Dark

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Draco sieht mir eine zeitlang wortlos direkt in die Augen. Dann nimmt er langsam seine Hand von meiner Brust. „Das ist deine letzte Chance Dark. Lass dich nicht noch einmal mit ihr erwischen." Mit diesen Worten verschwindet er dann schnell.

Der Vorfall mit Draco ist jetzt schon ein paar Wochen her. In der ersten Woche habe ich mich von Megan ferngehalten. Doch auf Dauer wollte ich das nicht, weshalb ich ihr einen meiner geheimen Orte gezeigt habe. Von nun an treffen wir uns immer da.
Es ist die letzte Woche vor den großen Ferien und ich bin wieder auf meiner Lieblingswiese. In letzter Zeit habe ich sehr viel geübt, doch nur immer wieder eine halbe Verwandlung hinbekommen. Das beste, was mir bisher gelungen ist, ist eine Verwandlung bis hoch zur Brust. Es war sehr merkwürdig, auf einmal so klein zu sein und auch noch Federn zu haben.
Heute meditiere ich wieder. Dieses Mal noch länger als je zuvor. Ich stehe auf und spreche die Worte laut und entschlossen aus. „Transmutare Animagi!"
Wie auch schon oftmals zuvor, verwandeln sich zuerst meine Füße. Ich lasse mich dieses Mal nicht davon ablenken und schließe meine Augen um mich weiter konzentrieren zu können. Nach wenigen Sekunden spüre ich, wie sich auch meine Arme verwandeln. Es ist ein kleines, angenehmes Kribbeln auf der Haut.
Ich lasse meine Augen geschlossen und atme tief ein und aus, bis mir auffällt, das mein Gesicht kribbelt. Ich konzentriere mich weiter. Irgendwann spüre ich kein Kribbeln und bin schon enttäuscht, da ich dachte wieder nur teilweise verwandelt zu sein.
Ich öffne meine Augen und sehe an mir runter. Die Füße sind verwandelt. Meine Taille, mein Bauch, sogar meine Brust ist verwandelt und auch meine Arme. Anstelle meiner Arme sehe ich Flügel. Ich taste damit mein Gesicht ab und stelle fest, das sogar mein Kopf verwandelt ist. Ich bin verwandelt. Vollständig. Ich habe es geschafft!
Erfreut klatsche ich in die Hände, wobei es ja jetzt Flügel sind. Ein Vogel als Animagus ist mehr als cool. Das bedeutet, ich muss auch fliegen können. Und genau das will ich gleich austesten. Nur wie lerne ich fliegen?
Ich versuche es, indem ich Anlauf nehme und dabei meine Flügel ausbreite. Dann schlage ich mit ihnen auf und ab und tatsächlich...ich hebe ein wenig vom Boden ab. Fantastisch! Das ist so ein unglaubliches Gefühl! Man kann es unmöglich beschreiben.
Ich gleite immer ein Stückchen höher und bin nun einen Meter über dem Boden. Ich muss wieder an meine menschliche Gestalt denken und wieviel cooler meine Animagus Gestalt ist. Dann passiert etwas unvorhersehbares.
Urplötzlich verwandle ich mich innerhalb einer Sekunde zurück in meine menschliche Gestalt und plumpse mit dem Bauch auf dem Boden. Ein Glück war ich nicht besonders hoch.
Ich setzte mich auf und denke über meinen Fehler nach. Wieso war ich auf einmal wieder in meiner normalen Gestalt? Dann fällt es mir ein. Um sich zurück zu verwandeln, muss man fest seine menschliche Gestalt vor Augen haben und sich in sie hinein versetzten.
Tja...da muss ich wohl noch ein wenig üben.

Es sind bereits Ferien und ich habe sogar in den Ferien weitergeübt und schaffe es immer länger in meiner Animagusgestalt zu bleiben. Wobei das mit dem Fliegen ein wenig schwerer und gefährlicher ist. Einmal bin ich in unserem Apfelbaum gelandet.
Es ist bereits Juli und ich habe in einem Tag Geburtstag. Mein Onkel hat mir versprochen, dass ich meinen Geburtstag dieses Jahr feiern darf. Da meine Tante einen Tag vor mir Geburtstag hat, wird es praktisch eine doppelte Geburtstagsfeier. Das bedeutet, wir feiern die Nacht durch um in meinen Geburtstag reinzufeiern. Das beste daran ist, dass ich so lange wach bleiben darf, wie noch nie.
Es ist noch früh am Morgen und ich habe mich in den hinteren Teil unserer Parkanlage geflüchtet. Zum einen wäre ich meinem Onkel nur im Weg, da er gerade dabei ist unseren Ballsaal zu dekorieren und alles vorzubereiten. Und zum anderen möchte ich noch einmal üben.
Hier im hinteren Teil der Anlage ist so etwas wie ein kleines Wäldchen, nicht sehr groß, aber groß genug um unentdeckt zu bleiben.
Dieses Mal meditiere ich nicht vorher. Ich konzentriere mich und spreche die Worte laut aus. Irgendwann, wenn ich den Animaguszauber besser beherrsche, kann ich die Worte in Gedanken aussprechen.
Sobald ich mich verwandelt habe, versuche ich zu fliegen. Ich schaffe es auf einen niedrigen Ast. Ich bleibe kurz darauf sitzen und fliege dann langsam wieder runter. Na bitte, geht doch!
Ich verwandle mich wieder zurück und gehe zu unserem Haus.

„Entschuldigen Sie Miss Dark?" Ich drehe mich zu der piepsigen Stimme unseres Hauselfens Fissi um. Mein Onkel und meine Tante nennen ihn immer nur Fiss, da sie Fissi zu lächerlich finden. Aber ich finde den Namen Fissi total niedlich.
„Fissi. Ich habe dir glaube ich schon mindestens 100 mal gesagt, dass du mich Lucy nennen kannst." Unser Hauself war bis ich nach Hogwarts kam mein einziger Freund. Manchmal ist er zwar etwas nervig, jedoch mag ich ihn sehr. Es fühlt sich komisch an, wenn er mich Miss nennt, aber anscheinend begreift er das nie.
„Ja, entschuldigen..Entschuldigung Lucy." Ich nicke. „Gut. Was gibt es denn?"
„Ihr Onkel schickt mich. Er lässt ausrichten, dass die ersten Gäste um 18.00 Uhr kommen und sie bitte um 17.00 Uhr fertig sein sollen." Das ist mal wieder typisch für meinen Onkel. Ich soll eine Stunde früher fertig sein, nur weil er genau weiß, dass wenn ich um 17.00 Uhr fertig sein soll ich frühestens um 17.30 Uhr fertig bin. Aber na gut ich habe ja noch genug Zeit. Schließlich ist es gerade mal 13.00 Uhr.
„Gut. Danke." Ich drehe mich schon um, um hoch in mein Zimmer zu gehen, als Fissis Stimme mich schon wieder aufhält. „Achja und ..Lucy?" Vor dem Lucy unterbricht er sich kurz, aber wenigstens hat er dieses Mal daran gedacht.
Ich drehe mich wieder um. „Das Mittagessen steht noch in der Küche. Es ist wahrscheinlich bereits kalt. Ihr Onkel und ihre Tante haben schon vor einer Stunde gegessen, doch da waren sie noch nicht da."
Ich gehe die Treppen wieder runter und in Richtung Küche. Als ich bei Fissi vorbei komme lege ich kurz meine Hand auf Fissis Schulter. „Danke Fissi."
Ich lasse mir ziemlich viel Zeit beim Essen, da ich nebenher in einem Buch rumblättere. Es handelt sich über magische Wesen, wie Werwölfe, Vampire und andere. Es ist so spannend, dass ich nicht merke, dass ich schon über 2 Stunden in unserem Esszimmer sitze und mein Essen schon längst aufgegessen habe. Erst als Fissi zur Tür rein kommt, sehe ich, dass mein Teller leer ist.
„Lucia. Sind sie immernoch nicht dabei, sich umzuziehen? Es ist bereits 15.30 Uhr." Etwas schockiert sehe ich ihn an. „Oh Mist! Ich wollte noch duschen." Ich stehe auf, ohne meinen Teller wegzuräumen. Fissi wird das schon für mich erledigen.
In meinem Zimmer angekommen, ziehe ich schnell meine Kleidung aus und gehe dann in mein Badezimmer, das glücklicherweiße anliegend an meinem Zimmer ist. Nachdem ich im Schnellgang geduscht habe, zaubere ich mir meine Haare schnell trocken, wobei mir völlig egal ist, dass man außerhalb Hogwarts nicht zaubern darf.
Ich gehe wieder in mein Zimmer und in meinen begehbaren Kleiderschrank. Zum Glück ist er immer gut aufgeräumt und nach Kleidungsstücken und Farbe sortiert, was ich Fissi verdanke.
Ich gehe meine Kleider durch. Verzweifelt stelle ich fest, das kein einziges Kleid dabei ist, dass ich nicht schon mindestens einmal anhatte. Ich hätte daran denken müssen, mir ein neues Kleid zu kaufen. Schließlich will ich bei diesem besonderen Anlass auch ein besonderes Kleid und nicht eines, dass ich schon mal anhatte.

Der TodesfluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt