°•☆ Kapitel 1 ☆•°

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"Scheiße Lim, mit dir im Team gewinnen wir vielleicht endlich mal wieder die Bezirksmeisterschaft", schwärmte Cole aufgeregt und mehr als lautstark vor sich hin während ihre Gruppe durch die breiten Flure der Monroe High schländerte.

"Kannst du mir mal erklären was deine Eltern dir ins Frühstück mischen? Scheiße, deine Reflexe sind nicht von dieser Welt man."

Caesy, von seinen Teamkameraden einfach nur Lim genannt, zuckte beiläufig mit den Schultern und vergrub entspannt die Hände in den Taschen seiner Trainingsjacke. Auch wenn er koreanischer Abstammung war, zweifelte er stark daran, dass es bei ihm zu Hause etwas anders zu Frühstücken gab, als bei seinen Klassenkameraden.

Natürlich liebte er es wenn seine Mutter ihm traditionelle koreanische Gerichte, wie Bibimbap oder Bulgogi vorsetzte, dennoch lebte seine Mutter schon seit über zwanzig Jahren in den USA und war eine alleinstehende, berufstätige Mutter, die sich oft mehr aufhalste, als gut für sie war.

Wie in den meisten Haushalten musste es morgens also auch bei ihnen recht schnell gehen, daher bestand sein Frühstück in den meisten Fällen aus matschigen Cornflakes oder, sollte es Caesy denn tatsächlich mal geschafft haben, mit dem ersten Klingeln seines Weckers aufzustehen, einem auf die Schnelle hingeklatschten Naturjogurt mit Haferflocken und etwas Obst.

Er ersparte es sich, Cole auf diese Tatsache hinzuweisen, denn Caesy hatte bereits als Kind schnell gelernt, dass Menschen sich nunmal gerne von Äußerlichkeiten blenden ließen.

Obwohl er in den USA geboren und aufgewachsen war und seine Eltern ihm einen amerikanischen statt eines traditionell koreanischen Namen gegeben hatten, sahen die Menschen um ihn herum nur seine mandelförmigen Augen und seine asiatischen Gesichtszüge.

Nicht nur einmal war er deshalb mit langsam schleppenden Worten und pointiert betonten Silben in den Sätzen angesprochen worden.

Als wäre er geistig ein wenig zurückgeblieben oder als würde diese Form der Kommunikation ihn plötzlich dazu bemächtigen die englische Sprache besser zu verstehen.

Caesy machte sich nur selten etwas aus solch unangenehmen Begegnungen.

Er wusste, dass es die meisten Leute eigentlich nur gut meinten, was anhand ihrer verschämten Reaktionen kaum zu übersehen war, wenn er ihnen unerwarteterweiße in fließendem und völlig akzentfreiem Englisch antworte.

Solange er wegen seiner Herkunft und seines Ausehens nich offen angfeindet wurde -was traurigerweiße ebenfalls schon mehr als einmal vorgekommen war- konnte er mit diesen Vorurteilen gut leben und hatte sich schnell angewöhnt etwaige unüberlegte Kommentare an sich abprallen zu lassen.

Im Eishockey sah das ganze hingegen schon etwas schwieriger aus.

Obwohl er alles andere als klein war, tatsächlich gehörte er in seinem Team zu den größten Spielern, und in Pukto Muskelmasse und Kraft locker mit seinen Teamkameraden mithalten konnte, ließen sich auch hier die meisten von seinem Auftreten blenden.

Caesy war in seinem Wesen schon immer eher besonnen gewesen.

Es dauerte sehr lange um ihn irgendwie aus der Ruhe bringen zu können und seine Mutter sagte ihm oft nach, dass seine Geduld ein scheinbar endloses Ausmaß habe.

Er wusste nicht, ob er wirklich besonders Geduldig war oder einfach keinen Sinn darin sah, sich von etwas stressen zu lassen, dass er schlussendlich sowieso nicht in der Hand hatte.
Er ging die Dinge gerne strukturiert und sorgfältig an und sah keine Qualität darin, sich von Umweltfaktoren, die er nicht beeinflussen konnte ins Wanken bringen zu lassen.

Viele seiner ehemaligen Teamkameraden hatten ihn aufgrund dieser Charakterzüge zu Beginn also als ungeeignet für eine Kontacktsportart gehalten.

Sie hatten seine besonnene Art, seine vergleichsweise sanften Gesichtszüge und seine ausgeprägten Grübchen gesehen und hatte  automatisch angenommen, dass er zu sanftmütig wäre, um sich auf dem harten Spielfeld der Eishockeyarena gegen die generischen Spieler durchsetzen zu können.

You and I collideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt