schreibt man das "das" mit Doppel "S" und zweitens

Ich: Wenn du dich in Gefahr bringst, reiße ich dir den Kopf ab

Nicki: Erstens, ist mir egal ob ich "dass" falsch geschrieben habe und zweitens

Nicki: Ich will dich nur beschützen, du weißt nicht wozu Jake fähig ist

Ich: Das glaubst nur du

Nicki: Er hat dich verletzt, oder?

Ich: NEIN

Ich: ...ja

Nicki: Willst du darüber reden?

JA, ich will darüber reden

Ich: Nein, alles gut

Ich: es war nur eine Auseinandersetzung, mir war klar, dass ich nach einer gewissen Zeit nichts mehr wert bin

Nicki: Bist du nun verletzt, oder nicht?

Ich: etwas, aber nichts dramatisches

Nicki: Du erzählst mir morgen alles, verstanden?

Ich: Mach ich 

Nicki: Gut

Nicki: Hab dich lieb <3

Ich: Ich dich auch <33

Nicht unbedingt, was ich ursprünglich sagen wollte, aber egal, nun ist es so. Nachdenklich betrachtete ich mich im Spiegel. Meine braunen Haare waren zusammengeflochten in einem Zopf, meine Lippen hatten einen leichten rosa Ton und meine Wangen nahmen eine sanfte Röte an. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Warum kann mir der Spiegel nicht meine Gedanken und Gefühle reflektieren. Ich hätte zu gern gewusst, was wirklich in meinem Kopf vor sich geht, was ich wirklich fühle und wie ich wirklich bin, doch das alles sehe ich nicht. Ich sehe nur das, was alle anderen auch sehen können. 

Lieblos schmiss ich mich ins Bett und spielte mit dem Gedanken, morgen einfach die Schule zu schwänzen, doch das würden mir meine Eltern nie verzeihen. Ich rollte mich auf den Bauch und schrie alle mir bekannten Flüche in mein Kissen. Die Schreie der Frustration los zu lassen tat gut, weil durch sie sämtliche negativen Ereignisse aus meinem Kopf verschwanden, wenn auch nur für kurz. Als ich fertig war fühlte sich mein Hals wund an und mein Kopf drehte sich. Langsam lief ich hinab in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Meine Eltern waren bei ihrem wöchentlichen Tanzabend, weshalb ich mal wieder allein war. 

Sobald ich wieder mein Zimmer betrat, erreichte mich eine Nachricht von Jake. Ich beschloss sie zu ignorieren, schließlich "gibt es ja nicht zu zu geben". Schon allein wenn ich daran dachte wollte ich ihm alles ins Gesicht werfen, was ich zu fassen bekam. Wie hobbylos kann man eigentlich sein? Brauchte er mal wieder eine nebenbei Beschäftigung, für was anderes kann ich ja nicht zu gebrauchen sein? Ich lachte kurz auf wegen meiner Naivität. Mit ihm Schwimmen zu gehen, ihn zu umarmen oder mit ihm damals im Park zu reden, waren Fehler, die nicht hätten sein müssen. Aber wie heißt es so schön? Aus den schlechten Erfahrungen lernt man am besten und ich habe tatsächlich etwas wichtiges mitgenommen. Es tut nicht gut sich dem Aussehen, Geruch, Charm oder Stimme einer Person hinzugeben, denn es bedeutet nicht, dass diese Person dir gut tut. Mit diesem Gedanken schlief ich ein und machte mich mental auf zwei Stunden Mathematik bereit. 

And he calls me AvaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt