4. Flieg mit mir

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Büro des Ehrenwerten
Richter Raguel

Ohne jegliche Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, erschien ich im rückwärtigen Bereich des Raumes und hielt mich ganz weit im Hintergrund, um die laufende Konversation nicht zu stören......und nicht etwa .....um Sie mit faszinierten Blick und schneller klopfendedem Herzen beim reden zu beobachten.

Ach wen wollte ich das denn nur weismachen?
Seufzte ich innerlich und betrachtete die junge Frau in der Gardisten Uniform, welche ihr etliche Nummern zu groß war, während mir gleichzeitig die Bilder durch den Kopf gingen,...wie sie in den rauchenden Trümmern gelegen hatte und das Anheben ihres Flügels mir mehr als nur die beiden Wesen die sie mit ihrem Leben beschützt hatte,...offenbarte.

Inmitten all dem Chaos, dem Schutt und des Rauchs,...sah ich SIE.

Auch wenn ihre wunderschönen langen Haare bis auf kurze Stoppeln versengt, ihre Kleidung zum größten Teil ein Raub der Flammen geworden waren und ihr nackter Körper mit Ruß und Asche bedeckt war....so konnte ich dennoch ihre atemberaubende Schönheit problemlos erkennen....wie ich zwar etwas verschämt, aber nichtsdestotrotz erfreut,...grinsend feststellte.

Auch wenn es mir mehr und mehr schwerfiel meine Aufmerksamkeit nicht nur auf die Heldenhafte junge Frau in der, locker um ihren Körper herum schlackernden Uniform, zu fokussieren,...so bekam ich dennoch mit was alles in der Zwischenzeit in welcher ich in meinem Zuhause gewesen war, hier passiert war.

Warum der große Gerichtssaal und Teile der angrenzenden Gebäude nur noch mehr rauchende Ruinen waren....

Und was die mutige junge Frau, deren blanke Füße immer wieder unter den weiten Hosenaufschlägen hervorlugten...wahrlich heldenhaftes geleistet hatte.

Voller Stolz, betrachtete ich sie lächelnd aus der Ferne und stellte mir vor, das sie ebenso für mich empfinden würde, wie ich dies für sie tat.
Mit leichtem Unbehagen schlich sich eine alte Erinnerung in mein Gedächtnis.
Eine Erinnerung an meine Studienzeit am Celestial College und das Verhalten vieler meiner Kommilitonen, denen wir Dschinn mehr als suspekt waren,...die uns aufgrund unserer wenn auch geringfügiger Andersartigkeit, oft ausgrenzten und bisweilen sogar regelrecht anfeindeten.
Einer der wesentlichen Gründen, weshalb sich alle Dschinn stets zusammenschlossen und sich weitestgehend und nach Möglichkeit, abseits von allen anderen hielten.

Und nun?
Nun empfand ich Sehnsucht und.....möglicherweise noch viel mehr, für eine von den anderen und katapultierte mich eventuell, sehenden Auges direkt in mein Verderben???

Ich mußte unbedingt herausfinden was Jeanne-Chantal empfand!
Noch bevor ich vielleicht eine ganz große Dummheit beging, egal wie aufmunternd Dschinn Omnia's Worte auch waren.

Um mich herum wurden Stimmen laut und eine allgemeine Aufruhr, ging durch den Raum, der sich urplötzlich zu leeren begann.
Verdammt!!!
Einen kurzen Moment lang hatte ich nicht aufgepasst und schon war mir entgangen, weshalb es auf einmal alle so derart eilig hatten.

"Was....was ist denn los?"
fragte ich den Gerichtsschreiber, der als einer der wenigen noch Anwesenden, hastig seine Unterlagen zusammenraffte und mich irritiert über den Rand seiner Brille betrachtete.

"Der Speichellecker des verbrannten Dämonen, wurde gesichtet!"

Abbadon!!!

Der Betrüger der die Hauptschuld an Jeanne-Chantal's misslicher Lage trug,....war hier!!!!
Dachte ich mit wachsendem Zorn, während ich meine Hände zu Fäuste ballte und nun ebenfalls aus dem Raum eilte.

*****

🪶

Jeanne-Chantal

You're my only wish  BAND 22 (Osterspecial)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt