Rückhalt

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Am nächsten Morgen wacht Lina in ihrem Bett auf und sieht sich in ihrem Schlafzimmer um. Sie atmet tief durch und überlegt, was sie heute machen will. Durch die Ritzen der Jalousie scheint die Sonne hinein und lässt alles etwas golden leuchten. Die junge Musicaldarstellerin überlegt, ihre Kolleginnen und Kollegen im Theater zu besuchen. Arbeiten kann und soll sie noch nicht, aber sie würde gern alle wiedersehen und erfahren, was los ist. Langsam richtet sich die junge Frau auf und reibt sich etwas müde die Augen. Sie steht auf, zieht sich an und geht ins Bad. Als sie kurz darauf in ihre Küche geht, nimmt sie sich ein Brötchen aus dem Schrank und holt Butter und Marmelade aus dem Kühlschrank. Während sie in aller Ruhe frühstückt, denkt sie an den gestrigen Abend zurück. Mit Katharina und Timo zusammen zu sitzen und zu reden, fühlte sich sehr schön an. Beide scheinen aufrichtige Freunde und Unterstützer zu sein. Dass sie extra für Lina eine kleine Überraschung vorbereitet haben, frische Blumen gekauft und das Wohnzimmer mit Girlanden geschmückt haben, freut und ehrt die zierliche junge Frau mit den braunen Locken sehr. Bills Besuch war ebenso eine Überraschung. Lina hat das Gefühl, dass er in der Beziehung da weiter machen will, wo sie vor dem Unfall aufgehört haben. So als wäre nie etwas passiert. Aber das geht leider nicht. Da sich Lina nicht an ihn und ihre Liebe erinnert, braucht sie Zeit, um sich an alles zu gewöhnen und wieder ihren Platz in dieser Gruppe zu finden. Hoffentlich kann das Bill verstehen und gibt mir die Zeit – denkt sie sich. Nach dem Frühstück räumt sie ihre Küche wieder auf und macht sich auf dem Weg zum Stadttheater.

Dort angekommen, geht sie ins Foyer und trifft dort auf Livia und Bill. Die zwei Tänzer sind überrascht, ihre Sängerin zu sehen. Sie kommen auf Lina zu.
„Lina! Was machst du denn hier?", fragt Livia überrascht.
„Ich wollte euch besuchen kommen!", lächelt die Brünette. Sie umarmt zuerst Livia ganz locker und dann Bill etwas inniger. Der starke Mann drückt seine Freundin liebevoll an sich und sieht sie interessiert an.
„Schön, dass du da bist.", lächelt er.
„Ich wollte einfach mal sehen, was hier so los ist.", schmunzelt Lina ihre Kollegen an und geht mit ihnen ein Stück weiter. Als sie vor der großen Trainingshalle ankommen, bleiben alle drei stehen.
„Hier müssen wir rein. Die Probe beginnt gleich.", sagt Livia und öffnet die Tür zur Halle.
„Dann wünsche ich euch einen schönen Tag und eine gute Probe.", grinst Lina freundlich.
„Sehen wir uns in der Mittagspause?", fragt Bill eindringlich. „Der Platz neben mir ist so leer."
„Ja, ich denke schon. Ich habe ja sonst nichts vor heute.", antwortet die Sängerin scherzend. Bill umarmt sie herzlich und folgt dann Livia in die Trainingshalle. Die brünette Lina bleibt zurück und geht entspannt weiter die Flure entlang. Sie sieht links und rechts immer wieder Türen und kann sich noch erinnern, was dahinter ist. Schließlich kommt sie bei der Tür an, hinter der die Sängerinnen und Sänger immer proben. Zaghaft stellt sich Lina an die Tür und lauscht. Sie kann leise Musik hören und eine Frau singt. Die schlanke Frau hört zu und muss lächeln. Der Gedanke, auf der Bühne zu stehen, zu singen und zu tanzen und Menschen zu unterhalten, erfüllt sie mit Glücksgefühl. Sie liebt Musik und Singen sehr und freut sich schon darauf, wieder auf der Bühne performen zu können.

„Frau Kosch?", erklingt eine Stimme hinter ihr. Lina dreht sich um und sieht einen großen Mann vor sich. Ein paar Augenblicke sieht sie ihn verunsichert an, dann erkennt sie ihn plötzlich wieder. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand steht er vor ihr und sieht sie fragend an.

„Hallo, Herr Mindel.", begrüßt sie ihren Vorgesetzten und ist selbst erstaunt darüber, dass sie sich plötzlich wieder erinnern kann. „Ich hoffe, ich störe nicht. Ich wollte nur mal sehen, was hier so los ist."
„Nein, Sie stören nicht. Aber sind sie nicht noch krankgeschrieben? Wie geht es Ihnen denn?", erkundigt sich der ältere Mann mit den kurzen blonden Haaren.
„Mir geht es ganz gut, danke. Körperlich bin ich soweit fit. Nur leider kann ich mich nicht mehr an alles erinnern.", bedauert die schlanke Brünette.
„Ja, ich weiß. Ich habe davon erfahren.", entgegnet der etwas beleibte Mann nachdenklich.
„Wäre es in Ordnung, wenn ich heute bei den Proben zusehe?", fragt Lina vorsichtig. Sie möchte niemanden ablenken oder stören, doch hat sie etwas die Hoffnung, dass ihr das Beobachten ihrer Kolleginnen und Kollegen helfen könnte, sich an Dinge zu erinnern. Linas Chef nickt nur und geht in den Probenraum. Als die anderen Sängerinnen und Sänger ihre Kollegin sehen, geht ein erfreutes Jubeln durch den Raum. Während das Playback des Liedes weiterläuft, kommen alle auf Lina zu und umarmen sie herzlich zur Begrüßung. Auf allen Seiten von ihren Kollegen umgeben, steht die brünette Sängerin da und freut sich sehr, so lieb empfangen zu werden.

Bis du dich wieder kennstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt