Die Zuckermaus wird 41

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Jan hatte Geburtstag. Er wurde heute 41. Und dieser Fakt machte ihn nicht gerade glücklich. Er wollte kein alter Mann sein. Doch Olli hatte beschlossen dem entgegenzuwirken. Er würde Jan heute hoffentlich zu einem sehr glücklichen Menschen machen, aber bis es so weit war, musste er sich noch etwas gedulden.

Als Jan also am Morgen seines 41. Geburtstags aufwachte, wollte er einfach im Bett bleiben. Er hatte Olli zumindest davon abgehalten eine Party zu organisieren, zumindest hoffte er das. Jan wollte den Tag einfach gemütlich verbringen, von ihm aus auch die ganze Zeit im Bett. Er hatte sich heute extra frei genommen, damit ihm auch ja keine auf Arbeit gratulierte und es auch nur wagte ´Happy Birthday´ für ihn zu singen.
Jan wollte sich gerade noch einmal in sein Kissen kuscheln und weiterschlafen, doch da hatte er seine Pläne ohne Olli gemacht. Dieser war nämlich schon längst wach und hatte nur darauf gewartet ihm sofort nach dem aufwachen gratulieren zu können.
„Alles Gute zum Geburtstag Schatz.“ Bei der leicht gelispelten Aussprache des tz von Olli, musste Jan leicht schmunzeln doch damit würde der nicht durchkommen. „Nenn mich nicht so!“, schmollte Jan. Doch Olli grinste nur so unfassbar süß, dass sich Jans Herz vor Liebe angenehm zusammenzog. Er hätte nicht gedacht, dass es ihm auch nach Jahren noch so viel bedeuten würde, neben Olli aufzuwachen, doch das tat es. Jan versuchte trotzdem seinen schmollenden Gesichtsausdruck so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. „Du hast doch damals damit angefangen.“ Das stimmte. Leider. Jan hatte vor zwei Jahren auf einer Party aus Ironie, und um Joko und Klaas zu nerven, damit angefangen Olli Schatz zu nennen. Doch sein Schatz hatte leider irgendwann damit begonnen ihn immer so zu nennen und Jan hatte es nicht früh genug gemerkt um ihn davon abhalten zu können.
„Und jetzt grab´dich nicht so in die Decken ein. Du hast heute schließlich Geburtstag.“ „Eben!“, jammerte Jan. „Hey, wenn hier einer das Recht hat rumzuheulen, weil er schon wieder ein Jahr älter wird, dann bin das wohl ich. Ich bin alt. Du bist mit 41 noch ein junger Hüpfer. Und ich liebe dich.“ „Du bist nicht alt!“, widersprach Jan. „Und ich liebe dich auch.“ Damit rollte er sich aus seiner Decke und rutschte näher zu seinem Partner. Jan lehnte seine an Ollis Stirn und küsste ihn dann zärtlich. „Können wir im Bett bleiben?“ „Gerne, aber ich brauche Kaffee. Also stand Olli auf und kochte für sie Kaffee. Als er wieder ins Schlafzimmer kam, hatte sich Juri auf seiner Seite des Bettes breitgemacht. „Da hast du ja einen guten Ersatz für mich gefunden.“, schmunzelte Olli. „Da ist man mal fünf Minuten weg...“ „Es waren zehn. Und ich war so schrecklich allein.“ Jan grinste frech. So gefiel er ihm schon wesentlich besser. Olli hatte schon Angst, dass Jan den ganzen Tag aufgrund seines Alters Trübsal blasen würde. Also quetschte er sich neben Juri ins Bett und ließ sich von ihm begrüßen.

