Kapitel 3

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"First Man" - Camila Cabello

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Einen Monat später


"Bist du nervös?", fragte Mom, als wir vor der Haustür standen.


Etwas unentschlossen zuckte ich mit den Schultern.

"Ein bisschen vielleicht...", antwortete ich.

Dabei wusste ich überhaupt nicht, wieso.

Ich erwartete nicht wirklich, dass mir etwas bekannt vorkommen würde, sobald wir eintraten.

Ich glaubte nicht, dass Erinnerungen wiederkommen würden.

Allerdings hatte der Arzt mir gesagt, dass ich, auch wenn es lange dauern konnte, versuchen sollte offen zu bleiben.

Ich gab mir Mühe...

Entsprechend war ein bisschen Nervosität wohl nicht verkehrt.

Ein bisschen Hoffnung.

Wenigstens für Mom...


Als ich vor zwei Monaten aufgewacht war, war sie ziemlich durch den Wind gewesen.

Wie auch nicht...

Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, wie es sein musste, wenn der eigene Sohn einen Monat lang im Koma lag und einen, sobald er aufwachte, nicht mehr erkannte.

So oft hatte ich gesehen, dass sie den Tränen nah gewesen war...

Dass sie sie sich verkniffen hatte, weil sie hatte stark sein wollen.

Weil sie hatte optimistisch sein wollen.

Optimistisch für mich.


Mom war echt toll gewesen...

Sie war mich jeden Tag besuchen gekommen.

Hatte versucht, mir bei meinen Erinnerungen zu helfen.

Mir von meinem Leben von vor dem Unfall erzählt.

Sie hatte mir Gegenstände mitgebracht, die mir früher wichtig gewesen waren.

Süßigkeiten, die ich gern gemocht hatte.

All das, nur um letztendlich einen Schatten von der Person vor sich zu haben, die sie ihren Sohn nannte...


In dem einen Monat hatte ich nicht so viele Erinnerungen zurückerhalten, wie die Ärzte vorhergesagt hatten.

Schon ein paar...

Aber nicht viele.

Nicht genug.


Meine Gefühle gegenüber Mom und meinen Freunden waren eine sonderbare Mischung aus Erinnerungsfetzen und dem, was ich aufgrund ihres Umgangs mit mir empfand.

Sie alle waren so lieb gewesen...

So besorgt und verständnisvoll...

Auch ohne Erinnerungen hatte ich von der ersten Sekunde an spüren können, dass ich ihnen wahnsinnig viel bedeutete.

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