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Die letzten drei Tage hatte ich jeden Morgen mit Nessaja trainiert. Hatte Tag für Tag im kalten Schnee gesessen und Atemübungen gemacht, an meinem Anker gearbeitet und gelernt, wie ich meinen Geist mit Schatten erfüllen konnte. Wie ich sie zu Mauern aufbauen oder zu dünnen Fäden spinnen konnte.

Meine Fortschritte waren sichtbar. Auch im Training mit Arden. Ich schaffte es zunehmend meine Schatten zurückzuholen. Schaffte es meinen Anker dazu zu verwenden meine Schatten besser zu kontrollieren.

Sowohl meine Schwester als auch Arden waren der Meinung, dass ich schnell lernte. Für mich fühlte sich mein Fortschritt jedoch zäh und langsam an. Ich musste mir jeden Milimeter Kontrolle erkämpfen, lag oft bis in die Nacht wach. Wobei letzteres auch daran liegen konnte, dass Arden immer bis tief in die Dunkelheit in seinem Arbeitszimmer saß und über seine Pläne grübelte. Zumindest nahm ich an, dass das der Grund war, weshalb er so lang wach blieb.

"Ruelle, du bist unkonzentriert", rügte Nessaja mich in diesem Moment.

"Ich kann buchstäblich sehen, wie dir die Kontrolle entgleitet. Irgendwann wird es sich wie Atmen anfühlen, aber bis dahin musst du dich konzentrieren", schärfte sie mir ein.

Ich nickte nur und versuchte meine Gedanken wieder auf meinen Anker zu lenken und mich von Nessaja durch die Abfolge an Übungen leiten zu lassen, die sie sich für heute ausgedacht hatte. Es gelang mir erstaunlich gut, aber ich brauchte jegliche Konzentration und das würde im Kampf ein so großer Nachteil sein, dass ich daran zweifelte, ob ich es bis dahin schaffen würde meine Schatten so einzusetzen, dass ich eine Hilfe war. Und ich wollte eine Hilfe sein. Ich wollte nicht am Rand stehen und zuschauen, immer einen Schritt abseits. Mein Herz wurde schwer. So wie Nessaja. Meine Schwester war unfreiwillig an den Rand des Geschehens geraten. Und auch, wenn ich wusste, dass sie Aaliyah bedingungslos liebte, lag diese Tatsache wie ein leiser Schatten über ihrer Beziehung und ich hoffte inständig, dass es besser werden würde, sobald Arden seine Macht zurückerlangte.

Nach dem Mittagessen mit meiner Schwester tauchte Arden nicht wie sonst im Trainingsraum im unteren Teil des Schlosses auf, also beschloss ich, ihn zu suchen. Ich wusste wo sein Arbeitszimmer war, hatte jedoch bisher einen großen Bogen darum gemacht. Vielleicht, weil es sich falsch anfühlte, so tief in seine Privatsphäre einzudringen. Ich hatte es bereits getan und hatte Dinge erfahren, die ich lieber aus seinem Mund gehört hätte. Von denen ich mir jetzt wünschte, er hätte sie mir anvertraut, statt sie gegen seinen Wille  zu bekommen.

Also klopfte ich nur zögerlich an die Tür, wartete seine Aufforderung einzutreten ab, bevor ich die Tür öffnete und über die Schwelle trat.

Arden schaute kaum von seinen Aufzeichnungen auf.

"Was gibt es?", wollte er wissen ohne den Blick zu heben. Es schien, als wäre er so uin Gedanken versunken, dass er nicht mitbekam, dass ich es war.

"Ich..." Ich wusste nicht was genau ich sagen sollte oder was genau ich eigentlich davon erwartete hier her zu kommen. Arden war beschäftigt und hatte offensichtlich keine Zeit.

"Ich wollte fragen, wann unser Training heute stattfindet, oder ob wir es lieber auf morgen verschieben sollten?", brachte ich schließlich heraus.

"Ruelle?", erst jetzt hob Arden den Blick.

"Verdammt, habe ich unser Training vergessen? Ist es schon so spät?"

"Nicht schlimm, Nessaja meinte ohnehin, dass ich heute abgelenkter sei als sonst", sagte ich beiläufig, während ich mich in seinem Arbeitszimmer umschaute. Mein Blick glitt über die hohen Bücherregale, die Sitzecke direkt vor dem Fenster und seinen Schreibtisch, auf dem Schlachtskizzen und Strategiepläne, Karten und Berichte verstreut waren.

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