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Romy

„Okay Romy pass auf. Wenn meine Eltern gleich noch Hause kommen, tun wir einfach so, als wäre Nichts gewesen." Hektisch kommt Jackson in die Küche gestürmt und stellt den Eimer mit dem rot gefärbten Wasser neben der Spüle ab. Selbst mit meiner Hilfe, war es echt Arbeit das Geschmiere restlos von der Tür zu entfernen. Dank der Gemütlichkeit der Polizisten hatte es ja auch genug Zeit zum Trocknen gehabt.

Ich folge ihm etwas entspannter und lasse mich auf einen der Barhocker vor der Küchentheke nieder. „Weil...?", frage ich, da ich Jackson bei seinem wirren Gerede momentan nicht wirklich folgen kann. Jackson wendet seinen Blick reflexartig in meine Richtung und sieht mich so an, als hätte ich gerade irgendetwas total Dämliches gesagt. Dabei ist meine Frage nun wirklich nicht ganz so unberechtigt.

„Weil meine Eltern einfach nichts davon wissen sollen.", antwortet er ausweichend. Das war jetzt nicht die Antwort, die ich mir vorgestellt hatte. Ein bisschen genauer wäre schon nett. „Und warum genau dürfen deine Eltern nichts davon erfahren?", versuche ich meine Frage noch ein wenig zu konkretisieren, und das, obwohl ich nicht glaube, dass sie beim ersten Mal an Jacksons Verständnis gescheitert ist.

„Ich werde bald 19. Ich komm da auch ohne meine überfürsorglichen Eltern mit sowas klar.", ist seine umfassendere, aber nicht wirklich aussagekräftigere Antwort. Ich kaufe ihm keine Sekunde ab, dass mangelnde Selbständigkeit sein Problem ist, aber jetzt noch weiter nachzufragen würde nichts bringen. Jackson würde sich nur weiter dämliche Antworten ausdenken, um meiner Frage auszuweichen.

Zumal genau in diesem Moment das Geräusch eines Haustürschlüssels im Schloss zu hören ist. Jackson sieht mich noch ein letztes Mal ernst an und flüstert mir mit zusammenpressten Zähnen ein „Sei bitte einfach still." zu. Ich antworte darauf nichts. Zum einen, weil es nur eine Frage von Sekunden ist, bis Derjenige, der die Haustür gerade aufschließt, im Türrahmen erscheint, und zum anderen wäre da die Tatsache, dass ich mich nicht entscheiden kann, ob ich Jacksons bitte nachgehen soll oder nicht.

Fürs Erste beschließe ich der Einfachheit halber, mich erstmal aus dem bevorstehenden Gespräch zwischen Jackson und seiner Mutter herauszuhalten. Vielleicht löst sich mein Gewissenskonflikt ja von alleine und Jackson Eltern wissen eh schon was hier abgelaufen ist. Auch wenn ich den genervten Polizisten nicht wirklich zutraue, dass sie überhaupt versucht haben Mr und Mrs Jenson telefonisch zu erreichen.

Wie ich schon erwartet hatte betritt nur Ms. Jenson betritt den Raum. Jacksons Vater scheint einer dieser Menschen zu sein, dir nur für die Arbeit leben, wenn überhaupt habe ich ihn bis jetzt nur spät Abends zu Gesicht bekommen. Seine Frau ist zwar auch nicht komplett anders, aber immerhin ist sie meistens vor sieben zu Hause, und manchmal versucht sie sogar etwas zu kochen. In den meisten Fällen haben das bis jetzt  jedoch entweder Jackson oder ich übernommen. Schade nur, dass wir beide überhaupt nicht kochen können und es immer auf Tiefkühllasagne, Tütensuppe oder Nudeln hinausgelaufen ist. Aber an das Abendessen denkt momentan sowieso keiner.

Elisa hat ihr übliches "Ich bin eigentlich super gestresst und will nur ins Bett aber tue so als wäre noch total gut drauf"-Lächeln drauf. „Hattet ihr einen schönen Tag?", fragt sie ebenso scheinheilig. Okay, sie hat keinen blassen Schimmer. Fantastisch.

Jackson spielt ihr dämliches "Happy Family" Spiel mit und lächelt zurück. Hat er bis jetzt noch nie getan. Alleine, dass macht schon mehr als deutlich, dass irgendwas nicht stimmt. Vielleicht hab ich ja doch Glück und Jackson verplappert sich selbst.

„Ja klar. Ich hab Bio wieder bekommen. B-." Gelogen. Er hatte ein D. Genau wie ich. Nur das es in meinem Fall total egal ist, was für Noten ich schreibe. Ich hab hier Besseres zu tun, als für Arbeiten zu lernen. Ganz im Gegenteil zu Jackson. Der geht nämlich steil auf die Abschlussprüfungen zu, scheint sich aber kein bisschen dafür zu interessieren. Soweit ich das mitbekommen habe, müsste er den Abschluss zwar schaffen, aber zweier Schüler ist er nicht gerade, also würde es nicht schaden, wenn er sich mal ein paar Gedanken machen würde. Ihn dazu Motivieren ist allerdings definitiv nicht meine Aufgabe.

GuardianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt