Als er wieder zu sich kam, lag er auf einem zottigen braunen Fell, das nach Moschus roch.
Er brauchte einen Moment, um aus seiner Benommenheit aufzutauchen. Dann setzte langsam die Erinnerung ein, ein Bild aus sich zusammensetzenden Bruchstücken und je mehr es sich vervollständigte, desto mehr beschleunigte sich sein Puls. Die Spaltöffnung, der Schnee, die Wölfe! Er keuchte und öffnete die Augen. Wo war die hochgewachsene Kriegerin, die mit der Stärke eines Wirbelsturms aufgetaucht und so entschieden gegen die Bestien vorgegangen war? Verdammt, er wäre gestorben, wenn sie nicht gewesen wäre.
Die Tatsache, dass es hier Menschen gab, war jedenfalls beruhigend. Er regte sich vorsichtig und stöhnte. Brust und Arm schmerzten höllisch. Das Fell unter ihm war dick und wärmend. Aber wo zum Teufel war er? Trotz seines entkräfteten Zustands richtete er sich auf, stützte sich auf den Unterarmen ab und sah sich um. Die Behausung war niedrig, klein und rund. Über ihm wölbte sich eine Decke aus bläulich schimmerndem Eis. Ein Iglu. Mein Gott, sie lebten hier in Iglus wie einst die Inuit! In der Mitte des Raumes baumelte eine Lampe von der Decke herunter, sie strahlte ein gedämpftes, warmes Licht aus. Die Wände waren mit rot- und ockerfarbenen Stoffen und Fellen verkleidet. What the hell! Wenn er nicht sicher wüsste, dass er in einer anderen Dimension gelandet war, hätte er auf einen Zeitsprung getippt.
In diesem Moment wurde eine schwere Stoffbahn zurückgeschlagen und Bea, die Kriegerin trat ein. Sie lächelte. "Du bist wieder bei uns", sagte sie ruhig. Er erinnerte sich an den angenehmen, warmen Ton ihrer Stimme. Ihre Augen lagen neugierig auf ihm. „Du hast im Kampf ein paar Kratzer davongetragen. Aber du hast dich gut geschlagen", sagte sie.
„Ich war gezwungen, mein Bestes zu geben", wehrte er ab. Erst jetzt merkte er, dass sein Oberkörper und sein rechter Arm verbunden waren. Jemand musste ihn verarztet haben. War sie das gewesen? Plötzlich war er verlegen. Er versuchte aufzustehen, doch Schwindel packte ihn. Mit einem Stöhnen sank er wieder in die Felle zurück.
„Bleib liegen, Dummkopf!", brummte sie freundlich und reichte ihm behutsam einen Becher mit einer warmen, goldenen Flüssigkeit.
"Du hast Blut verloren. Trink das hier!", verlangte sie. „Es wird dir helfen."
Als Ethan den Becher nahm, fiel sein Blick auf das Amulett, das sie an einem schlichten Lederband um den Hals trug. Es leuchtete in mattgoldenem Ton. Überrascht merkte er, dass Wärme von ihm ausging. Halluzinierte er? Unwillkürlich hatte er die Hand ausgestreckt und zog sie jetzt unbeholfen zurück. „Dieses Amulett ...", stotterte er.
Bea lächelte und berührte die Halskette flüchtig. „Jeder Akari trägt ein Nayawi", erklärte sie. „Mit diesem Amulett ehren wir Yakuna, die Göttin des Lichts. Durch ihr Zeichen sind wir vor Frost und Kälte geschützt."
Er war wie vor den Kopf geschlagen „Es wärmt euch?"
Die schwarzhaarige Kriegerin nickte. „So ist es."
Verwirrt fixierte er das Amulett. Ein Metall, das Wärme ausstrahlte? Grundgütiger, wieviel Glück konnte ein Mensch haben, dass er gerade hier gelandet war? Dieses Stückchen Metall war genau das, was Astropia brauchte!
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Eisige Zeiten
Science Fiction[Gewinner "New Year New You 2023" Contest SciFi] Im Jahr 2524 mangelt es der Welt an Rohstoffen, Energie und Wärme. Ethan, Wissenschaftler in Astropia, forscht an Spaltöffnungen. Er schafft es, durch ein Portal in eine neue Dimension einzutreten. S...