Der Tag war gegen Jans Erwartungen doch noch sehr schön geworden. Sie waren mit Juri im Wald spazieren gewesen und waren dort, bis auf einen einzelnen Jogger ganz allein gewesen. Jetzt war es spät abends und Olli wartete ungeduldig im Bett.
„Böhmermann kommst du jetzt endlich?!“ „Jaja, ich komme ja schon.“ Jan betrat das Schlafzimmer und begann sich umzuziehen, was Olli jedes mal den letzten Nerv kostete, denn Jan besaß diesen überdimensional großen Ikea Schrank aus der Werbung, der ein extra Fach für ALLES besaß. Es dauerte jedes mal gefühlte Stunden, bis Jan all seine Sachen fein-säuberlich eingeräumt hatte. Dass der eigentlich nervenaufreibende Grund war, dass Jan beim Umziehen so wunderschön aussah, vor allem wenn im Sommer die Sonne gerade unterging und den ganzen Raum in ein warmes Licht tauchte, behielt er lieber für sich.
„Olli, du starrst.“ Der Angesprochene konnte hören, dass Jan grinste. Dieser Arsch! „Ich starre nicht. Und jetzt komm endlich.“ „Hetzt mich nicht. Immerhin habe ich Geburtstag.“ Als Jan sich nun bekleidet mit einer Schlafanzughose und einem ausgeleierten T-Shirt zu ihm umdrehte, blieb er wie angewurzelt vor ihrem Bett stehen. „Du willst jetzt aber nicht die Gitarre mit ins Bett nehmen, oder?“
Die Gitarre in seinem Schoß hatte Olli vor Aufregung schon wieder ganz vergessen. „Nee, aber ich hab noch was für dich und jetzt komm.“ Jan seufzte ergeben und schlug die Decke zurück. Als er es sich bequem gemacht hatte, begann Olli leicht an den Saiten des hölzernen Instruments zu zupfen. Jan erkannte das Lied sofort. Phase. Er erinnerte sich an den Tag, als er Olli im Studio besucht hatte und dabei war, wie dieses Meisterwerk eines Songs entstanden war. „Ich bin grad´in so ner Phase, wo ich viel über uns nachdenk´.“ Da hörte Olli auf. „Willst du es nicht zu ende spielen?“ „Nein, der springende Punkt ist...“ Olli atmete einmal tief durch. „Also der springende Punkt ist, dass ich wirklich viel über uns nachdenke und, dass mir dabei immer öfter klar wird, dass ich dich so sehr liebe, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen möchte.“ Jan wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, doch er spürte, dass Olli noch nicht fertig war. „Und deshalb Jan Böhmermann, möchte ich dich hiermit auf diese, hoffentlich romantische, Art fragen, ob du mich heiraten willst.“ Jan verlor von einem auf den anderen Moment die Kontrolle über seine Gesichtszüge und sein Mund klappte auf. Er hatte zu Beginn von Ollis Ansprache schon mit etwas dergleichen gerechnet, aber diese Frage oder eher Bitte so deutlich aus Ollis Mund zu hören ließ alle s in seinem Kopf kreisen und seine Gefühle verrückt spielen.
„Jan?“ Olli sah ihn besorgt und nachforschend an. Mist. Wie lange hatte er ihn jetzt einfach nur dumm angestarrt. Jan war überfordert doch beschloss in diesem Moment einfach auf sein Herz zu hören und seinen Gefühlen für diesen Mann zu folgen. Und sein Herz sagte ihm gerade einfach nur, dass er ebenfalls den Rest seines Lebens mit Olli verbringen wollte. Weil sein Kopf wie in Watte gepackt war, fiel es ihm etwas schwer eine adäquate Antwort zu formulieren. „Olli, ich...“ Luft holen Jan! „Ja, ich... ich möchte dich heiraten.“ Jetzt waren es Ollis Gesichtszüge, die wahrscheinlich aus Erleichterung, entgleisten. Jan nahm sein Gesicht in beide Hände und schaute ihm tief in die Augen.
„Mann Olli, ich liebe dich so sehr. Das macht mich manchmal echt fertig.“ „Ich liebe dich auf Böhmermann.“, fand Olli seine Sprache wieder. Und dann küssten sie sich. Olli schlang seine Arme um Jans Schultern und dieser vergrub seine Hände in Ollis mittellangem Haar.
Als sie sich gefühlte Stunden später voneinander lösten, waren ihre Lippen geschwollen und Ihre Haare zerzaust.
„Wegen dem Ring Jan, musst du mir nochmal helfen.“ Olli blickte entschuldigend drein. „Ich wollte ihn nicht verlegen, also habe ich ihn in den Klangkörper der Gitarre gesteckt“ Jan lachte. Und weil Jans Lachen so furchtbar süß und ansteckend war, stieg Olli mit ein.
Jan schüttelte die Gitarre so lange, bis der Ring hinausfiel und betrachtete das kühle Stück silberne Metall in seiner Handfläche. „Der ist echt schön Olli.“ „So wie du.“ Und prompt wurde Jan rot. „Darf ich ihn dir anstecken oder willst du das auf emanzipierte Art selber machen. „Nein, es wäre mir eine Ehre, wenn du ihn mir anstecken würdest.“ Olli nahm den Ring aus Jans Handfläche und streifte ihn über Jans rechten Ringfinger. Er passte perfekt.
„Ich liebe dich Zuckermaus.“

Spotifys ZuckermäuseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt