Kapitel 17

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Zitternd saß sie auf dem Boden ihres Badezimmers, die Knie an den Oberkörper gezogen und fest umklammert. 

Die ganze Nacht über hatte sie kein Auge zugetan, sich mit Herzrasen hin und her gewälzt. Das Szenario spielte sich immer wieder in ihrem Kopf ab und wurde durch Momente aus ihrer Vergangenheit ergänzt. 

Sie suchte im Internet nach einem Bericht über die Nacht, konnte nicht glauben, wie viel Glück sie gehabt hatte. Zwischenzeitlich überlegte sie, die Polizei zu rufen, doch sie war in einem Szenario gefangen, in dem sie das nicht konnte. 

Sie fühlte sich krank und ausgelaugt, ihre Gedanken machten alles noch schlimmer: Reiß dich zusammen Runa - reiß dich zusammen. 

Mit größter Mühe erhob sie sich, blickte noch einmal in den Spiegel. An ihrem Hals bildeten sich blaue Flecken. 

Sie schleppte sich in ihr Zimmer und suchte in ihrer Schreibtischschublade nach Tabletten, die ihr helfen könnten. Schmerztabletten, Schlaftabletten, Beruhigungsmittel... 

Es wurde bereits hell draußen, als ihr Puls herunterfuhr und sie das drückende, panische Gefühl in der Brust nicht mehr vom Schlafen abhielt. 

Als sie nach wenigen Stunden erwachte, kamen ihr die vergangenen Stunden vor wie ein Fiebertraum. 

Ihr Körper war schwer und ihre Gelenke taten weh, dennoch erhob sie sich, zog sich an und machte sich mit einem Schal um den Hals auf den Weg zur Mensa, um etwas zu essen. 

Wenige Meter vor dem Wohnheim holte Dave sie ein. 

"Hey Nachbarin, lange nicht mehr gesehen", sagte er und lächelte. Als er ihr ins Gesicht sah, verschwand dieses Lächeln. "Ist alles okay bei dir?" 

"Ja", antwortete sie heiser, "Ich fühlte mich nur ein bisschen krank", und das war nicht gelogen. 

Dave begleitete sie und bemerkte schnell, dass ihr die Energie fehlte, um viel zu reden. Deshalb ergriff er das Wort und erzählte ihr von seinen Prüfungen, Football und dass er bald eine Reise mit seiner Freundin machen würde. 

Runa war sehr dankbar dafür, es lenkte ihren Kopf ein wenig ab. 

"Kanada also", wiederholte sie, "das klingt wirklich wunderschön. Ihr müsst mir Fotos schicken" 

Sie aßen zusammen. Runa kam zu Kräften, sie spürte wie sich die Wärme in ihrem Körper ausbreitete und stieg endlich in das Gespräch mit ein. Über das, was geschehen war, wollte sie allerdings nicht sprechen. Das würde es realer machen. 

"Ich wollte mich bei dir entschuldigen", sagte Dave nach einer Weile. Irritiert hob Runa eine Augenbraue an. 

"Nicht, dass ich dir aus dem Weg gegangen bin, aber ich habe es auch nicht unbedingt darauf angelegt, dich zu sehen. Ich wollte dir nicht in irgendwas reinreden, was mich gar nichts angeht" 

Er spielte auf die Sache mit Logan an. Runa war ein wenig traurig darüber, dass er sich daraufhin distanziert hatte, wollte ihm aber Zeit geben und selbst überlegen, wie sie damit umgehen sollte. 

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin froh, wenn jemand ehrlich zu mir ist", antwortete sie, "Ich weiß ja selbst nicht, wohin das führt. Wir verstehen uns gut, alles andere wird man sehen" 


Nach einem Mittagsschlaf, einer warmen Dusche und einer Kopfschmerztablette ging es ihr so gut, dass sie Logan zu sich einlud. Auch wenn sich ihre Gedanken immer wieder um diesen Vorfall drehten - sie brauchte Ablenkung. Und wer könnte sie besser ablenken, als ein super heißer Footballspieler?

Sie versuchte die blauen Flecken verschwinden zu lassen, in dem sie eine Menge Concealer auftrug, doch sie schimmerten immer noch ganz leicht durch. Ihre Lösung war es, das Licht in ihrem Zimmer zu reduzieren - Kerzen mussten die Situation regeln. 

The Ordeal of Desire I Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt