Warum lieben wir?

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"Hast du Zeit?"

"Für dich doch immer."

"Aww..."

"Klappe, du Bienenhirn."

"Du schlurfst."

"Ich mache was?"

"Du hinkst. Himmel."

"Jaja, der auch."

"Bist du verletzt?"

"Ein bisschen."

"Ich habe dir ein Kaninchen mitgebracht."

"Ein Kaninchen?!"

"Du hast doch gesagt, dass du die magst. Und Mäuse."

"Eine Maus hätte es auch getan."

"Dann esse ich es eben allein, du Fellball."

"Nein, ist schon in Ordnung, danke! Aber du hast echt ein Kaninchen gefangen?"

"Ja, für dich."

"Aber du bist blind."

"Ja und? Ich kann renne, fühlen, riechen und hören, das reicht."

"Ich könnte mir nicht vorstellen, nichts sehen zu können."

"Muss tu ja auch nicht. Aber sei froh, dass du sehen kannst."

"Bin ich, bin ich."

"Schmeckt's?"

"Ja, und dir?"

"Mir auch."

"Morgen ist meine Kriegerzeremonie."

"Aha."

"Dann bekomme ich meinen Kriegernamen und muss nicht mehr trainiert werden."

"Also kommst du morgen erst später?"

"Wahrscheinlich, ja."

"Wer wird noch so alles Krieger?"

"Taupfote."

"Du immer mit Taupfote. Bist du etwa in sie verliebt, oder was?"

"Nein, ich liebe nur dich."

"Awww. Ich mag dich auch."

"Toll."

"Warum lieben wir?"

"Wie, wir?"

"Na, warum lieben wir Katzen andere Katzen."

"Wen den sonst? Füchse?"

"Mäusehirn. Ich will wissen, was Liebe ist."

"Liebe ist schön. Wie rot. Warm, angenehm, wohltuend. Aber sie sorgt auch dafür, dass man blind ist für schlechte Dinge und taub für umgebende Gefahren."

"Stimmt. Feder hat lange nicht erkannt, wie schlecht ihr Gefährte Birke ist. Bis er sich im Kampf gegen sie gestellt hat."

"Im Kampf? Etwa in dem, in dem sie gestorben ist?"

"Ganz genau."

"Und Birke?"

"Ist tot. Feder hat ihn tödlich verwundet, bevor sie gestorben ist."

"Uff."

"Ob sie jetzt in den Wald der Finsternis kommen würden, weil sie einander getötet haben?"

"Wer weiß?"

"Jedenfalls hat ihr die Liebe Unglück gebracht."

"Uns bringt sie bestimmt auch Unglück."

"Aber sie ist schön. Man liebt jemanden und will sein Gefährte sein, um ihn immer bei sich zu wissen. Um eine Familie zu haben, jemanden, mit dem man reden kann, dem man Geheimnisse anvertrauen kann und mit dem man trauern, lachen und glücklich sein kann. Jemand, der einen tröstet und versteht, der immer an seiner Seite ist."

"Awww, das war schön."

"Du heulst ja fast."

"Wie ein Wolf."

"Genau."

"Apropos Wolf."

"Ap- was?"

"Riech mal."

"Himmel, da vorn ist ein Hund. Oder ein Wolf. Hast du ihn nicht gesehen?"

"Nein, hast du ihn nicht gehört?"

"Liebe macht blind und taub, da haben wir es doch. Kommt er näher?"

"Ich glaub nicht. Aber, oh SternenClan, er geht in Richtung Lager!"

"Lauf! Warn den Clan!"

"Mach ich!"

"Aber pass auf, dass der Wolf dich nicht erwischt!"

"Es passiert schon nichts, alles gut."

"Ich hoffe es."

Warum? (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt