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Romy

"Ramona, bitte in mein Büro.", tönt es viel zu laut aus dem Lautsprecher.

Genervt stöhne ich auf und taste meinen Nachttisch nach den Schalter für die Lampe ab. Selbstverständlich fege ich erst alles andere vom Tisch bevor ich ihn finde.

Ein Erfolgserlebnis ist das jedoch keineswegs. Das Licht ist scheiße hell und ich muss gegen mich kämpfen um mir nicht sofort wieder die Decke über den Kopf zu ziehen. Ich habe zwar keine Ahnung wie spät es ist, aber meiner körperlichen Verfassung nach zu urteilen definitiv noch viel zu früh um aufzustehen.

Ich strecke meinen Arm aus um den Boden vor meinem Bett nach meinem Wecker abzusuchen. Das runde Old-school Teil ist schnell gefunden, die Identifizierung des Zifferblattes ist mit dem vom Schlaf getrübtem Blick allerdings nicht so einfach.

7:05

Und meine Motivation sinkt weiter. Was ist bitte so wichtig, dass mich die Chefin so früh morgens -und dazu noch an einem Sonntag- in ihr Büro bestellt?

Wäre Mrs. Fether nicht eine gute Freundin meines Vaters, dazu noch seine wichtigste Geschäftspartnerin, und irgendwie auch meine Vorgesetzte würde ich einfach liegen bleiben und weiter schlafen.

Da sie aber all das ist, quäle ich mich wohl oder übel aus dem Bett, sammle eine dünne Strickjacke von Fußboden auf und verlasse schnellstmöglich mein Zimmer. Nicht, dass ich es mir doch noch anders überlege und mich wieder zurück ins Bett fallen lasse.

Der Flur ist wie leer gefegt. Logisch, so ziemlich jeder Schüler der Akademie nutzt den einzigen trainingsfreien Tag der Woche um Schlaf nachzuholen. Ich für gewöhnlich auch, allerdings hat Mrs. Fether anscheinend andere Pläne für mich.

Mein Weg zu den Büros führt mich an der Trainingshalle vorbei. Die Trainingshalle bildet das Zentrum des modernen Gebäudes, so eine Art überdachter Innenhof. Von allen fünf Stockwerken des Gebäudes kann man auf die Halle hinunter blicken. Die Zimmer der Schüler befinden sich alle im obersten Stockwerk, die zwei Etagen darunter sind Büros, Kongressräume und andere unheimlich wichtige bürokratische Räumlichkeiten.

Im Erdgeschoss befindet sich zu dem noch ein Übernachtungslager für Obdachlose inklusive einer ehrenamtlichen Küche.

Ich glaube es ist ziemlich offensichtlich, dass Mein Vater definitiv ein zu großes Herz hat.

Im ersten und einzigen Untergeschoss befindet sich die Trainigsräume inklusive Hallenzugang.

Angekommen in der Büro Ebene, steure ich auf die dritte Tür zu, klopfe an die Massivholz Tür und trete ein, als Mrs Fethers Stimme mich herein bittet.

"Guten Morgen, Ramona." Mrs Fether lächelt, und wenn ich sie nicht mögen würde, hätte ich auf der Stelle kehrt gemacht. Ich reiße mich jedoch zusammen und erwidere ein mehr oder weniger freundliches: "Morgen."

"Setzt dich doch. Kaffee?"

Ich hasse Kaffee. Der sieht aus, als hätte man Wasser mit Dreck vermischt. Und genauso schmeckt der auch. Energiedrink wäre mir lieber.

"Nein, danke."

Mrs Fether nickt, nimmt ihre Tasse Luxus Dreckwasser und setzt sich auf den Chefsessel auf der anderen Seite des Schreibtisches. Sie nimmt einen Schluck aus der schwarzen Tasse, zieht währenddessen eine braune Akte unterm Schreibtisch hervor und schiebt sie mir nach einem prüfenden Blick auf die Aufschrift der Mappe entgegen.

"Wir haben einen neuen Auftrag für dich."

Skeptisch nehme ich die Akte an mich. "Hab ich nicht eigentlich noch eine Woche Urlaub?"

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