Hetzjagt

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Es ist nun bereits meine 3. Schulwoche und bis jetzt habe ich noch keine Freunde. Aber um ehrlich zu sein, versuche ich auch nicht welche zu finden.
Das Mädchen, das an meinem ersten Tag gekichert hatte, als ich Blaise abblitzen ließ, stellte sich mir später als Daphne vor. Zwar ist sie, wie alle Slytherin, ziemlich abgehoben und bildet sich viel auf ihren Blutsstatus ein, aber ich finde sie trotzdem sehr nett und ab und zu unterhalte ich mich auch mit ihr.
An meinem zweiten Schultag hatte ich auch schon den berühmten Harry Potter kennen gelernt. Wobei kennen gelernt wohl kaum das richtige Wort ist. Ich habe ihn beim Frühstück am Gryffindor Tisch sitzen sehen und wusste natürlich sofort, dass er es ist. Seine Narbe würde jeder erkennen. Doch ihn anzusprechen würde ich mich niemals trauen und ich sehe auch keinen Grund dazu.

Es ist Wochenende und wie jedes Wochenende verziehe ich mich an einen stillen Platz um zu lesen, Zaubersprüche zu lernen oder Hausaufgaben zu machen. Auf den Weg dahin werde ich jedoch von Megan aufgehalten. In den letzten Wochen haben wir uns kaum gesehen und wenn dann nur um uns flüchtig ein Hallo zuzuwerfen.
„Hei. Wo gehst du denn hin?" Ihr Grinsen ist wie immer ansteckend und ich muss automatisch ein wenig lächeln. „Ich wollte nur..ein wenig lernen." Ich hebe das Buch in meiner Hand hoch - Animagus, Methaphorgamus und Werfwolf. „Werwolf?" Megan verzieht kurz das Gesicht, was bei ihr sehr ungewohnt aussieht. „Muss ja spannend sein." Ihr Grinsen taucht wieder auf und sie zuckt die Schultern. „Dann halte ich dich mal nicht länger auf. Bis dann."
Megan läuft - oder eher hüpft - den Gang entlang davon. Ich sehe ihr lange hinterher, bis sie schließlich um die Ecke verschwunden ist.
Dann gehe ich in eine kleine Nische und berühre drei Steine mit meinem Zauberstab. Das Schloß hat viele verborgene Geheimgänge und Räume. In meiner Freizeit lerne und lese ich nicht nur, ich suche immer wieder nach diesen Gängen und Räumen. Einen Raum - gerade mal so groß wie eine Abstellkammer - und 2 geheime Gänge, die aus dem Schloß führen, habe ich schon entdeckt. Der Gang, der sich jetzt vor mir öffnet, führt zu einer abgelegenen Wiese, nahe dem verbotenen Wald.

Ich lese nun schon seid 2 Stunden in meinem Buch und bin immernoch wie gefesselt. Ich habe schon oft etwas von Animagus, Methaphorgamus und Werwölfen gehört. Doch in diesem Buch steht alles so ausführlich drin, dass ich das Gefühl habe, nun Professorin in diesem Bereich zu sein.
Ich lege das Buch zur Seite und gehe noch einmal tief in mich. Wie cool wäre es, ein Methaphorgamus zu sein? Oder ein Animagus? Vielleicht könnte ich ja einer werde..ein Animagus selbstverständlich. Denn Methaphorgamus ist angeboren, man kann es sich nicht selbst beibringen.
Ich nehme wieder das Buch zur Hand. 'Um ein Animagus zu werden, muss man Können zeigen. Es erfordert Wissen, Anstrengung und viel Zeit.' Zeit habe ich genug, besonders am Wochenende. Das Wissen habe ich nun auch. Und den Willen. Außerdem bin ich ausgezeichnet in Verwandlung.
Ich versuche es gleich, doch natürlich funktioniert es nicht. Naja war ja auch nur mein erster Versuch. Ich beschließe trotzdem fleißig weiter zu üben und noch mehr über Animagus heraus zu finden.

**Eine Woche später**
„He. He Mädchen!" Ein großes Buch schlägt hart auf meinem Kopf auf und ich höre lautes Gelächter. Trotzdem versuche ich diese Idioten weiter zu ignorieren. Eigentlich ist die Bibliothek ja ein Ort der Ruhe, an dem ich immer gut alleine lernen kann, wenn es regnet und ich nicht an meinen geheimen Ort kann. Doch heute ist das leider nicht so.
Ich mache mich noch ein wenig kleiner und lese weiter in meinem Buch. Das Gelächter hat inzwischen aufgehört, dafür höre ich Stühle rücken. Hoffentlich gehen sie. Doch das tuen sie natürlich nicht. Warum sollte ich auch mal Glück haben..
Drei Jungen bauen sich vor mir auf. Ich erkenne sie sofort wieder. Es sind die Jungen aus dem Zug, die so unfreundlich waren. Die haben mir gerade noch gefehlt. Ich erkenne die Krawatten der Dreien als Gryffindor wieder.
„Hast du keine Ohren oder was? Wir haben dich gerufen", sagt der Junge in der Mitte. Der Gleiche, der mich im Zug so angefahren hat.
Ich starre ihn finster an und versuche meine Panik zu unterdrücken. „Nein habt ihr nicht." Schließlich haben sie nur 'Mädchen' gerufen und das ist nicht mein Name. Die Jungen rechts und links lachen, während der Junge in der Mitte auf mich zukommt.
Ich stehe auf und nehme mein Buch in die Hand um zu verschwinden, solange ich noch kann. Doch ich komme gerade mal zur Tür raus, dann fangen die drei mich ab und versperren mir den Weg. Die Panik steigt unerbittlich immer weiter in mir auf. „Was wollt ihr?" Ich zwinge mich dazu, ruhig zu reden. Aber ein leichtes Zittern in meiner Stimme verrät meine Angst.
„Warum läufst du denn einfach so vor uns weg? Wir wollten uns nur ein wenig unterhalten. Es ist unhöflich mitten im Gespräch abzuhauen."
„Tut mir Leid. Aber ich muss jetzt wirklich gehen." Ich versuche mich an ihnen vorbei zu drängen, doch der Junge in der Mitte packt mich fest an meinem rechten Oberarm und schleudert mich zurück. Ich stolpere und falle auf den Boden.
Die Drei kommen weiter auf mich zu und stehen nun direkt vor mir. Ich beginne zu zittern und habe nur ein Gedanke: Weg hier!
Schnell stehe ich auf und renne in die andere Richtung, den Gang entlang davon. Die drei Jungen warten nicht lange und stürmen mir hinterher. Ich renne so schnell ich nur kann. Die Jungen halten gut mit, holen aber zum Glück nicht weiter auf.
Kurz bevor mir die Puste ausgeht komme ich endlich an unserem Gemeinschaftsraum an. Ich sage schnell das Passwort und verschwinde in der Öffnung der Mauer.
Dann renne ich in unseren Gemeinschaftsraum, falls meine Verfolger sich noch durch die schließende Öffnung durchzwingen.
Im Gemeinschaftsraum angekommen, sehe ich niemanden und stütze mich auf meine Knie ab um tief Luft zu holen. Die Hetzjagt hat mich ganz schön außer Puste gebracht.
Von meinen Verfolgern ist zum Glück nichts mehr zu sehen.
Ich will gerade hoch in meinen Schlafsaal, als ich ein Räuspern höre.

Der TodesfluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt